Lass es bloss nicht Liebe sein
du mit mir umgesprungen bist.«
Er kippte seinen Kaffee in einem Zug hinunter und bestellte sich noch einen. » Ich werde mich ändern, versprochen.«
Um Lilys Mundwinkel zuckte es verräterisch, sie lehnte sich zurück und musste sich das Lachen verbeißen. Als sie seine beleidigte Miene gewahrte, prustete sie los. » Mach dir selbst nichts vor, Rob. Du änderst dich nie.«
» Wetten dass doch? Ich hab es immer bewundert, wie du dich nach jedem Entzug wieder berappelt hast. Ich hab es dir zwar nie gesagt, aber mir war immer deutlich bewusst, dass du viel stärker bist als ich. Und auch, dass ich unverschämtes Glück hatte, weil ich dich hatte. Trotzdem hab ich einen Haufen Mist gebaut.«
Lily hörte ihm mit offenem Mund zu. Ein solches Bekenntnis hatte er ihr noch nie gemacht, stattdessen hatte er ihr ständig ihre Schwächen vorgehalten. Er hatte bisher nie eingeräumt, dass er sie brauchte und heimlich bewunderte.
Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und sagte: » Mein Name ist Robert Schwartzman, und ich bin sexsüchtig. Na, wie klingt das?«
Sie schnaubte. » Du machst es dir zu einfach, Rob. Tut mir leid.«
» Ich mache eine Therapie, okay? Ich mach alles, was du willst. Ich krieg meine Sucht in den Griff, versprochen, Lily. Als ich dich gestern sah, schlug mein Herz wilde Saltos; da stand meine süße kleine Lily, von der ich wochenlang getrennt gewesen war. Und als du mit diesem Isyanov losgezogen bist…«
Er vergrub sein Gesicht in den Händen. Sie unterdrückte den plötzlichen Impuls, die Hand auszustrecken und ihn zu trösten.
» Letzte Nacht hab ich kein Auge zugemacht. Ich hab die Jahre, die wir zusammen waren, mental an mir vorüberziehen lassen, die schlechten und die guten Zeiten. Unser Haus, unser Baby Otto, das Engagement, das wir in die Buchhandlung gesteckt haben. Überleg mal, wie viel Spaß wir auf unseren Einkaufstrips hatten.«
Lily seufzte. Sie konnte es nicht mehr hören.
Sie hatte ihm erklärt, dass es aus war mit ihnen, aber das wollte ihm wohl irgendwie nicht in den Kopf. Vermutlich würde er das erst kapieren und akzeptieren nach einem gewissen emotionalen Abstand.
» Schau mich an, Baby«, sagte er und hob ihr Kinn an. » Isyanov hört dir zu, weil er dafür bezahlt wird– er bekam einen Haufen Kohle dafür, dass er das Buch findet, das uns praktisch in den Schoß fiel. Und er interessierte sich für dich, weil du ihm Hinweise liefern konntest, die ihn zu mir führten. Das ist alles.«
Sie schob seine Hand weg und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. » Du bist widerlich, weißt du das? Pack dir an deine eigene Nase, und denk mal an Graciella. Wie konntest du dem jungen Mädchen so was antun? Du hast sie behandelt wie den letzten Dreck.«
» Hab ich nicht. Ich hab sie in den nächsten Bus nach Rom gesetzt. Morgen fliegt sie nach Hause, und damit ist wieder alles paletti.«
» Du bist so ein mieser Schuft. Sie ist erst siebzehn. Du hast sie mit hergebracht, du hättest mit ihr zurückfliegen müssen.«
» Behalt’s für dich. Die Kleine packt das schon.« Er stand auf. » Lass uns ein Stück spazieren gehen.«
Typisch Robbie– Themawechsel oder Ohren auf Durchzug stellen. Schade, dass sie den Revolver nicht mithatte– damit hätte sie seinen grauen Zellen ein bisschen Dampf machen können. Als sie nicht aufstand, setzte er sich wieder hin.
» Na was? Vortrag noch nicht beendet?«
» Du hast deinen Teil gesagt, jetzt bin ich an der Reihe. Auch wenn es dich offenbar nicht interessiert, was ich noch loswerden möchte.«
Robbie machte ein gelangweiltes Halt-mir-bloß-keinen-Vortrag-Gesicht, ließ demonstrativ seinen Blick durch die Bar und in das grelle Sonnenlicht auf der Piazza hüpfen. Er hatte definitiv null Lust, ihr zuzuhören, doch das ging Lily am Allerwertesten vorbei.
» Jedes Mal, wenn du mit einer anderen geschlafen hast, ist etwas zwischen uns zerbrochen.«
» Grrr, Lily, das Thema haben wir doch lang durch, oder?«
» Und daran ist letztlich unsere Beziehung zerbrochen«, fuhr sie ungerührt fort. » Du hast mit deinen Seitensprüngen alles kaputtgemacht, und ich hab tatenlos zugesehen. Insofern bin ich für das Scheitern unserer Beziehung genauso verantwortlich wie du. Aber darüber brauchen wir nicht mehr zu diskutieren, inzwischen ist es mir egal.«
» Was hätte ich denn machen sollen? Du weißt doch aus eigener schmerzlicher Erfahrung, wie es ist, wenn man süchtig ist, nicht?«
» Oh ja, aber ich bin inzwischen geheilt und seit
Weitere Kostenlose Bücher