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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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kein Schloss zerschossen, außerdem trage ich meine Waffe gar nicht bei mir.« Er setzte sich an den Tisch und grinste missmutig.
    » Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Lily.
    » Warten, was sonst?«
    » Das pack ich nicht, mir ist jetzt schon schweinekalt«, versetzte sie zähneklappernd. » Es muss doch irgendwas geben, was wir machen können, um hier wieder rauszukommen!«
    Sie setzte sich zu ihm an den Tisch, kämpfte gegen ihre aufsteigende Panik an. Der Lagerraum hatte weder Fenster noch einen Telefonanschluss. Es gab einen Computer, aber keine Netzanbindung. Dafür hatte das Geld nie gereicht…
    Nach einer kurzen Weile sprang sie wieder auf. » Ich leg mich ein bisschen hin.« Sie schaute sich nach einem bequemen Plätzchen um.
    » Der Boden ist bestimmt kalt«, warnte er.
    » Wenn Sie Lust haben, können Sie mir ja eine warme Decke und eine heiße Schokolade holen.«
    Das grellweiß flackernde Licht der Neonröhren ging Lily zunehmend auf den Geist, und sie schlug vor, die Deckenbeleuchtung auszuschalten. Als er nicht reagierte, knipste sie einfach den Schalter aus und kauerte sich mit hochgezogenen Schultern vor die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie schloss die Augen. Und klappte sie unschlüssig wieder auf. Das Licht von der Ladenbeleuchtung drang durch die Ritzen in der Tür, hüllte den Raum in diffuses Dämmerlicht.
    William lag unter dem Tisch, die Arme hinter dem Kopf, und starrte in die Dunkelheit. Ach du lieber Himmel, sann Lily, das wird bestimmt eine lange, langweilige Nacht. Wenn ich schon über Stunden in einen Raum eingesperrt bin, wieso dann nicht mit einem witzigen Typen, der Gedichte auswendig kann oder irgendwelche zündenden Dialoge aus meinen Lieblingsfilmen mit mir nachspielt?
    Das Meeting war gut gelaufen. So gut, dass er noch stundenlang mit dem anderen privaten Ermittler in dem Pub zusammengesessen und geplaudert hatte. Der Mann hatte darauf bestandden, William zum Essen einzuladen. Es war ein netter Abend geworden, eine angenehme Abwechslung von seinen einsamen Streifzügen durch Sydney.
    Trotzdem hatte er sich die ganze Zeit um Lily gesorgt, zumal ihm jahrelange Erfahrung in der Branche suggerierte, dass etwas Derartiges passieren könnte. Der Einbruch hatte sie zwar geschockt und eingeschüchtert, aber immerhin war sie in Sicherheit. Jetzt steckten sie bis zum Morgen in diesem kalten Loch fest, und sie hatte bloß diesen aufreizenden Seidenfummel am Leib. Als sie aus dem Bad auf ihn zustürzte, hatte er sie spontan an sich gepresst, so fest, dass er ihre Brüste, ihre Hüften, die Wärme ihres Körpers spürte, den Duft ihrer Haare in sich aufsog. Jetzt waren sie allein, und das würde noch eine ganze Weile so bleiben. Hoffentlich gelang es ihm, einzuschlafen, bis man sie fand, ansonsten konnte er für nichts garantieren.
    » Erzählen Sie mir was?«, fragte sie. » Irgendwas Spannendes, meine ich, wie Sie irgendwelche Kunstschmugglerringe zerschlagen haben zum Beispiel.«
    » Darf es auch eine andere Geschichte sein?«
    » Logo, aber eine Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Schluss, mit interessanten Typen gewürzt.«
    » Hmm, lassen Sie mich nachdenken.« Er schwieg für eine Weile, dann legte er los.
    » Ein Gott, ein ausschweifender Gott, der gemeuchelt und gemordet hatte, um sich den Platz an der Spitze des Olymps zu erkämpfen, wanderte eines späten Sommerabends durch seinen dunklen Tempel. Er inspizierte die Ölfackeln, die entlang den Säulenbögen in fein ziselierten Halterungen brannten, und die Reste des Opferstiers, der ihm auf dem Altar dargebracht worden war. Er schraubte die Dochte in den Lampen höher und spähte nach unten, auf das Land der Sterblichen. Dieser Gott hatte alles, was das Herz begehrt: mächtige Freunde, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen, eine schöne und kluge Frau und wohlgeratene Kinder.«
    » Handelt die Geschichte von irgendeinem Medienmogul oder so?«, wollte sie wissen.
    » Psst. Er hielt sich für allmächtig und glaubte, er könnte alles haben, wonach ihn gelüstete. Und das waren für gewöhnlich Frauen, denn er war ein Gott mit menschlichen, fleischlichen Gelüsten.«
    Lily, die an seinen Lippen hing, stellte sich im Geiste den Gott vor: mit langen, dunkel gewellten Haaren und muskulösen Schenkeln, wie die Spieler vom AC Mailand.
    » Was hatte er an?«, fragte sie.
    » Was?«
    » Was er anhatte!«
    » Ein Feigenblatt.«
    » Wie hält eigentlich so ein Feigenblatt?«
    » Man klebt es mit einem Kaugummi an.

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