Lass es endlich Liebe sein
tatsächlich alte Freunde, die sich lange Zeit nicht gesehen hatten. Tja, mit der Masche hätte er vermutlich Erfolg gehabt, wenn er sich gleich nach seiner Rückkehr nach Vista del Mar mit ihr in Verbindung gesetzt hätte. Dann hätte sie sich vormachen können, dass alles in Ordnung war und endgültig der Vergangenheit angehörte. Doch indem er sie die letzten fünf Monate ignoriert hatte, hatte er Salz in alte Wunden gestreut. Und bis jetzt hatte er immer noch nichts gesagt, verdammt sollte er sein.
„Ja, ich habe ihn geliebt. Und ja, davor habe ich dich geliebt. Also, was? Du hattest dich dafür entschieden, die Stadt zu verlassen. Ein Streit hat dir gereicht, um alles zu beenden. Was hätte ich tun sollen? Trübsinnig herumhängen und bis zum Ende meines Lebens unglücklich in dich verliebt sein? Ich habe Vista del Mar zwar nicht verlassen, aber ich habe trotzdem mein Leben gelebt.“
Er nickte und lächelte schwach, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Du hast es schon immer verstanden, mich in meine Schranken zu weisen.“
„Jemand muss das ja schließlich tun“, sagte sie und legte mehrere Burger auf den Grill.
„Hast du mich aus diesem Grund eingeladen? Um mich in die Schranken zu weisen?“ Er setzte sich an den Tisch und streckte die Beine aus.
Der Anblick seiner langen muskulösen Beine ließ sie lustvoll erschauern.
Du liebe Güte, wann habe ich eigentlich aufgehört, an den wahren Grund meiner Einladung zu denken? fragte sie sich. Sie drehte die Flamme kleiner, schloss den Grill und nahm Rafe gegenüber Platz. Sie würde wohl oder übel den Tonfall ändern müssen, wenn sie ihr Ziel erreichen wollte.
„Um ehrlich zu sein, wollte ich mit dir über Worth Industries sprechen.“
„Es heißt nicht länger Worth Industries.“
„Richtig, klar. Und genau darum geht es – um die Übernahme. Rafe, ich weiß, du bist schon immer sehr ehrgeizig gewesen, doch der Mann, den ich vor vielen Jahren geliebt habe, war nicht herzlos. Noch ist es nicht zu spät für dich oder die Firma. Du kannst immer noch deine Meinung ändern.“ Sie griff über den Tisch nach ihm. „Der Mann, der Hannah’s Hope ins Leben gerufen hat, macht doch nicht so was. Was geht hier wirklich vor?“
„Die Fabrik ist veraltet.“ Seine Hand kam der ihren so nah, dass Sarah beinahe glaubte, er würde sie umfassen. Doch dann griff er an ihr vorbei und zog eine Orchidee aus der Vase. „Wenn ich sie länger in Betrieb lasse, zögere ich das Unvermeidliche einfach nur ein bisschen hinaus. Es ist besser, es kurz und schmerzlos über die Bühne zu bringen.“
„Das tröstet meine Eltern bestimmt nicht besonders, wenn sie ihre Arbeit verlieren“, erwiderte Sarah und ballte die Hand auf dem Tisch zur Faust, während sie versuchte, ihre aufsteigende Wut zu kontrollieren.
„Ich habe gemeinsam mit meinen Anwälten Ruhestandspläne für die langjährigen Mitarbeiter von Worth Industries ausgearbeitet.“
„Ja, aber sie bekommen nur die Hälfte von dem, mit dem sie gerechnet haben.“ Sprühnebel vom Rasensprenger des Nachbargrundstücks wehte über den Zaun zu ihr herüber, vermochte aber nicht, ihre Wut zu kühlen.
„Was man ihnen früher versprochen hat, ist nicht realisierbar.“ Mit der Blume strich er über Sarahs Faust, bis sie ihre Finger wieder entspannte. „Schon nach fünf Jahren wären die Fonds aufgebraucht gewesen.“
„Sagst du.“ Sie nahm ihm die Blume aus der Hand und lehnte sich zurück.
„Es spielt gar keine Rolle, ob du mir glaubst oder nicht“, entgegnete er arrogant. „Ich versuche nur, dir das Ganze höflich zu erklären. Ich habe nicht um deine Meinung gebeten.“
„Das hast du ja noch nie – zumindest nicht in wirklich wichtigen Dingen“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor sie darüber nachdenken konnte, aber es stimmte, er hatte sie belogen.
Sie hatten gemeinsame Pläne für die Zukunft geschmiedet. Sarah war schließlich bereit gewesen, Vista del Mar gemeinsam mit ihm zu verlassen, nachdem sie geheiratet hätten. Allerdings wollte er unbedingt nach Los Angeles, eine Riesenstadt und der letzte Ort auf der Welt, an dem sie glücklich hätte sein können. Und dann war ihr bewusst geworden, dass er sie gar nicht hatte heiraten wollen, sondern sich nur unter Druck gesetzt gefühlt hatte. An jenem Abend hatte sie zwar nicht so etwas Verletzendes zu ihm sagen wollen, aber ihre Unbeherrschtheit hatte damals ihren Verstand zum Schweigen gebracht.
„Für jemanden, der sein Leben im
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