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Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin

Titel: Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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wirklich komisch, dachte sie. Denn ihre wahre Natur war alles andere als steifleinen und prüde.
    Aber so ist es immer gewesen, erkannte Alexandra plötzlich. Immer hatte sie sich so verhalten, wie die Menschen, von denen sie geliebt werden wollte, sie sehen wollten: Für ihren Vater war sie mehr ein Sohn als eine Tochter gewesen, für ihre Mutter mehr ein Elternteil als ein Kind, und für Jordan war sie ein anderer Mensch geworden.
    Doch von nun an würde sich das alles ändern. Alexandra Townsende war entschlossen, ihr Leben zu genießen.
    Um dieses Ziel zu erreichen, mußte sie zunächst daran gehen, den Ruf von erhabener Isolation und grenzenloser Naivität zu verändern, den sie sich unwissentlich in Kreisen der Gesellschaft erworben hatte. Und da Sir Roderick Carstairs als lautstärkster und einflußreichster ihrer Gegner auftrat, war er vermutlich auch der beste Ansatzpunkt. Anthony würde heute morgen mit ihm sprechen. Aber vielleicht konnte auch sie etwas sagen oder tun, was seine Meinung über sie änderte.
    Während sie über dieses Problem nachdachte, erinnerte sie sich plötzlich an ihr Gespräch mit Melanie Camden am vergangenen Abend. Lady Camden hatte angedeutet, daß ihre Freunde Alexandra »für das törichteste Geschöpf halten« könnten, »das je auf einem Londoner Ball aufgetaucht ist«. Also hatte sie offensichtlich gewußt, daß Alexandra von der Gesellschaft als Persona non grata betrachtet wurde, sich aber dennoch mit ihr anfreunden wollen. Ein schwaches Lächeln überflog Alexandras Gesicht. Sie ließ die Bürste sinken. Vielleicht würde sie in London doch noch eine echte Freundin finden.
    So unbeschwert wie seit einem Jahr nicht mehr, steckte sie sich die schweren Haare hoch, zog schnell ein Paar Breeches und eines der Hemden an, die sie immer bei ihren morgendlichen Fechtpartien mit Anthony trug, und griff zu Degen und Fechtmaske. Als sie beschwingt die Treppe hinunterlief, summte sie vor sich hin.
    Tony stand mitten im leeren Ballsaal und schlug sich nervös mit der Degenspitze gegen den Stiefel. Beim Klang ihrer leichten Schritte auf dem Parkett drehte er sich um. Erleichterung überflog sein Gesicht. »Nach gestern abend war ich mir nicht sicher, ob du kommen würdest...«
    Alexandras strahlendes Lächeln sagte ihm, daß sie ihm sein langes Schweigen über Jordans Perfidie nicht nachtrug, aber sie verlor kein Wort über den letzten Abend. Sie wollte ihn und Jordan Townsende vergessen. Sie hob den Brustschutz vom Parkett auf, legte ihn an und stülpte sich die Gesichtsmaske über. »En garde«, rief sie übermütig.
    »Großer Gott, Hawthorne«, unterbrach sie Roddy Carstairs Näseln mitten in einem heftigen Schlagabtausch. »Ist es nicht noch reichlich früh, sich körperlich derart zu verausgaben?« Sein Blick flog zu Tonys Fechtpartner. »Wer immer Sie auch sein mögen - eins ist sicher: Sie sind ein verdammt guter Fechter!«
    Mit den Händen auf den Hüften und leicht nach Atem ringend, wog Alexandra ab, was taktisch klüger war: ihm jetzt zu zeigen, wie sie war, oder später im Salon, wie es ihre ursprüngliche Absicht gewesen war. Eingedenk dessen, was Tony gestern abend über ihn gesagt hatte, entschied sie sich für das erstere.
    Sie griff nach hinten, löste die Schutzmaske und zog gleichzeitig die Nadeln heraus, die ihre Haare festhielten. Mit schneller Bewegung zog sie die Maske ab und schüttelte heftig den Kopf, so daß ihr die Locken wie ein schimmernder, kastanienbrauner Wasserfall über die Schultern fielen.
    »Ich fasse es nicht!« murmelte der unerschütterliche Sir Roderick und bemühte sich offenbar krampfhaft, die Tatsache zu verdauen, daß die junge lachende Frau, die da in knappen Breeches vor ihm stand, dasselbe prüde zimperliche Gänschen war, das Hawk geheiratet hatte. »Ich will verdammt sein«, begann er, verstummte aber sofort wieder, als Alexandras kehliges Lachen aufklang.
    »Zweifellos werden Sie das«, sagte sie und ging mit der natürlichen Grazie einer jungen Athletin auf ihn zu. »Und wenn nicht, dann hätten Sie es zumindest verdient«, fügte sie hinzu und reichte ihm die Hand, als hätte sie ihn nicht gerade erst zur Hölle gewünscht.
    In der sicheren Annahme, das Opfer eines Streiches zu sein — Zwillinge vielleicht? —, nahm Roddy ganz automatisch ihre Hand. »Warum sollte ich?« fragte er und ärgerte sich über seine Unfähigkeit, seinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bringen.
    »Weil Sie mich dem allgemeinen Gespött preisgegeben

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