Lass los was dich festhaelt
neu gemischt werden. Da bietet sich eine der letzten wirklich großen Chancen an, die Positionen zurechtzurücken, die Prioritäten zu akzeptieren, die Fehler zu korrigieren und noch einmal von ganz vorn anzufangen. Er sprach dann noch kurz darüber, wie man von der Sexualität an der Nase herumgeführt wird (er nannte einen anderen Körperteil) und dass man doch eigentlich nur etwas »Weiches, Zärtliches will, von dem man ohne Forderungen und Druck angenommen wird«. Im
Grunde kommentierte er, ohne es zu ahnen, den Text, den ich eine halbe Stunde zuvor niedergeschrieben hatte.
Zufall, Synchronizität oder Telepathie? Zumindest eine Bestätigung von »draußen« in meine Enklave, die sich während des Schreibens um mich bildet wie eine Clausura hermetica. Hält man als älterer Mensch Lebensrückschau, bleibt es einem nicht verborgen, dass sich unsere ganze Existenz unentwegt zwischen einer Unsumme von Loslassangeboten abspielt und einer Macht, die uns gleichzeitig zu überzeugen versucht, dass diese Ablösung überflüssig, ja sogar schädlich ist. Diese Macht ist unser Ego, dieser gehätschelte, angebetete Privatgötze in unserem Inneren, der in Zusammenarbeit mit seinem Lieblingsminister, dem freien Willen, für die unaufhörliche Kette der Wiedergeburten verantwortlich ist, deren Realität sich ebenfalls in diesem Jahrhundert beweisen lassen wird.
Die Tragik unseres Daseins besteht vor allem darin, dass wir, bevor sich unsere Seele vom Körper einschließen lässt, völlig sicher sind, dass uns die Fehler früherer Menschwerdungen nicht mehr unterlaufen können. Kaum sind wir jedoch den irdischen Bedingungen unterworfen, sind diese Aussagen wie vom Winde verweht und so schwindsüchtig wie die guten Vorsätze, die anlässlich des »Neuen Jahres« gefasst werden. Wir sind wie Süchtige, die sich, aus einer Heilanstalt entlassen, nach langer Zeit endlich wieder den süßen Duft der Drogen um die Nasen wehen lassen dürfen, von denen sie sich so schmerzlich und endgültig entwöhnt glaubten und die da heißen:
• Materie = Ego/Besitz,
• Persönlichkeit = Ruhm/Macht,
• Triebstrebung = Geschlechtlichkeit/Sex.
Die uralten Weisheitsbücher haben für diese drei Kategorien noch drei andere Bezeichnungen parat, nämlich für Materie »das Ahrimanische«, für Ego »das Luziferische« und für Sexus »das Animalische«.
Ahriman ist eigentlich nichts anderes als ein Symbol für alles, was unter einem Wesen der Dunkelheit und Gottlosigkeit verstanden werden kann, wie zum Beispiel Satan, dunkler Engel oder Widersacher. Hauptaufgabe und Beschäftigung dieses Mephisto ist es, geist- und seelenbegabte Wesen davon zu überzeugen, dass es keinen Gott gibt, an den es sich zu glauben lohnt, und dass der eigentliche Gott das Begreifbare ist, die Materie. Die Anhänger dieser Ideenwelt verlieren ihre Seelenkräfte immer mehr an das Materielle und treiben damit die technischen Entwicklungen wie auch die Automatisierung und Industrialisierung voran. In Mythen und Märchen wird dieser Austausch als Seelenverkauf beschrieben.
Der Gegenspieler, aber eigentlich ergänzende Antipode Ahrimans ist Luzifer, der als symbolischer Anführer all derer anzusehen ist, die ihr eigenes Ego über Gott stellen und ihn dadurch außer Kraft setzen wollen. Luzifers Lieblingswerkzeuge sind die Eitelkeit, der Hochmut, der Stolz, die Selbstherrlichkeit, was übrigens wunderbar und erschreckend genau von Al Pacino in dem Film Im Auftrag des Teufels dargestellt wird.
Bleibt uns als Drittes das Animalische, das mit seiner instinktiven Getriebenheit der am wenigsten interessante Faktor zu sein scheint. Doch gerade in diesem animalischen Bereich haben sich besonders intelligente Wesen »eingeloggt«, die sogenannten Asuras, deren einziges Bestreben ist, sich über die Geschlechtskräfte und sexuellen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen zu seinem Beherrscher zu machen. Man findet diese unsichtbaren Partizipanten an Orten, wo perverse Praktiken ausgeübt werden, und zwar bevorzugt solche, die mit
schwarzer Magie vermischt, zum absoluten Kontrollverlust und in die totale Abhängigkeit führen.
Letztendlich bieten sich unsere drei Sparten als ideale Spielund Betätigungsfelder für sämtliche unerlösten Wesenheiten und dunklen Intelligenzen an, die über uns ihre Machtkämpfe austragen und deren »Kanonenfutter« wir Menschen sind, solange wir diese Machenschaften nicht bemerken, durchschauen und mit einem eindeutigen »Nein, danke« abwehren.
Doch
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