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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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ein, stellen den Ton leise und telefonieren. Müssen diese Kerle eigentlich immer was zum Anstarren haben? Er sah nicht mal auf, als sie an ihm vorbei ins Schlafzimmer lief.
    Sie schloss die Fensterläden, warf das Handtuch über das Fußteil des messingfarbenen Bettgestells und glitt nackt und duftend in die Horizontale. Sie schloss die Augen und seufzte zufrieden. So ließ es sich ganz gut aushalten, fand sie.
    Sie döste ein, schrak unvermittelt aus dem Halbschlaf hoch und gewahrte William. Er stand am Fußende des Doppelbetts und betrachtete sie.
    » Alles okay mit dir?«, murmelte sie.
    Er hatte kein Hemd an, bloß seine Jeans, und fixierte sie schweigend. Schwarzer Bartansatz, schwarzer Brustflaum, seine dunklen Augen geheimnisvoll entrückt. Sie rutschte auf eine Seite, um Platz für ihn zu machen, und flüsterte: » Komm ins Bett.«
    Er drehte sich wortlos um und ging zurück in das Wohnzimmer.
    Ihre Lider flatterten und klappten zu.
    Lily wurde mitten in der Nacht wach. Sie spähte aus dem Fenster in die samtschwarze Dunkelheit. Draußen war niemand zu sehen. Die Läden der Häuser waren geschlossen, der Straßenrand von kleinen Autos gesäumt, dicht an das Mauerwerk geparkt, dazwischen Motorroller. Sie glitt in den Flur, warf einen Blick in das Wohnzimmer. Die Couch war zum Bett ausgeklappt. Ein Haufen Decken, aber kein William. Sie rief seinen Namen, vermutete ihn im Bad oder in der Küche, und bekam keine Antwort. Er war wohl noch einmal fortgegangen.
    Auf dem wuchtigen Sideboard standen Bücher und eine Schale mit Blutorangen. Lily lag auf der Couch, eine Stehlampe verbreitete ihr weiches warmes Licht im Zimmer. Sie schaute sich ein Buch an, das sie aus der großen Sammlung von Kunstbänden ausgewählt hatte. Trotz des wolkenbruchartigen Gewitters, das draußen niederging, waren die Temperaturen mild. Sie trug ein Seidenkleid und keine Strümpfe. Das Kleid war zwar nicht vom Flohmarkt, dafür aber aus einem retromäßigen Stoff genäht. Eines ihrer Lieblingskleider, ein Paisleydruck in zarten Blau- und Grautönen, mit einem Silberfaden durchwirkt. Unter der Brust mit einem schwarzen Band abgepaspelt, umschmeichelte das Material weich ihren Körper.
    Sie ließ das Buch auf ihren Bauch sinken und spähte zu William, der an dem großen Esstisch saß. Er blickte stirnrunzelnd auf den Bildschirm seines Laptops, rieb sich das Kinn und tippte sein Codewort ein.
    Er war mit frischem Brot und Früchten zurückgekehrt, die er auf dem Campo dei Fiori gekauft hatte, dem großen Gemüse- und Blumenmarkt am Ufer des Tiber. Sie versagte sich die Frage, wo er gewesen und ob er die ganze Nacht weg gewesen sei, und er machte auch keinerlei Anstalten, es ihr auf die Nase zu binden. Er schlug ihr nicht mal höflichkeitshalber vor, ein bisschen Sightseeing zu machen, stattdessen stierte er auf seinen Laptop und begann zu arbeiten. Er sah kaum auf, als sie ihm ein Schälchen Erdbeeren und eine Tasse Tee hinstellte.
    Er merkte bestimmt, dass sie ihn anstarrte. Er hatte ihr kurz einen Blick zugeworfen und sich dann wieder auf seinen Bildschirm konzentriert. Das konnte ja mal eine tolle Reise werden! Sie steckte abermals ihre Nase in das Buch. Betrachtete die ganzseitige Abbildung von Veroneses Allegorie der Liebe: Die Untreue. Eine vornehm blasse Frau, die zwischen zwei Männern steht. Sie stellte sich im Geiste Robbies Gesicht vor.
    » William?«
    » Mmmh?«, brummelte er, ohne aufzublicken.
    » Ich war in gewissen Dingen nicht ganz ehrlich zu dir.«
    Sein Blick schoss zu ihr, und sie drehte sich auf der Couch zu ihm, schlug die Beine übereinander und schüttelte ihre blonden Haare zurück.
    » Und weiter?«
    » Ich hätte es dir schon früher gesagt, aber mir war vorher nicht klar, dass es womöglich ein anderes Licht auf die Geschichte werfen könnte.«
    Er wartete, fixierte sie intensiv. Sie strich ihr Kleid glatt. » Oder vielleicht auch nicht…«
    » Los, erzähl.«
    Sie atmete tief durch und legte los: » Ein paar Wochen vor deinem Auftauchen waren Robbie und ich auf einer Party von Sebastian.« Sie inspizierte ihre Fingernägel, zupfte nervös daran herum. » Wie dem auch sei, wir hatten alle ein bisschen was getrunken– wie das auf Partys eben so ist.«
    Sie machte eine kurze Pause, aber er blieb stumm.
    » Sebastian und ich sind seit Langem befreundet, ungefähr so lange, wie Robbie und ich zusammen sind. Als ich Seb später suchte, weil ich ihn etwas fragen wollte, saß er heulend in seinem Arbeitszimmer– seine

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