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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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entgeistert.
    » Ich persönlich finde Fanins Erläuterungen manchmal interessanter als die Bilder. Ich glaube, er war fasziniert und gleichzeitig geschockt. Schauen Sie, hier schreibt er von › der sinnlichen Leidenschaft und der tiefen Erregung, die sich auf dem Gesicht des Satyrs spiegelt ‹ .«
    Lily nickte, und er blätterte die Seite um. William war immer wieder für eine Überraschung gut. Ein Mann mit vielen Facetten, der sie zunehmend mehr interessierte. Als er weiterblätterte, sah sie Bilder von Faunen, Satyrn und Hermaphroditen, alle mit gewaltigen Erektionen, frisch verheiratete Paare in ihrer Hochzeitsnacht, die aus phallusartigen Gefäßen tranken, Statuen mit bombastischen Schniedeln, bis sie schließlich bemerkte: » Es dreht sich alles bloß um Männer, nicht wahr?«
    » Logisch. Es war eine von Männern dominierte, streng hierarchisch strukturierte Gesellschaft.«
    » Hmm«, muffelte sie und blätterte weiter.
    » Frauen gehörten ins Haus und hatten die sexuellen Bedürfnisse der Männer zu befriedigen.«
    » Das kommt mir bekannt vor«, murmelte sie.
    » Was?«
    » Das da ist ganz schön«, meinte Lily. Sie überging seine Frage. » Der Kuss des Fauns.«
    » Mal schauen, was Fanin dazu schreibt.« William räusperte sich und las vor: »› Der Faun überwältigt sie, sein Mund hat den der Nymphe erobert, und seine Hand stiehlt sich über ihren üppigen Busen. ‹ «
    Lily neigte sich dichter über das Bild. » Bitte, lesen Sie ruhig weiter.«
    » Fanin schreibt weiter: › Die Nymphe, weit davon entfernt, ärgerlich zu sein, entbrennt in gierigem Verlangen und ungezügelter Wollust angesichts seines Vorspiels. ‹ «
    Lily sah auf, weil sein Lesefluss unvermittelt stockte, und traf auf Williams Blick. Er konzentrierte sich hastig wieder auf die Bildunterschrift.
    Sie lehnte sich zurück, denn seine Nähe und das anzügliche Bild machten sie nervös.
    » Ich kapier nicht, wieso Robbie mir das nicht zeigen wollte. Zugegeben, die Ziegen sind ein bisschen grenzwertig, aber sonst…«
    » Die Römer zelebrierten öffentlich die Sexualität; sie kannten diesbezüglich keine Scham, so wie unsere Kultur.«
    » Das fände er klasse.«
    » Wer? Robbie?«
    Sie nickte. William klappte den dicken Wälzer zu.
    » Vermissen Sie ihn?«
    Verblüfft über die Frage lenkte sie ihren Blick auf das gemeinsame Foto von ihr und Robbie.
    » Sebastian hat das Foto gemacht, vor irgendeinem Kurztrip nach England. Bei unserem Abschiedspicknick im Centennial Park. Wir drei verstehen uns super.«
    William stand plötzlich auf und sagte: » Ich muss jetzt gehen. Danke nochmal für das Essen. Das mit der Einladung war echt nett von Ihnen.«
    » Sie können noch nicht gehen«, fiel sie ihm ins Wort. » Ich hab Ihnen gar keinen Kaffee angeboten.«
    » Danke, ich möchte auch keinen Kaffee.«
    Sie zögerte kurz. » Okay, ich bring Sie runter.« Sie stand auf und drückte das Rückgrat durch. » Ob ich ihn vermisse?«, meinte sie gedehnt.
    » Bedaure, aber ich muss jetzt wirklich gehen«, wiederholte er.
    » Klar vermisse ich ihn, außerdem mach ich mir wahnsinnige Sorgen um ihn.«
    Er sagte nichts darauf. Sie tappte barfuß vor ihm her die Stufen hinunter, vorbei an vollen Bücherregalen und ausgestelltem Kartenmaterial. William öffnete die Tür und trat in die kühle Abendluft.
    » Gute Nacht, Lily, und danke nochmal.«
    » Sie brauchen doch nicht so förmlich zu sein, William«, wiegelte sie ab.
    Er grinste knapp, und sie beobachtete, wie er zu seinem Wagen ging. Ihre Gefühle fuhren mit einem Mal Achterbahn. Einerseits vermisste sie Robbie, andererseits wünschte sie sich einen Gutenachtkuss von William. Oder wenigstens eine klitzekleine Umarmung. Sie drückte die Tür zu, schloss ab und ging zu Bett.

6
    Als sie nach drei Tagen nichts von Robbie gehört hatte, war Lily schwer versucht, bei der Polizei anzurufen. Sie tat es trotzdem nicht. William hatte sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Bevor ihr die Decke auf den Kopf zu fallen drohte, setzte sie sich in ihren alten Citroën und fuhr zu Sebastian, der mit Antiquitäten handelte.
    Als sie seinen Ausstellungsraum betrat, schob sich eine schlanke junge Frau lächelnd an ihr vorbei ins Freie. Sebastian saß da, die Füße in den klobigen Sicherheitsschuhen auf den Schreibtisch gelegt, seine fadenscheinige Jeans voller Sägespäne, und rauchte eine dicke Zigarre.
    » Ah, Lil. Hi, Süße. Hast du vorhin beim Reinkommen das Mädchen gesehen?«
    Sie nickte.
    » War schon dreimal

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