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Lass los was dich festhaelt

Lass los was dich festhaelt

Titel: Lass los was dich festhaelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny McLean
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Doch tatsächlich nehmen wir allem und jedem bei der ersten Gegenüberstellung etwas weg, nämlich den Teil, den wir im Nachhinein durch unsere, im Laufe des Umgangs oder aus der Erinnerung gewonnenen Erkenntnis ersetzen. Und wenn nicht richtig aufgenommen wurde, wird genauso mangelhaft komplettiert. Damit ist klar, dass wir alle samt und sonders Primär-Illusionisten sind. Am schlimmsten trifft uns diese Art des Umganges mit exogenen Fakten, wenn wir einem anderen Menschen gegenübertreten. Nicht nur, dass die berühmten »Rezessiven« und »Dominanten« uns in dem Augenblick genau das sehen lassen, was uns (momentan) entspricht. Wir sehen auch bestenfalls nur die Hälfte unseres Gegenübers. Drum prüfe (= lasse sich Zeit), wer sich bindet! Und zwar so lange, bis sich wenigstens ein Teil des Restpotenzials offenbart hat.
    Ich hatte einmal das Glück, in einer hoch gerühmten Schweizer Uhrenfabrik dem Meister zuschauen zu dürfen. Da
lagen Hunderte von winzigen Schräubchen und Rädchen herum, und nur die Lupe vor dem Auge des Meisters machte das Ineinanderfügen möglich. Einmal hielt er inne, suchte, ließ die Pinzette über die Arbeitsfläche schweben. Ich glaubte zu wissen, was ihm fehlte, und zeigte auf ein abseits liegendes Teilchen.
    »Nein, nein«, sagte er, »das sieht nur so aus, als würde es passen. Aber das greift nur zwanzig Umdrehungen, dann bricht es.«
    Ach ja, wenn man nur immer so einen Meister mit einer Pinzette neben sich sitzen hätte, der sagen würde: »Nein, nein, das sieht nur so aus!«
    Ich lernte auch, dass man manche Teilchen erst ins Feuer halten muss, damit sie brauchbar werden. Und manche sind von Anfang an unbrauchbar, obwohl sie so unglaublich gut und gleich aussehen. Die werden dann aussortiert. So ist das eben in einer erstklassigen Uhrenwerkstatt. Aber wir reden hier über Menschen, und die kann man ja wohl nicht ins Feuer halten oder in eine Kiste mit der Aufschrift »unbrauchbar« stecken, oder?
    Andererseits haben wir uns aber doch versprochen, die Dinge beim Namen zu nennen. Mit-einander, bei-einander, für-einander. Ja, gern, aber nicht mit jedem und jeder. Denn es gibt Menschen, die scheuen das Feuer, durch das sie schon x-mal hätten gehen müssen, um brauchbar zu werden, wie der Teufel das Weihwasser. Vielmehr entwickeln genau diese ein unglaubliches Talent, andere glauben zu machen, sie seien echte Feuersalamander. Und - oh Tyches Geschick! - genau diese sind es, an denen wir hängen wie ein Klettband am Wollkleid.
    Aber warum? Je mehr Leerraum, desto mehr Ausbreitungsmöglichkeiten. Und so wird ins Nichts investiert und hinein
illusioniert, dass es nur so funkt und kracht. Aber weil das Nichts so gut schluckt und aufnimmt, denkt man, man müsse immer mehr nachschieben und nachliefern. Und weil das ein 24-Stunden-Job ist, glauben die Zulieferer, dass der andere eine tolle Ergänzung ist, weil so gewaltig für Beschäftigung gesorgt wird.
    Ach, ihr lieben Damen und Herren: Loslassen! Die Aktivität ist trügerisch, dabei zeitraubend und irreleitend. Aber wie kommt man los, wenn das Klettband hakt? Seelen-Vampire üben, wie wir wissen, einen Sog aus, wie ein 10 000-Watt-Staubsauger. Will man einen solchen stoppen, zieht man den Stecker. Wenn Sie den »Seelensauger« stoppen wollen, müssen Sie seinen Stecker ziehen und aufhören, ihm Energie zu liefern - ein Vorgang, der mit masochistischer Genugtuung vollzogen wird, weil das Abliefern nämlich das berühmte Glückshormon aktiviert und seelisches Wohlbefinden simuliert. Es gibt ein einziges Gegenmittel: Sie müssen Ihrem Ego abgewöhnen, auf diesen Sog zu reagieren. Die Devise lautet: Immer wenn Sie spüren, dass Sie etwas für das »einnehmende Wesen« tun wollen, tun Sie etwas anderes.
    Das klingt im ersten Moment ziemlich blödsinnig. Seit ich jedoch von meinem Stiefvater, dem Mediziner, gelernt habe, dass Spinnweben, Schmierseife und Kuhmist bei bestimmten Krankheiten und Verletzungen wahre Wunder wirken können, ist es mir egal, wie blödsinnig sich etwas anhört, solange es nachweislich hilft. »Nur Endergebnisse zählen!«, wurde immer dann zur Devise erhoben, wenn beweisbare Erfolge zu verzeichnen sein sollten.
    Eine Idee, die nicht von mir stammt, aber ebenfalls der Kategorie »Wirksame Mittel« zuzuordnen ist, stellt sich folgendermaßen dar: Immer, wenn ein Gedanke an den Energiefresser auftaucht, stellen Sie sich ein Band vor, das die betreffende
Person und Sie verbindet. Und dann nehmen Sie in Gedanken eine

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