Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
Vom Netzwerk:
dem Nähkästchen, in der Zwischenzeit war Robbie vielleicht gekidnappt worden und wartete verzweifelt darauf, dass sie die Polizei alarmierte. Oder er lag mausetot in irgendeinem Krankenhaus-OP, wo sie ihm die inneren Organe rausnahmen und meistbietend verhökerten. Sie stürmte die Stufen hinunter und schaltete den Computer ein, starrte auf ihr Handy, während sie darauf fieberte, dass das Gerät hochfuhr.
    Lily klickte auf eine News-Webseite. Keine tödlichen Unfälle aufgelistet. Keine E-Mail von Robbie von den Cayman Islands. Sie atmete tief durch, rief das St. Vincent’s Hospital, das Prince of Wales und das Royal Prince Alfred an. Keine Schwerverletzten, niemand mit dem Namen Robert Schwartzman.
    Durch das Schaufenster hindurch sah sie die geparkten Autos auf der Straße und dass bei ihrem Nachbarn Tony noch Licht war. Vielleicht war Robbie auf einen Drink zu ihnen rüber und diskutierte mit Guy den Zustand der australischen Fußballmannschaft– sein Lieblingsthema. Dabei hatten sie sich verquatscht. Er fand sein Handy nicht… oder der Akku war leer oder… oder… oder. Sie tupfte sich mit einem Kleenex die Augen trocken und putzte sich die Nase. Und wenn er sich heimlich, still und leise vom Acker gemacht hatte, um irgendwas zu tun, wovon sie nichts erfahren sollte? Sie seufzte schwer.
    William öffnete seinen Laptop und tippte Russische Dichter in die Suchmaschine ein. Das Ergebnis war eine gigantisch lange Aufstellung. Natürlich war der Name Puschkin so ziemlich jedem geläufig, aber wer hatte seine Gedichte gelesen? Und was war mit Mandelstam oder Batjuschkow, Kuzmin oder der Ratuschinskaja? Er beschloss, mit etwas Einfacherem anzufangen.
    Der Zimmerservice brachte sein Abendessen. Er nahm die Warmhaltehaube vom Teller und inspizierte, was er bestellt hatte. Hotelessen. Gutes Hotelessen, aber trotzdem Hotelessen. Falls seine Recherchen in Sydney sich länger hinzögen, dachte er, würde er sich ein paar gute Restaurants suchen. Und sich zwangsläufig einen Mietwagen nehmen müssen.
    Er stocherte abwesend auf dem Teller herum und scrollte dabei durch die russische Lyrik. Grundgütiger, gab es denn kein Gedicht, nicht ein einziges, das er irgendwann mal auswendig gelernt hatte?
    Es war stickig im Zimmer, und er hing mit nacktem Oberkörper vor dem Computer, las, klickte und machte sich Notizen. Natürlich konnte er nicht am nächsten Tag zu Lily marschieren und triumphierend hinausposaunen, dass er ein Gedicht für sie habe. Schon gar nicht, wenn Robbie wieder aufgetaucht war. Wenn sie ihn jedoch irgendwann erneut danach fragen sollte, dann wollte er ein oder zwei Gedichte ganz lässig aus dem Ärmel schütteln.

4
    Eine Tasse Tee in der Hand, ging Lily nach unten und fuhr den Computer hoch. Immer noch keine E-Mail von Robbie und auch keine Lösegeldforderungen von irgendwelchen Kidnappern. Dafür jede Menge Spam, worin sie angehalten wurde, sich ihren Penis vergrößern zu lassen– das war’s. So kannte sie Robbie gar nicht. Ganz gleich, was er machte oder wo er war, er informierte sie sonst immer.
    Sie tippte Weston’s in die Suchmaschine, drückte auf » Enter«, und Weston’s Fine Arts erschien auf dem Bildschirm. Sie notierte sich die E-Mail-Adresse, öffnete ihren E-Mail-Account und formulierte eine Anfrage bezüglich eines gewissen William Isyanov.
    Immerhin hatte er sie gebeten, nicht die Polizei einzuschalten, folglich musste sie sichergehen, dass der Typ sauber war. Sie drückte auf » Senden« und nippte an ihrem Tee. Hoffentlich kam in den nächsten vierundzwanzig Stunden eine Antwort. Bis dahin war Robbie bestimmt wieder zu Hause, und das Ganze entpuppte sich als ein blödes Missverständnis. Sie stellte ihre Tasse auf den Unterteller und lief nach oben ins Schlafzimmer. Wenn er keinen Ärger mit ihr haben wollte, ließ Robbie sich besser ein paar plausible Erklärungen einfallen, knirschte sie innerlich.
    Sie stellte sich vor den Kleiderschrank, riss sämtliche Türen auf und hatte mal wieder die Qual der Wahl. Was war mit dem schwarzen Supermini aus den 1960 ern mit den hippen Fransen am Saum? Nackte Arme? Es war noch frisch draußen. Okay, mit einem schwarzen Top darunter. Ja, komplett deprimäßig schwarz, denn so fühlte sie sich heute. Sollte sie ihre Haare mit einem Clip zurückstecken? Nöö, vielleicht besser mit zweien. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl bekam sie den Style bestimmt so hin, wie es ihr vorschwebte. Hip und chic. Lily kannte etliche Frauen, die kräftiges

Weitere Kostenlose Bücher