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Lass los was dich festhaelt

Lass los was dich festhaelt

Titel: Lass los was dich festhaelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny McLean
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brauchen nicht zu raten, was das wohl sein könnte, denn es ist immer das Gleiche, was Menschen sowohl im Irdischen als auch im Jenseits attraktiv finden: Alkohol, Sex, Drogen, (Fr-)Essen, Bewunderung und Beifall. Durch das Teilnehmen an unseren diesbezüglichen Betätigungen erhalten diese Nutznießer Second-Hand-Gefühle geliefert, an denen sie sich delektieren wie Hungrige an einem Buffet. Das Gefühl, das der »Wirt« erhält, ist lediglich eine Empfindung, die man am ehesten mit einer Bestätigung vergleichen könnte. Unter den eben genannten »Trittbrettfahrern« finden sich übrigens auch regelmäßig Wesen, die als Ahnen, also verstorbene Vorfahren glauben, aufgrund der genetischen Verbindung besondere Vorrechte zu haben. Dieser Glaube wird vor allem von den Wirten unterstützt, die sich gedanklich mit den Verstorbenen beschäftigen.

    Merke: Jeder Gedanke ist ein Ruf in die Unendlichkeit und sowohl ein Signal als auch eine Aufforderung für Gleichgesinnte, sich anzuschließen.
    Es soll ja noch immer genug Menschen geben, die glauben, der Tod beende jede Verbindung. Diese Auffassung wird von einer solchen Fülle von gegenteiligen Berichten ad absurdum geführt, dass zehn Bände nicht ausreichen würden, um entsprechende Erlebnisse mit Verstorbenen wiederzugeben. Vielleicht erinnern sich einige, die mein Buch Kontakte mit Deinem Schutzgeist gelesen haben, an die Erzählungen über meine Kinderfrau Alena, mit der ich in einer Art Mutter-Tochter-Beziehung stand. Wir hatten unter anderem einen Running Gag , den wir immer dann zum Besten gaben, wenn eine Tür sich automatisch öffnete. Dann sangen wir das aus einer Broadway-Show der 1920er-Jahre stammende Lied »Open the door, Richard«, das wirklich nur jemand kennen kann, der damals gelebt und das Comeback des Songs in den 1940er-Jahren mitbekommen hat.
    Wir unterhielten uns oft über das Thema Tod und sie, die Ältere von uns beiden, versprach, mir dereinst ein Zeichen aus dem Jenseits zu senden.
    Alena starb und es fand nicht die geringste von all diesen berühmten Jenseitsdemonstrationen statt, von denen ich immer gehört hatte: Kein Bild fiel von der Wand, kein Klavier fing nachts selbsttätig an zu spielen, keine weiß gewandete Dame durchwandelte die Räume und keine Stimme wisperte geheimnisvoll zur Mitternacht. Ich fand mich langsam damit ab, dass sie mich oder das Versprechen wohl vergessen hatte. Eines Tages saß ich im Speisewagen des Nachtzugs von Lindau nach München. Kurz vor der Endstation begann ich, mich in Gedanken mit Alena zu beschäftigen. Es gab keinen Anlass. Weder war es ihr Todestag noch sonst ein prägnantes Datum - sie kam mir einfach in den Sinn. Und ich sagte in Gedanken zu ihr: »Also weißt du, ein bisschen hättest du dich schon anstrengen können, um mir irgendwie zu zeigen, dass du gut
drüben angekommen bist!« Kurz bevor der Zug am Zielort ankam, stellte ich mich in den Vorraum, von dem man in die 1. Klasse sehen konnte. Eben wurde einer alten Dame in den Mantel geholfen. Sie trat vor die Glastür, beobachtete das automatische Öffnen und - sang: »Open the door, Richard!« Ich musste es einfach wissen. Also fragte ich sie, ob sie dieses Lied immer singe, wenn sich eine Tür öffne. Sie schaute mich an wie ein aus einem Traum erwachendes Kind und sagte: »Also wissen Sie was, dieses Lied habe ich das letzte Mal vor sechzig Jahren gesungen. Aber jetzt, als die Tür aufging, da musste ich es plötzlich singen. Ich weiß auch nicht, warum!«
    »Sagen Sie«, konnte ich nicht an mich halten zu fragen, »glauben Sie an Zeichen von Verstorbenen?«
    »Ach, das ist seltsam«, sagte sie, »gerade vorhin haben meine Tochter und ich uns lange über dieses Thema unterhalten und dass ich ihr ein Zeichen geben werde, wenn es einmal so weit ist.«
    So viel zum Thema Sterben. Amen.
    Wenn Ihnen ein lieber Mensch ins Jenseits vorausgegangen ist, werden Sie seine Anwesenheit nach seinem Tod sicher auch ohne Zeichen und Gesänge verspürt haben. Verstorbene statten ihren früheren Wirkungsstätten gern Besuche ab, was auf dem Land noch heute viel selbstverständlicher hingenommen wird als in der »aufgeklärten« Stadt, wo die Stippvisite meist gar nicht wahrgenommen wird. Natürlich kommt es auch vor, dass sich die geliebte Mutter von der tief trauernden Familie nicht zu trennen vermag und dadurch zum unsichtbaren »Familiensatelliten« wird oder dass verstorbene Kinder durch den Kummer der Eltern nicht losgelassen werden. Doch diese ehemaligen

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