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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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Jahre später an Lungenkrebs, sie war zeitlebens eine starke Raucherin gewesen. Beide waren Ärzte, kaum zu fassen, nicht? Poppy und ich waren sehr selbstständig, da Mum ständig arbeitete, damit Geld reinkam. Dann heiratete Pops ihren Cody, den Rinderbaron, und ich bin immer noch hier. Poppy verzichtete auf ihr Erbe, immerhin schwimmt sie in ihrer Rindviecher-Kohle, verzeihen Sie den Ausdruck, folglich steckte ich jeden Cent in unser Haus in Paddington.«
    » Das Haus gehört Ihnen?«
    » Ja, weil ich auch das meiste Geld investiert hab. Das Geschäft läuft jedoch auf uns beide.«
    » Das ist gut«, bemerkte er. » Das heißt, wenn…«
    » Was haben Sie eigentlich unterrichtet? Und wie lautet das Thema Ihrer Doktorarbeit?«, unterbrach Lily. Sie wollte verhindern, dass das Thema abermals auf Robbie kam.
    Der Kellner brachte ihnen eine Kanne Jasmintee, und William goss ihr eine Tasse ein. » Sie hoffen bestimmt, dass ich jetzt sage, russische Schule der romantischen Porträtmalerei, aber da muss ich Sie leider enttäuschen. Es war das Bauhaus. Deutscher Modernismus zwischen den Weltkriegen.«
    » Das erstaunt mich nicht. Ihr Nachname brachte mich auf eine völlig falsche Fährte; ich dachte an die gefühlvolle russische Seele, aber das schnörkellose, auf das Wesentliche reduzierte Bauhaus kommt absolut hin. Darauf hätte ich auch gleich kommen können.«
    » Demnach sind Sie nicht enttäuscht?«
    » Das hab ich nicht gesagt. Ich bin jedoch sicher, Sie haben vor mir schon andere, ähnlich romantisch angehauchte Frauen enttäuscht.«
    Er lachte über ihre ernste Miene. » Was Sie nicht sagen– Sie meinen Frauen mit einem ähnlich ausgeprägten Hang zur Dramatik, wie Sie ihn haben.«
    » Ja, so was in der Art«, versetzte sie. » Ich bin sicher, die nüchtern denkenden Pragmatikerinnen sind hin und weg von Ihnen.«
    » Keine Ahnung, da müssen Sie sie selbst fragen. Ich lass die Damen nun mal keine Feedback-Fragebögen ausfüllen.«
    » Also ich steh auf Glamour, je gerüschter, glitzernder und auffälliger, desto besser; die Form-folgt-Funktion-Philosophie ist nicht mein Ding. Ich fahr voll auf edwardianischen Seidentaft, Pannésamt und verspielten Jugendstilschmuck ab. So könnte ich mich jeden Tag anziehen.«
    Er goss sich schmunzelnd Tee ein.
    » Wie kann man einen Bauhaus-Teller einem russischen Fabergé-Ei vorziehen?«, schob sie nach.
    » Macht mir ganz den Eindruck, dass Sie die Leute nach ihren Nachnamen und dem, was sie studiert haben, definieren.«
    » Tu ich das? Raten Sie mal, was ich studiert hab.«
    » Hmm, Modedesign?« Er zwinkerte ihr zu. » Oder Literaturwissenschaft?«
    » Sehen Sie, es funktioniert. Ich hab englische Literatur studiert. Wer sind meine Lieblingsdichter?«
    » Edwardianische Schriftsteller.«
    Lily giggelte. » Bingo. Wer?«
    » D. H. Lawrence.«
    » Sie dürfen noch mal raten.«
    » Thomas Hardy und Konsorten.«
    » Voll daneben. Ich hab es mehr mit Saul Bellows, William Styron, Philip Roth, alles Amerikaner. Sehen Sie«, sie nippte an ihrem Tee, » ich bin ein Enigma.«
    Er grinste. » Eingehüllt in ein Geheimnis. Ich hab es kommen sehen– Norman Mailer und scharfe Spitzenfummel.«
    » Ich hab nie weiter gedacht, zumindest nicht an eine akademische Karriere«, sagte sie.
    » Und Robbie?«
    Der Name klatschte wie eine schallende Backpfeife an Lilys Ohr.
    » Jura, abgebrochen, spielt den gewieften Unternehmer, wissen Sie. In unserem Antiquariat bin ich für das Kaufmännische zuständig. Er wiederum bandelt mit den Händlern an, umgarnt die Kunden und macht die Deals. Ich erledige anschließend den Papierkram und schlepp die Pakete zur Post.«
    William schwieg.
    » Man kann eben nicht alles haben«, seufzte sie. » Oh, schon so spät? Ich muss noch mit Otto raus.«
    Lily folgte William nach draußen. Er wartete auf sie, seine Miene unbewegt. Sie seufzte stumm. Er war das Enigma, nicht sie. Sein früherer Idealismus ließ allerdings tief blicken. Im Grunde seines Herzens war er bestimmt ein hoffnungsloser Romantiker und sein kontrolliertes, distanziertes Auftreten bloß Fassade.

9
    Der Termin mit den reichen italienischen Sammlern rückte näher, und Lily durchwühlte ihren Kleiderschrank, auf der Suche nach ihrem einzigen Hosenanzug. Schiefergrau, hatte sie den eleganten Zweiteiler auf den Beerdigungen von Robbies zahlreicher Verwandtschaft getragen, zu Bank- und anderen Terminen, die Lily Seriosität abforderten, und wo sie ihrer Leidenschaft für bohemehafte Vintagemode

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