Lass Es Gut Sein
Kriterium unseres Denkens und Handelns werden: ökologisch verträglich, sozial verträglich, enkelverträglich. Unsere Fixierung auf die Gegenwart und auf unseren kleinen Lebenshorizont werden künftige Generationen bitter bezahlen. Der Markt selber schafft keine langfristigen ökologischen Steuerungen, sondern Zerstörungen mit Langzeitfolgen, weil er nur am Gewinn orientiert bleibt. Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass die Markt-Mächtigen von selbst zu dieser Einsicht gelangen.
Die Erhaltung des Lebensraums für Mensch und Natur steht auf dem Spiel. Die globalisierte Welt als unbegrenzter Handlungsraum bedarf gewisser Regeln. Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. Ohne ein globales Ethos kommt globales Chaos. Wo sind die Träger solchen Denkens?
Die 1997 vom InterAction Council zur Diskussion gestellte »Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten« verpflichtet den Menschen auf Ehrfurcht vor dem Leben, die nicht auf das menschliche Leben beschränkt ist, sondern Tiere und Pflanzen, den Erdboden, Wasser und Luft mit einschließt. Auch im Konzept des »Weltethos« ist der nachhaltige Schutz des Ökosystems verankert. Hans Küng, Initiator des Projektes und Präsident der Stiftung »Weltethos«, hat die global verbindlichen Handlungsnormen in der sogenannten »goldenen Regel« ausgemacht, die seit Jahrtausenden in vielen religiösen und ethischen Traditionen der Menschheit verankert ist. »Handele so, wie du von anderen behandelt werden möchtest.« Das ist einfach und bewundernswert weitsichtig zugleich. An dieser Regel kann sich globales Handeln und jeder Einzelne im Alltag orientieren.
|47| Wenn ich sage: »Wir brauchen nichts Geringeres als einen
globalen Marshallplan
mit langem Atem für die Weltgesellschaft, wenn unsere Welt weiter bestehen soll«, antworten Sie wahrscheinlich: »Das ist eine Aufgabe für Experten, Wissenschaftler, Zukunftsforscher, mich überfordert das, das ist nicht meine Welt, auf globaler Ebene kann ich doch sowieso nicht mitbestimmen.« Wir sind als Menschen verhaltensbiologisch mit einem emotionalen Revierhorizont ausgestattet. Wir können normalerweise nur für das Überschaubare unseres
Lebenskreises
und unserer
Lebenszeit
Verantwortung übernehmen. Jetzt müssen wir uns einrichten auf globales Denken mit Langzeitperspektive und in der Weltgemeinschaft langfristige Ziele formulieren. Vielleicht denken Sie, dass die Ziele utopisch sind oder ihre Verwirklichung außerhalb Ihres Einflussbereichs liegt? Dann erinnern Sie sich daran, dass
jeder mitverantwortlich
ist, da auf dem Globus alles mit allem zusammenhängt. Es ist eben doch Ihre Welt!
Die globalen Probleme erfordern den Abschied von einem nur auf den Menschen ausgerichteten Denken und ein neues ganzheitliches Welt- und Menschenbild. Der Dalai Lama gibt uns zu bedenken: »Kein Weltfrieden ohne Frieden mit der Natur.« Albert Schweitzer kam zu der Erkenntnis: »Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.« Wer so denkt, nimmt Rücksicht und sieht auf das Lebensrecht allen künftigen Lebens. Handeln Sie nach einer solchen Maxime?
Überall auf der Welt gibt es Einzelne und Gruppen, die als Warnmelder für die bedrohte Zukunft fungieren und sich den Herausforderungen stellen: in tibetanischen Klöstern, in wissenschaftlichen Arbeitsgruppen (Ozeanologen, Ökologen, Klimaforscher), in diversen Kommunitäten in der Dritten Welt. Auch unermüdliche NGOs wie
Greenpeace
,
Terre des Hommes
,
World Watch
sowie einige Journalisten lassen nicht nach, die wirklich wichtigen Fragen »nach vorn« zu bringen.
Attac
z. B. mit seinen 90 000 Mitgliedern mischt sich in die Weltstrukturen ein. In diesem Netzwerk werden nicht Gefahren apokalyptisch beschworen, da werden Wege gesucht.
|48| wie der Internationale Währungsfonds demokratisiert werden kann,
wie eine Steuer auf Aktiengewinne erhoben werden kann,
wie die Mechanik der Ungleichheit gebrochen werden kann,
wie der unfaire Handel beseitigt werden kann, weil das WTO-Regime wesentlich für die Rechte der Starken und nicht für die Schwachen sorgt,
wie die Verantwortung für die Zukunft in den Händen der Menschen bleiben, die ein Land bewohnen, statt von anonymen Konzerninteressen dominiert zu werden.
Nur wenn wir uns solchen Zielen stellen, werden wir auch Wege finden. Das wird nicht leicht, aber es ist möglich: Wer Ziele hat, findet auch Wege!
Wenn wir schon meinen, dass wir selber nicht viel tun können, sollten wir wenigstens diejenigen unterstützen und
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