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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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Perlenstickerei am Halsausschnitt verfangenen Ästchen herauszupfte.
    » Okay, stehen Sie mal vorsichtig auf.«
    Sie richtete sich mit dem Oberkörper auf und kam unsicher auf die Füße, inspizierte den Pulli. William kroch aus der Hecke, den gesuchten Ball in der Hand. Er trat neben sie, pickte ihr Blätter und Stängel aus den Haaren. Sie schob rigoros seine Hand weg.
    » Ich hab damit nichts zu tun, William. Als wir das verdammte Ding in einer der Kisten entdeckten und feststellten, was wir da an Land gezogen hatten, hab ich ihn bekniet, er solle damit zur Polizei gehen. Ich wusste gleich, dass die Sache eine Nummer zu groß für uns ist.«
    Otto umkreiste die beiden schwanzwedelnd. Er wollte weiterspielen, aber Lily hatte genug. » Ich will nach Hause, ich brauche einen Drink.«
    Sie kehrten um. Vor der Buchhandlung kramte William seine Autoschlüssel aus der Tasche.
    Lily drehte sich zu ihm um und musterte ihn mit leicht geneigtem Kopf. Seine schwarzen Haare waren total zerwuschelt. » Wenn Sie mögen, lad ich Sie zum Abendessen ein.«
    » Ich muss los, trotzdem danke für die Einladung.«
    » Ach, kommen Sie. Wollen Sie wirklich schon in Ihr langweiliges Hotelzimmer zurück? Zu Anna Karenina und Hotelfutter?«
    Er grinste, zögerte jedoch weiterhin.
    » Los, geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß. Ich ess nicht gern allein; ich mach uns schnell ein Omelett, okay? Danach fahren Sie dann ins Hotel. Oder bin ich so was wie eine Hauptverdächtige, und Sie müssen wegen Befangenheit ablehnen?«
    » Nein. Nett von Ihnen, dass Sie mich einladen.«
    » Ich bin eben der totale Gutmensch, nicht?«, alberte sie, als sie Otto Halsband und Leine abnahm.
    William folgte ihr nach oben, irgendwie erleichtert darüber, dass er nicht allein vor seinem Computerbildschirm essen musste. Er war sich ziemlich sicher, dass sie keinen Schimmer hatte, wo ihr Freund war. Folglich war sie über jeden Verdacht der Komplizenschaft erhaben, aber wenn er noch ein Weilchen mit ihr plauderte, rückte sie vielleicht mit irgendwelchen Hinweisen raus, wo Robbie sich aufhalten könnte. Wenn er, William, Glück hatte, war was Brauchbares dabei, was ihr möglicherweise selbst nicht mal schwante. Er wollte jedoch eine klare Trennungslinie zwischen dienstlich und privat ziehen, damit es nicht zu Missverständnissen käme.
    Das mit den Gedichten, entschied er, behielt er erst mal für sich. Bei seinen Internetrecherchen hatte er gemerkt, dass er sich brennend für russische Lyrik interessierte. Wenn er wohlig ausgestreckt in der Wanne lag, in einem schönen heißen Bad, lenkte er sich mit dem Rezitieren von Gedichten ab. Dann dachte er wenigstens nicht daran, was Lily gerade machte oder, noch schlimmer, wie angenehm es wäre, wenn Robbie gar nicht mehr aufkreuzte.

5
    Lily verquirlte ein paar Eier in einer Schüssel, stellte eine Bratpfanne auf den Herd und drückte William eine Flasche Rotwein und einen Korkenzieher in die Hand.
    Er füllte zwei Gläser und sagte: » Kommt Robbie eigentlich gut mit euren Nachbarn klar?«
    » Logo, alle mögen Rob.« Sie verstummte und goss die Eimasse in die Pfanne. » Er quatscht mit jedem. Der Wein ist übrigens aus seinem ganz speziellen Versteck.« Sie nahm Käse und Schinken aus dem Eisschrank. » Wenn er sich auf Nimmerwiedersehen verkrümelt hat, können wir ihn ohne Gewissensbisse trinken. Wenn nicht, mach ich ihm das irgendwie wieder gut.«
    William setzte sich mit dem Weinglas an den Tisch und schaute ihr zu, wie sie Salat putzte und in eine Schüssel warf.
    » Lust auf einen kleinen Salat zum Omelett?« Sie zwinkerte ihm zu.
    » Finden Sie nicht, dass Sie zu viel Zeit allein verbringen, Lily? Sie scheinen in einer sehr interessanten Innenwelt zu leben.«
    » Was soll denn die Untertreibung?«, giggelte sie. Sie schälte eine Zwiebel und schnitt sie in kleine Würfel. » Ich habe mein reiches Gefühlsleben, und ich habe meinen strukturierten Alltag. Obwohl ich jeden Tag unten im Laden stehe und dadurch viel mit Menschen zu tun habe, kann ich nicht gut allein sein. Dann rauschen die Dämonen an, ergreifen von mir Besitz und spucken von oben auf meine Psyche.«
    Sie hielt mit dem Schneiden inne und sah auf. William betrachtete eben das Foto von ihr und Robbie.
    » Ist Robbie denn sonst abends hier?«
    Sie vermischte die Salatblätter mit den Zwiebelwürfeln, goss Olivenöl und Essig dazu und stellte die Schüssel auf den Tisch. Dann nahm sie ihr Glas Wein und drehte es zwischen den Fingern. » Hmm, wie soll ich

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