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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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sie allein war. Sie war nur ganz kurz stehen geblieben, und jetzt war William weg.
    Ein junger Mann in einem eleganten, tadellos sitzenden Anzug gesellte sich mit einem milde herablassenden Grinsen zu ihr und begann, in temperamentvollem Italienisch auf sie einzureden. Kaum dass sie sich ein Lächeln abnötigte und verständnislos mit den Schultern zuckte, tauchte William auf, packte ihre Hand und zerrte sie weiter.
    » Bleib künftig in meiner Nähe«, blaffte er sie an. Er ließ ihre Hand los.
    » Dann renn gefälligst nicht so schnell.« Sie umklammerte abermals seine Hand.
    Er versuchte, sie wegzuziehen, aber Lily ließ nicht locker. » William, bitte, entspann dich. Denk dran, wir gehen zum Essen aus und zerschlagen keinen Schmugglerring. Halt meine Hand fest, damit wir uns nicht noch einmal verlieren. Und geh ein bisschen langsamer, ja? Erzähl mir doch mal, wo wir überhaupt sind.«
    Er atmete tief ein und seufzend wieder aus.
    » Ich bring dich zur Via Portico d’Ottavia, zu einem Restaurant in der Nähe des Teatro di Marcello im alten jüdischen Viertel. Okay?«
    » Okay, und wieso gehen wir dorthin?«
    » Wegen der Artischocken, Lily. Es ist Frühling, und da isst ganz Rom Artischocken.«
    Sie schlenderte dicht neben ihm her, so dass ihre Arme sich berührten. Er fasste ihre Hand fester, als sie erneut stehen blieb und sich fasziniert umschaute. Plätze entdeckte, die sie zu einem späteren Zeitpunkt unbedingt genauer inspizieren wollte.
    Es war eine Woche vor Ostern und fast Vollmond. Groß und gelb hing er tief am Himmel und beschien die nahe gelegenen Ausgrabungen auf dem Forum Romanum. Überall waren Restaurants. Tische, mit weißen Leinentüchern bedeckt, säumten die Gehsteige. William führte sie in ein Restaurant in der Nähe des Kolosseums aus, und der Ober brachte sie an einen Tisch. Sie zog ihren Cardigan aus, ihre Schultern von hellem Mondlicht umschmeichelt.
    » Ist das schön hier«, seufzte sie.
    Er schaute kurz zu ihr und dann wieder in die Menükarte.
    » Musst du eigentlich so rummuffeln? Oder bist du noch immer geschockt wegen dem, was ich dir heute Nachmittag erzählt hab?«
    » Ich bin nicht geschockt«, erklärte er, ohne den Kopf von der Karte zu heben. » Glaub mir, in meinem Job bekommt man eine Menge zu hören.«
    Lily funkelte seinen dunklen, über die Karte geneigten Schopf an. Sie spielte mit dem Gedanken, ihm unter dem Tisch einen Tritt vors Schienbein zu verpassen. Irgendetwas zu tun, damit er die Beherrschung verlor und endlich mal spontan reagierte.
    » Du bist dermaßen abgehoben, weißt du das? Du siehst die ganze schmutzige Wäsche, die in diesem Spiel gewaschen wird, aber deine sieht keiner. Und ich möchte wetten, dass du auch deine Leichen im Keller hast.«
    » Tja«, versetzte er mit seinem vornehmsten britischen BBC-Akzent, » das ist das große Problem von Verbrechensopfern: Sie büßen ihre Privatsphäre, ihren Seelenfrieden und ihre materiellen Besitztümer ein.«
    » Grrr, du müsstest dich selbst mal hören.« Sie winkte einem der Kellner. » Ich brauch einen Drink, und zwar schnell.«
    Als der Ober an ihren Tisch kam, bestellte William eine Flasche toskanischen Sangiovese , carciofi alle romana, linguine con carciofi, porchetta und insalata mista.
    » Wär wohl zu viel verlangt gewesen, mich auch mal zu fragen, was ich essen möchte, hm?«, murrte sie. » Bloß keine Zeit verplempern. Du kannst es wohl kaum erwarten, wieder in unsere Hütte zu kommen und dich vor deinen Laptop zu hocken? Was machst du da überhaupt? Spielst du Computerschach oder Schiffe versenken?«
    » Sei still«, schnappte er.
    Sie schlug die Augen nieder und kämpfte mit den Tränen. Er saß schweigend da und starrte brütend auf die ausgezackten Ruinen des Kolosseums.
    Lily, verzweifelt bemüht, auszublenden, dass sie mit einem Roboter zum Essen ausgegangen war, schaute sich ebenfalls um. Und senkte abermals hastig den Blick.
    » Weswegen starren alle mich an?«
    Er lachte kurz auf und sagte: » Du bist eine schöne Frau, Lily. Und bei diesem romantischen Mondlicht siehst du sogar noch bezaubernder aus.«
    In seiner Antwort lag nicht der Hauch von Zärtlichkeit.
    » Ich hasse es. Ich kapiere nicht, wieso die Leute– vor allem Männer– meinen, sie hätten das Recht, mich anzustarren, und müssten mir Komplimente wegen meiner Haarfarbe machen. Als wenn mich das sonderlich interessierte.«
    » Du magst keine Komplimente hören?«
    » Jedenfalls nicht von Fremden, nein. Die entpuppen sich

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