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Lass Es Gut Sein

Titel: Lass Es Gut Sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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gibt, dann bekommen wir Kraft dafür. Zuversicht ist das halbe Leben. Nur wer sich auf den Weg macht, wird erfahren, dass er gangbar ist – ganz so, wie der Appetit beim Essen kommt, kommt Kraft beim Tun.
     
    Vergeudet euch nicht an irgendeine Nostalgie. Klammert euch nicht an das Vergangene – verklärt es weder als die schöne Zeit, als alles schön klar war, noch verdammt alles, was gewesen ist, was mit euch geschehen ist und wer ihr wart. Ihr könnt zu euch stehen. Und so werdet ihr auch das Neue bestehen: aufgerichteter, gerader, hoffnungsvoller, selbständiger.

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    |51| Demokratie braucht VERTRAUEN und PARTIZIPATION
    Einen Staat machen
    »Mit
denen
ist kein Staat zu machen«, stöhnen viele der sogenannten Normalbürger über die sogenannten Staatsdiener und noch mehr über die Parteien. Haben sie dabei lediglich an die politische Klasse gedacht, oder beziehen sie sich selbstkritisch mit ein?
    »Einen Staat machen« – das ist eine höchst komplizierte, eine so verlockende wie zuzeiten riskante Sache. Diktatoren wissen zu gut, wie man Untertanen gefügig macht, die selbst für nichts verantwortlich sind, sondern nur so ängstlich wie macht- oder karrierebesessen gehorchen, gar so begeistert wie finster mitmachen oder einfach abgeduckt und abgestumpft mitlaufen. Die Demokratie als eine weiche Machtentfaltung lebt davon, dass es genügend aktive, mündige, selbstverantwortliche, sach- und problembewusste Bürger gibt, denen das freiheitliche und sozialstaatliche Gemeinwesen eine Herzenssache ist, weil sie nie vergessen, was Diktatur anrichtet.
    In Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik wird die Funktion des Staates grundlegend als ein Dienst am Menschen beschrieben: »Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.« Der Staat ist für uns Bürger da, nicht wir für ihn! Das ist
die
revolutionäre Umkehrung in unserer deutschen Geschichte und fordert das Engagement der Politiker genauso wie das aller Bürger!
    Einen demokratischen Staat zu machen, das heißt: Teilhabe und Teilnahme beständig zu ermöglichen und einzufordern. Politiker haben sich – Recht und Gewaltenteilung achtend – ausdauernd zu bemühen, die Handlungsspielräume aller Bürger zu erweitern, zu fördern, soziale, ökonomische und politische Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen zu gewährleisten und zu (re-)aktivieren.
    |52| Der Ausbau erfahrbarer Mitgestaltungsmöglichkeiten ist das eine, die Wahrnehmung dieser Möglichkeiten ist das andere. Inzwischen werden »die Politiker« mit einer mehr oder weniger kultivierten Enttäuschungsattitüde selbstentschuldigend für das wachsende Desinteresse, für eigene Lahmheit, Denkfaulheit und eine daraus resultierende Räsonierhaltung verantwortlich gemacht. Es ist schon mehr als ein Alarmsignal, wenn z. B. im November 2006 in Halle an der Saale nur noch 27 Prozent der Wahlberechtigten sich daran interessiert zeigen, wer ihr Stadtoberhaupt wird. Das demokratische System könnte uns aus den Händen gleiten, sowie eine charismatisch-autoritäre Persönlichkeit sich geschickt dieser »enttäuschten Masse« annimmt, sich ihrer bedient und sich dabei leicht zu schürende Ressentiments zunutze macht. Wir haben’s gesehen …
    Der Homo politicus und die res privata sind nicht mehr im Gleichgewicht. Jeder Bürger und jede Bürgerin sollte einen kleinen Teil seiner/ihrer Zeit und Kraft für Belange der res publica aufwenden – das käme dem Gemeinwesen wie jedem Einzelnen zugute. Oder wollen wir es wirklich zulassen, dass die diversen Funktionsträger des Staates uns in Deutschland erneut zu unmündigen Staats-Dienern bzw. zu beliebig manipulierbaren Konsumenten machen?
    »Wenn Freiheit das Geheimnis der Demokratie ist, dann ist es eine Freiheit zur Beteiligung und zur Mitverantwortung«, sagte Richard von Weizsäcker. Wir brauchen einen Staat, in dem wir die Subjekte des Handelns sein
können
und auch tatsächlich
werden
. Dieser Staat braucht uns: Wir selbst haben unseren Staat auszufüllen, darin (Mit-)Verantwortung als freie Bürger zu übernehmen. Er bedarf eines alltäglichen, wachen Einsatzes für die Bewahrung seiner rechtsstaatlich-freiheitlichen Grundlagen. Er lebt letztlich von unserer – freien – Zustimmung zu seiner menschenrechtlichen Basis. Gleichgültigkeit, Apathie und Verachtung sind die Schaufeln für das Grab der Demokratie. Und unser demokratischer Staat sollte uns das Geld wert sein, das er

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