Lass es bloss nicht Liebe sein
einem Buch, während sie die beiden Männer beobachtete. » Woher wollen Sie wissen, dass die zwei…«
» …keine Sammler, sondern von irgendwem beauftragt sind? Dicke Arme, breites Kreuz, fühlen sich unbehaglich in ihren feinen Klamotten, schauen sich heimlich die Tür, die Schlösser, die Fenster, das Treppenhaus an. Nehmen sich immer dann ein Buch, wenn sie glauben, sie werden beobachtet. Und wie sie dastehen!«
Sie musterte ihn skeptisch und sagte schwach: » Das ist was Ernstes, nicht?«
» Ja. Aber keine Sorge, bloß jetzt nicht nervös werden. Gehen Sie, und plaudern Sie mit ihnen, tun Sie ganz relaxed. Lassen Sie sich nichts anmerken, sonst wissen die zwei sofort, dass sie im richtigen Laden sind.«
Lily nahm sich seinen Rat zu Herzen und gesellte sich zu den drei Männern. Sehr zu Sebastians Verblüffung plauderte sie angeregt mit den Italienern, bot Kaffee an, zog Bücher aus den Regalen, blätterte darin herum. Einer der beiden Typen unterbrach sie mit der Frage, ob sie das Geschäft allein führe.
Der Name Robbie lag ihr auf der Zunge, als William aus dem Lagerraum trat und die Männer auf Italienisch begrüßte. Unvermittelt kriselte die Stimmung im Raum und drohte umzuschlagen. Ein kurzes Gespräch, mehrmaliges höfliches Nicken, ein vielmeinender Austausch von Blicken, hastiges Händeschütteln, dann wandten sie sich zum Gehen.
» Ich kann Ihnen eine Erstausgabe von Mrs. Beeton anbieten«, rief Lily ihnen nach. » Landwirtschaftliche Berichte von einer Apfelplantage, aus dem 18 . Jahrhundert!«
Die Tür fiel hinter den Typen ins Schloss, und die drei standen schweigend zusammen.
» Mann, das war echt ein Wahnsinnserfolg, was?«, meinte Sebastian an William gewandt. » Die zwei hätten garantiert was gekauft, aber Sie konnten es ja nicht lassen und mussten sich unbedingt einmischen.«
» Oh, meinen Sie das im Ernst?«, schnappte William.
» Was haben Sie den beiden vorhin erzählt?«, wollte Lily wissen.
» Dass Sie das Geschäft allein führen. Dass Sebastian und ich bloß Freunde sind, die gelegentlich stundenweise aushelfen.«
Sebastian blies entrüstet die Backen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich hab ihnen die Wahrheit gesagt– dass sie das Geschäft mit ihrem Partner, Robbie Schwartzman, führt. Und dass der momentan auf Geschäftsreise ist.«
Lily blickte abwechselnd von einem zum anderen. Eine Frau betrat das Antiquariat, schaute sich kurz um, spürte jedoch die Anspannung, die in der Luft lag, und ging hastig wieder.
Lily hatte große Lust, sich ebenfalls vom Acker zu machen.
William musterte Sebastian mit mordlustigem Blick. » Wie clever von Ihnen. Jetzt wissen die Typen, dass sie hier goldrichtig sind, weil wir gelogen haben.«
» Sie haben gelogen. Woher sollte ich das wissen?«, schnaubte Sebastian. » Ich versuche doch bloß zu helfen.«
» Ist schon okay, Seb.« Lily fasste begütigend seine Hand. » Ich weiß deine Hilfe zu schätzen.«
Sebastian schien gekränkt. William schüttelte den Kopf, die Hände in die Hüften gestemmt.
» Nichts ist okay. Sie halten sich künftig geschlossen. Keine weiteren Auskünfte über die Buchhandlung, über Lily, Robbie, was die beiden so machen und und und. Zu niemandem. Denen geht es nicht bloß um das Buch, diese Typen gehen über Leichen, und Lily oder Robbie oder beide schweben unter Umständen in ernsthafter Gefahr.«
» Woher wussten Sie überhaupt, dass das Buch hier ist?«, wollte Sebastian wissen. » Sie sind derjenige, der Lily in Gefahr gebracht hat. Ich hab von Ihnen und Ihren Methoden gehört.«
» Können wir…«, begann Lily. Sie wurde ignoriert.
» Ich habe sie nicht in Gefahr gebracht«, knurrte William. » Ich kann Ihnen versichern, dass sie bei mir sicherer aufgehoben ist als bei irgendwem sonst. Ich hab die Spur bis nach Nairobi verfolgt; das war kein großes Problem. Um nicht entdeckt zu werden, hab ich Undercover agiert. Und jetzt stoßen Sie die Typen praktisch mit der Nase darauf, dass das Buch hier ist.«
Lily zeigte zum Lagerraum. » Wie wäre es mit…«
» Das war nie meine Absicht«, verteidigte Sebastian sich. » Ich bin mir aber sicher, dass Robbie total begeistert wäre, wenn er wüsste, wie sicher Lily in Ihren zärtlichen Händen aufgehoben ist.«
Diesmal torpedierte Lily Sebastian mit einem wütenden Blick.
» Tu bloß nicht so scheinheilig. Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, Robbie ist weg. Er ist klammheimlich abgehauen und überlässt es mir, mich mit dem
Weitere Kostenlose Bücher