Lass Es Gut Sein
seiner Ohnmacht bewusst wird. Und Freiheit wird ohne Verantwortung zur Willkür. Es gilt, Verantwortung für sich
und
für seine Mitmenschen zu übernehmen.
IV.
Die Weisheiten der Alten mögen euch ein Achselzucken wert sein. Hört einfach mal hin. Genau. Behaltet einen differenzierten Blick auf das Vergangene – manches könnte für euer künftiges Leben von Wert sein. Lasst euch weder entmutigen von den großen Leistungen der Altvorderen, noch ignoriert ihre Fehler, verachtet und belächelt nicht, was sie getan haben. Prüft alles! Nichts einfach übernehmen, sondern aneignen, transformieren. Macht euch das Gute zu eigen, löst das Unabgegoltene, noch Unerreichte ein. Denkt voraus! Was jeder tut oder unterlässt, hat Folgen für künftige Zeiten.
Bewahrt Gottes wunderbare Schöpfung, lernt von der Natur, statt sie beherrschen zu wollen. Die uns anvertraute Erde ist vergiftet, verödet, vergammelt. »Die Bewältigung des Klimawandels stellt eine Feuertaufe für die im Entstehen begriffene Weltgesellschaft dar«, mahnen Wissenschaftler. Und es gibt weitere große Risiken und Gefahren, z. B. die Atommeiler, die Waffenarsenale und den Terror. Werdet bessere Haushälter als wir, erhaltet die Erde als Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen, sorgt für Frieden und mehr Gerechtigkeit.
Einen Rat, eine Bitte habe ich noch: Begnügt euch nicht damit, gut drauf zu sein und selber gut durchzukommen, cool zu sein oder alles cool zu finden (stets vom Kick zum Event getrieben!), sondern gestaltet die Welt mit. Bleibt und werdet »politisch«, mischt euch in das öffentliche Leben ein (res publica), damit auch euer persönliches Leben gelingt.
In der Bibel heißt es: »Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind.« (Römer 8,16) Wir sind |248| Vorübergehende. Ihr auch. Das Glück des Augenblicks, des glücklichen Augenblicks, macht unser Leben einmalig.
Die Dichterin Rose Ausländer schrieb:
Vergesst nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam.
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Informationen zum Buch
„Lass es sein, es hat keinen Zweck!“ – gegen solch resignative Lebens- und Redensart wendet sich dieses Buch. Friedrich Schorlemmer folgt der Maxime „Lass es gut sein und lass es gut werden.“ Aus genauen Beobachtungen gewinnt er Orientierungshilfen, die dem Einzelnen Halt und Hoffnung geben. Er macht Mut zu einem gedeihlichen Umgang mit der Natur, mit sich selbst und anderen, auch mit Gegnern und Fremden. Nöte und Ängste nicht verschweigend, schärft er eine Gelassenheit ein, die unsere Tatkraft stärkt.
Die in ihren Grundlagen gefährdete Erde verlangt allen mehr Rück-Sicht und mehr Weit-Blick ab. Was jeden von uns trägt, kann nur das sein, was uns alle gemeinsam trägt, prägt und bindet. Das Leben kann gelingen, wenn wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst bleiben, unser Land lieben, Toleranz üben und die Wahrheit suchen, Widerstand gegen alles Lebensfeindliche leisten und uns mit anderen kompromissbereit einigen lernen.
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Informationen zum Autor
FRIEDRICH SCHORLEMMER, geboren 1944, Publizist und Theologe, bis 2007 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in der Lutherstadt Wittenberg, 1989 Carl-von-Ossietzky-Medaille, 1993 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2002 Ehrendoktorwürde der Concordia-University in Austin (Texas). Mitherausgeber der
Blätter für deutsche und internationale Politik
und des Freitags. Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der deutschen UNESCO-Kommission.
Jüngste Veröffentlichungen:
Absturz in die Freiheit. Was uns die Demokratie abverlangt
(AtV 7029),
Die Bibel für Eilige
(AtV 1920),
In der Freiheit bestehen. Ansprachen
(AtV 7045),
Ich habe keinen Gott. Aber Gott hat mich. Die Künstler und die Religion
(AtV 8148),
Hier stehe ich - Martin Luther
(Berlin 2003),
Woran du dein Herz hängst … Politisches Handeln und christlicher Glaube
(Freiburg 2006).
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