Lass es endlich Liebe sein
hatte er Sarah zu einem Picknick an den Strand eingeladen. Auch noch vierzehn Jahre danach fühlte er sich in seiner Ehre verletzt, weil er Sarah damals so wenig hatte bieten können. „Ich habe immer geglaubt, dass du mein Manager bist und nicht mein Privatsekretär“, meinte er nun zu Chase.
„Ich bin dein Bruder und dein Freund“, entgegnete Chase unbeirrt. „Ich kenne dich wie kein Zweiter. Du bist härter geworden in der letzten Zeit, und das ist nicht gut. Was ist denn so falsch daran, dass mir dein Glück am Herzen liegt?“
„Wenn die Umstrukturierung erst einmal vorbei ist, werde ich sehr glücklich sein.“
Chase setzte zu einer Erwiderung an, wurde allerdings von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
„Herein!“, rief Rafe, dem es völlig egal war, wer durch die Tür kommen würde, wenn er nur endlich dieses Gespräch beenden konnte.
Zu seiner großen Erleichterung traf der Rest seines Dream-Teams ein – Preston und Tanner. Jetzt konnte Rafe sich endlich auf das Geschäft konzentrieren – zumindest erweckte er nach außen hin den Anschein. Er war allerdings nur mit halbem Herzen bei der Sache, weil er nur an den heutigen Abend denken konnte. Allein der Gedanke daran, Sarah wiederzusehen, steigerte seine Vorfreude. Sie in den letzten fünf Monaten, geschweige denn die vergangenen vierzehn Jahre zu ignorieren, hatte schließlich auch nichts gebracht.
Es war an der Zeit, die Initiative zu ergreifen und Sarah Richards ein für alle Mal aus seinen Gedanken zu vertreiben.
Als es an der Eingangstür ihres kleinen Hauses klingelte, wischte Sarah die Hände mit einem Tuch trocken und schaute sich noch einmal prüfend um. Ihr Haus konnte es zwar nicht mit dem Luxus aufnehmen, den Rafe nun gewohnt sein mochte, aber sie achtete voller Stolz darauf, dass alles stets tadellos ordentlich war.
Es klingelte ein weiteres Mal, und Sarah ging die Tür öffnen. Auf ihrer kleinen Veranda stand Rafe in Jeans und einem schwarzen Poloshirt, das vermutlich mehr gekostet hatte als ihre Couch im Wohnzimmer. Doch in diesen etwas legereren Sachen wirkte er nicht mehr so unnahbar, sondern ähnelte mehr dem jungen Mann, den sie vor vielen Jahren gekannt hatte.
Allerdings verliehen ihm der leichte Bartschatten und die makellos blauen Jeans eine männlichere Ausstrahlung, als es damals der Fall gewesen war. Was mochte er wohl von ihren Baumwollshorts und dem Tanktop halten? Sarah hatte sich absichtlich nicht besonders aufgestylt, weil sie nicht den Eindruck erwecken wollte, Rafe beeindrucken zu wollen. Trotzdem hätte es ihrem Ego gutgetan zu wissen, dass er bedauerte, sie damals verlassen zu haben.
„Komm rein.“ Irgendwie klang ihre Stimme plötzlich heiser, und sie schluckte hastig, bevor sie weitersprach. „Ich kann unser Abendbrot gleich auf den Grill legen.“
Als sie beiseitetrat, um ihn einzulassen, bemerkte sie den Blumenstrauß in seiner Hand. Du liebe Güte. Ihr Herz schien einen kleinen Hüpfer zu machen, als sie daran dachte, wie oft er ihr damals Blumen geschenkt hatte. Obwohl er immer knapp bei Kasse gewesen war, hatte er ihr stets Blumen mitgebracht. Heute Abend hatte er sich für rosafarbene und rote Orchideen entschieden, die so zauberhaft aussahen, dass Sarah darauf brannte, ihren Duft einzuatmen.
„Danke“, erwiderte sie und war plötzlich nervös, weil sie mit ihm und all diesen Erinnerungen allein war. Wie hatte sie sich bloß von ihrer Großmutter dazu überreden lassen können? Sie hielt den teuren Blumenstrauß in der Hand und versuchte sich vorzustellen, wie ihr Zuhause auf Rafe wirken mochte. Vermutlich war allein sein Schlafzimmer schon größer als Sarahs ganzes Haus. Moment mal, wieso dachte sie ausgerechnet an sein Schlafzimmer?
Schweigend folgte Rafe ihr in die Küche. Früher war ihnen nie der Gesprächsstoff ausgegangen, und ihnen hatte es immer an Zeit gefehlt, sich alles zu erzählen. Jetzt hingegen fühlte ihr Mund sich völlig trocken an, als sie nach einer Vase für die Blumen griff. Quentin und sie hatten jeden überschüssigen Penny in die Verschönerung ihres Hauses gesteckt. Auch war er nicht der Typ Mann gewesen, der Blumen oder Schokolade mitgebracht hatte. Dafür hatte er ihr neue Fenster und Einbauschränke gekauft …
Sie und Quentin hatten das Haus in der Absicht erworben, eine Familie zu gründen. Gemeinsam hatten sie jeden Raum gestrichen und eingerichtet – mit Ausnahme des zweiten Schlafzimmers. Das hatten sie sich für später aufheben wollen, wenn das
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