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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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verlieren.«
    Lily senkte den Blick auf das Tischtuch, auf dem sich Brot- und Käsekrümel befanden.
    » Ja. Ich war vierundzwanzig und in vielen Dingen noch ein Baby. Sie war mein Halt, und dann ist sie von uns gegangen. Sie war ein pragmatischer Mensch, aber auch sehr liebenswert. Bis auf ihre obligatorischen Zigaretten hatte sie keine Laster. Sie liebte ihre Patienten, den Garten und uns. Nach Dad ist sie mit keinem Mann mehr ausgegangen. Das hat sie jedenfalls immer wieder beteuert.«
    » Sie muss ihn sehr geliebt haben«, schloss William.
    » Oder sie hatte Angst.«
    » Wovor?«
    » Vor einer neuen Beziehung. Dieses Gefühl ist dir bestimmt nicht fremd.«
    Er antwortete nicht, sondern schaute sich nervös um. » Es mag für dich schwer nachvollziehbar sein, zumal dein Privatleben und dein Job sich des Öfteren miteinander vermischen, aber wenn ich arbeite, arbeite ich. Dann blende ich aus, dass ich auch noch so was wie ein Privatleben habe.«
    Lily trank ihr Glas leer und bedachte William mit einem angesäuerten Blick.
    » Hast du noch nie einem spontanen Impuls nachgegeben und irgendetwas Verrücktes gemacht, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken? Du wirkst so geradlinig und kontrolliert. Möchtest du nicht mal ausflippen, irgendwas Grottenunvernünftiges tun, einfach um zu sehen, wie du dich dabei fühlst?«
    Er betrachtete sie im Mondlicht und knirschte: » Doch, hab ich, sieh dir uns beide an.«
    Lily fühlte sich, als hätte er ihr soeben eine schallende Ohrfeige verpasst. Sie hatte Mühe, nicht in Tränen auszubrechen.
    » Kaffee?«, fragte William kurz.
    » Danke, nein.«
    William zahlte, und sie schlenderten zum Kolosseum, schauten sich die bombastischen Ruinen an, riesige, umgestürzte Säulen, von Katzen belagert, die die Wärme des von der Sonne aufgeheizten Steins genossen.
    » Komm, wir gehen ins Apartment«, sagte er.
    Er hatte sie gekränkt, aber bestimmt nicht vorsätzlich. Er mochte nur das Thema einfach nicht mehr hören. Was wusste sie schon von seinen spontanen Impulsen? Und von dem, was er brennend gern gemacht hätte? Er bremste sich laufend selbst aus und verdrängte seine geheimen Wünsche in den hintersten Zipfel seiner Gehirnwindungen. Das musste er ihr nicht auch noch auf die Nase binden, oder? Sie schlurfte hinter ihm her, mit hängendem Kopf, und wischte sich heimlich die Tränen fort. Glaubte sie etwa, er merkte das nicht? Er war bestimmt ein noch größeres Schwein als Robbie, seufzte er still. Er hatte mit seinen Eltern und seinen Brüdern angegeben, und sie hatte niemanden. Und der Einzige, an dem sie hing, betrog sie nach Strich und Faden. Wenn sie zu Robbie zurückkehrte, würde es bestimmt nicht besser, sondern nur schlimmer.
    Lily, die William über die Via Arenula und am Fluss entlang über den Ponte Sisto folgte, wünschte sich heimlich, er wäre jemand anderer. So, wie der Kerl herummuffelte, wäre ihr sogar Robbie zigmal lieber gewesen. Mr. Spaßbremse-Spielverderber hatte sie gebeten, mit nach Italien zu kommen. Und wozu? Damit er ständig an seinen erotischen Ausrutscher erinnert und dazu ermahnt wurde, es nicht wieder zu tun? Wenn sie ihm von hinten ein Beinchen stellte, dachte sie hämisch, stolperte er vielleicht über das Brückengeländer und fiel kopfüber in den Fluss.
    William blieb stehen und wartete auf sie, dabei mochte sie gar nicht neben ihm hergehen.
    » Wir gehen anders als auf dem Hinweg, oder?«, wollte sie wissen.
    » Ja, der Weg hier ist kürzer. Du brauchst keine Angst zu haben.« Er fasste ihre Hand, drückte sie sanft und sah Lily dabei zärtlich an. » Das von vorhin tut mir leid.«
    Soso, er entschuldigte sich bei ihr. Sie schwankte, ob sie ihre Hand rigoros wegziehen oder sein Friedensangebot annehmen sollte.
    » Ich hab keine Angst, wenn ich mit dir zusammen bin. Ich mag gefrustet sein, aber ich bin nicht ängstlich«, japste sie, als sie weiterliefen.
    » Es ist ein gutes Gefühl, keine Angst haben zu müssen, nicht?«, lachte er und drückte ihre Hand. » Aber vielleicht eine Spur zu optimistisch.«
    Sie hakte sich bei ihm unter, kuschelte sich an ihn. » Von wegen. Im Weston’s Trainingscamp haben sie dir bestimmt Karate beigebracht.«
    » An dem Tag muss ich krank gewesen sein. Komm, hier lang.« Er schwenkte nach rechts in eine Gasse. Sie liefen über die von Straßenlampen erleuchtete Buckelpiste, vorbei an kleinen Bars, in denen dicht gedrängt Menschen saßen, schwatzten, miteinander lachten, Kaffee und dazu kleine Gläser

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