Lass los was dich festhaelt
dem 11. September?«
Noch einmal (kürzer ausgedrückt): Jede Katastrophe ist eine Antwort. Oder auch: Jede Krankheit ist eine Folge. Oder: Jedes Unglück ist ein Echo.
»Vor jedem Überfall schnattern die Gänse« klingt viel zu harmlos und auch das Sprichwort »Bevor Gott Felsbrocken fallen lässt, wirft er mit kleinen Steinen« trägt nicht wirklich dazu bei, uns das Thema zu eröffnen. Außerdem werden Sie sich langsam fragen, was meine Freundin Bärbel, ein Erdbeben, ein Genozid und der 11. September mit Echos, schnatternden Gänsen und fliegenden Felsbrocken zu tun haben. Ganz zu schweigen von unserem Thema: Loslassen.
Immer, wenn etwas Einschneidendes passiert oder eine unaufhaltsame Veränderung vor sich geht, löst sich etwas für immer auf. Wo sich etwas auflösen kann, muss sich zuvor etwas verfestigt haben. Wo sich nichts verfestigt (manifestiert), braucht sich auch nichts aufzulösen.
Jede bemerkbare Veränderung ist die Folge eines vorangegangenen, überlebten Zustands oder einer beendeten Entwicklungsphase. Wenn etwas zu Ende ist, muss es aufgegeben (transformiert, neu begonnen, losgelassen) und einer anderen Dimension (Darstellungsform, Verwendungsart, Behandlung, Beurteilung) anheimgegeben werden. Wird in einer Entwicklung das Erreichen der Endphase weder bemerkt noch beachtet, zeigt sich die Intensität des Endergebnisses proportional zur vorherigen Ignoranz. Das ist nicht mehr als ein Echo. Und nicht weniger als eine Antwort. Und dieses Gesetz des Ausgleichs von Diskrepanzen war sowohl beim Untergang von Atlantis wirksam als auch bei der Geburt Jesu Christi, bei sämtlichen Kriegen und Friedensschlüssen und auch beim Ertrinken des Ehemanns meiner Freundin Bärbel.
Denn: Was im Großen wirkt, wirkt erst recht im Kleinen, und was im Kleinen wächst, wird sich eines Tages als Großes zeigen, vielleicht als 163 Millionen Lottogewinn oder als Jahrhunderttalent oder aber als Katastrophe. Wie das zu bewirken oder zu verhindern ist?
Beobachtet die Anfänge, richtet eure Aufmerksamkeit auf die Entwicklung und schärft eure Sinne, um den Zenit einer Entwicklung wahrzunehmen, sagt der Weise. The way a story starts is the way a story ends , schnoddert der Amerikaner. Und hat ebenso recht wie Ovid, der mit seiner Anweisung Principiis obsta! (»Wehret den Anfängen!«) als Erfinder des Sprichworts anzusehen ist. Jedes in diesem Buch erwähnte Ereignis, ob weltbewegend oder scheinbar unbedeutend, hat eine Vorgeschichte, die zu beobachten gewesen wäre und bei genauer Betrachtung eine klare Aussage über den Ausgang der Sache gemacht hätte.
Dass wir sie meistens nicht als solche erkennen, diese Vorboten oder Signale, hängt mit drei charakteristischen Eigenschaften sowohl der Erde als auch der Menschen zusammen, nämlich mit der Bipolarität, dem Streben nach Harmonie (sprich Ausgleich oder Gleichgewicht) und der Hartnäckigkeit, mit der wir am Bestehenden festhalten. Die Erde unterliegt, genauso wie wir selbst, dem Gesetz der Bipolarität. Das heißt: Immer, wenn sich ein Zustand oder Gegenstand zeigt, kann man davon ausgehen, dass dieser Zustand oder Gegenstand nur deswegen existiert, weil er über einen entsprechenden, sichtbaren oder unsichtbaren Gegenpol verfügt. Wird einer oder werden beide dieser zusammengehörigen Teile eines Systems beschädigt oder auf andere Weise in ein Ungleichgewicht gebracht, so werden die zwei Teile auf jede nur mögliche Weise versuchen, ihr Gleichgewicht wieder herzustellen. Gelingt dieses Unterfangen nicht, gibt sich das System der Zerstörung hin oder zerstört sich selbst, um nach angemessener Entstehungszeit in anderer, wenn auch ähnlicher Form, wieder zu erscheinen.
Jedes dieser Systeme strebt danach, dem Gesetz des Gleichgewichts zu entsprechen.
Manchmal ist, das kennen wir alle, von Anfang an »der Wurm« in einer Sache. Es kann sich sowohl um eine Liebesgeschichte oder einen Hausbau als auch um die Gründung einer Republik handeln. Dem Gesetz ist es völlig gleich, wer es in Anspruch nimmt. Es ist wie ein Ameisenhaufen. Wer damit in Berührung kommt, kann sich gewissen Konsequenzen nicht entziehen. Egal wie gut oder wie schlecht etwas beginnt, das Gesetz des Ausgleichs wird die entsprechende Eigendynamik beisteuern, was dann als Unterstützung oder Behinderung empfunden wird. Wird eine disharmonische Entwicklung zu lange dahingeschleppt oder unterstützt, stauen sich Gegenkräfte auf, die bemüht sind, einen Ausgleich herzustellen. Wird dieser Ausgleich
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