Lass es bloss nicht Liebe sein
Haar hatten wie sie und wo solche Klämmerchen super aussahen. War ein Klacks für sie! Sie war eine junge Frau– sie hatte ihr Leben und ihre Haare voll im Griff.
So, als Nächstes würde sie… losziehen und ein frisches Toastbrot kaufen. Sie schlenderte zu Rosa’s Café und Bäckerei an der Ecke.
» Buongiorno, Signora Rosa. Ein frisches Toastbrot, per favore «, sagte Lily.
» Buongiorno, bella «, erwiderte Rosa und drehte sich zu dem Regal mit den Broten hinter ihr. » Wo ist denn Ihr Mann abgeblieben?«
Lily zuckte kaum merklich zusammen, sie fühlte, wie sich ihre Nackenmuskulatur verkrampfte. Wussten fremde Leute mehr als sie? War sie die Einzige, die keinen Schimmer hatte, was mit ihm passiert war?
» Er ist unterwegs«, antwortete sie ausweichend.
» Macht sich ganz schön rar, war schon länger nicht mehr auf einen Kaffee hier.«
Lily hatte nicht den Hauch einer Ahnung gehabt, dass er bei Rosa Kaffee trank. Sie war immer davon ausgegangen, dass er seinen Kaffee zu Hause trank– mit ihr.
» Hat wohl irgendwo was Netteres gefunden, eh?« Rosa lachte. » Das bricht Graciella das Herz.« Sie deutete mit einem Kopfnicken zu dem Mädchen an der Espressomaschine, die gelangweilt Milch in ein Kännchen füllte. Das Mädchen hatte eine schwarze Schürze um ihre Hüften gebunden, die ihre schlanke Figur unterstrich, und ihre schwarze Mähne wild toupiert.
» Er mag, was ich für ihn mache«, meinte Graciella mit einem lasziven Lächeln.
Darauf kannst du Gift nehmen, du transusige Schlampe, giftete Lily stumm in sich hinein.
Rosa schüttelte den Kopf und packte Lilys Brot in eine Tüte. » Tsts, sie ist erst siebzehn.«
» Morgen, Rosa.« Suzy, im weißseidenen Teddy, betrat das Café. » Wo hast du denn deinen russischen Lover gelassen?«, fragte sie Lily.
Graciellas Kopf schnellte ruckartig hoch.
» Du hast einen Lover, Lil?«, giggelte Rosa.
» Zwei kleine Latte, Graciella«, bestellte Suzy. » Du trinkst doch einen mit, Lily, oder?«
» Falls es euch interessiert, ich hab keinen Lover«, antwortete sie, um einen fröhlichen Tonfall bemüht, obwohl ihr mittlerweile nicht mehr zum Spaßen war. Hoffentlich merkten die anderen ihr nicht an, dass sie halb umkam vor Sorge um Robbie. Sie schnappte sich das eingepackte Brot.
Gemeinsam mit Suzy schlenderte sie zurück, dabei schlürften sie ihren Latte aus Pappbechern.
» Diese Graciella macht einen echt guten Kaffee«, sagte Suzy.
» Hast du Robbie schon mal da gesehen?«
Suzy sah Lily mit großen Augen an. » Robbie? Klar, der treibt sich doch überall rum.«
Lily verschluckte sich an ihrem Kaffee und hustete. Sie blieb vor der Buchhandlung stehen und fischte den Schlüssel aus der Tasche.
» Ich stehe vor einem Rätsel, Suzy. Ich weiß nicht, wo er ist. Das ist total untypisch für ihn. Er geht nicht an sein Handy und ruft auch nicht an. Seine Freunde und seine Eltern sind genauso ratlos wie ich.«
Suzy blinzelte verdutzt und trank einen Schluck Kaffee. » Hast du die Polizei eingeschaltet?«
Lily war sich unschlüssig, was sie antworten sollte. Sie hatte beschlossen, das Buch und William außen vor zu lassen, bis sie Näheres wusste. Außerdem konnte Robbie jeden Moment wieder auftauchen.
Der Zufall half ihr. Drei Frauen blieben vor Suzys Boutique stehen, betrachteten die Dessous im Schaufenster und mopperten, dass geschlossen war. Suzy stakste auf ihren hochhackigen Peeptoes zu ihnen. Und rief Lily über die Schulter hinweg zu: » Mach dir keinen Kopf, der taucht bestimmt wieder auf.«
Sein Telefon klingelte. Die Anrufer-ID zeigte, dass es Thomas war– von Weston’s. Das waren ja ganz neue Sitten. Für gewöhnlich bedrängten sie ihn nicht. Sie stellten ihm die nötigen Infos und ein entsprechendes Budget zur Verfügung und mischten sich ansonsten nicht ein.
» Thomas. Was kann ich für dich tun?«
» Hi, William. Entschuldige, wenn ich dich kurz stören muss. Ich hab dir etwas mitzuteilen. Der Kunde des Kunden, wenn du verstehst, was ich meine, wird ein bisschen nervös, könnte man sagen. Will seine eigenen Leute auf die Sache ansetzen.«
» Heißt das, ihr pfeift mich zurück?«
Er hoffte, Thomas würde das bestätigen. Zumal er nichts gegen eine nette kleine Auszeit in Sydney einzuwenden hätte. Mit Lily Gemüse einkaufen zu gehen und ihre Marmeladen zu probieren passte ihm fabelhaft in den Kram.
» Nein, nein. Bloß eins: Schnapp dir das Teil, bevor es die anderen tun. Wir wollen schließlich unsere Provision kassieren. Ein
Weitere Kostenlose Bücher