Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Erkenntnis, daß Tony ihre Unbeliebtheit kannte. Sie hatte gedacht — gehofft -, daß ihm ihre Situation nicht bewußt war.
»Ich habe Carstairs gebeten, mir morgen vormittag einen Besuch abzustatten«, fuhr Anthony fort. »Wir müssen etwas unternehmen, um seine Meinung über dich zu ändern, und ihn irgendwie über die Abfuhr hinwegtrösten, die du ihm gegeben hast, als du ihn neulich auf dem Parkett stehengelassen hast...«
»Hinwegtrösten!« entfuhr es Alexandra. »Er hat unverzeihliche, bösartige Dinge über deine Großmutter gesagt, Anthony!«
»Carstairs sagt andauernd unverzeihliche Dinge zu allen möglichen Leuten.« Tonys Lächeln wirkte seltsam abwesend. »Besonderes Vergnügen bereitet es ihm, Frauen in Verlegenheit zu bringen, zu schockieren oder einzuschüchtern. Und wenn ihm das gelingt, macht er sein Opfer wegen seiner Feigheit oder Torheit verächtlich. Carstairs ist wie ein Vogel, der von Baum zu Baum fliegt und Unfrieden stiftet. Viele seiner Bemerkungen sind sehr amüsant — so lange sie einen nicht selbst betreffen. Jedenfalls wäre es besser gewesen, wenn du einfach geschwiegen oder etwas ähnlich Schockierendes zu ihm gesagt hättest, anstatt ihn einfach stehenzulassen.«
»Es tut mir leid. Das habe ich nicht gewußt.«
»Es gibt sehr vieles, was du nicht weißt«, bemerkte Anthony, als sie vor seinem Haus an der Upper Brook Street hielten. »Aber sobald wir im Haus sind, werde ich das ändern.«
In Alexandra kam eine seltsame unheimliche Vorahnung auf, als sie das Haus betraten und sich in den Salon begaben. Tony deutete auf einen hellgrünen Damastsessel und goß sich einen Whisky ein. Als er sich ihr wieder zuwandte, wirkte er unbehaglich und verlegen. »Alex«, begann er abrupt, »du hättest ein sagenhafter Erfolg werden müssen. Die nötigen Voraussetzungen waren, weiß Gott, vorhanden. Und das im Überfluß. Statt dessen bist du zum größten Reinfall des Jahrzehnts geworden.«
Die Scham ließ Alexandra zusammenzucken, aber Anthony hob abwehrend die Hände. »Das ist meine Schuld, nicht deine. Ich habe bestimmte Dinge vor dir geheimgehalten. Dinge, die ich dir eigentlich hätte sagen sollen, aber meine Großmutter hat es mir verboten. Sie wollte jede Enttäuschung von dir fernhalten. Inzwischen stimmen wir jedoch beide darin überein, daß du es erfahren mußt, damit nicht auch noch deine letzten Chancen, glücklich zu werden, schwinden - wenn es dafür nicht schon zu spät ist.«
Er hob das Glas an die Lippen und leerte es mit einem Schluck, als müsse er sich Mut antrinken. Dann sagte er: »Du hast sicher gehört, daß Jordan von einigen Freunden und Bekannten >Hawk< genannt wurde, oder?« Und als sie nickte, fuhr er fort: »Warum ist das so? Was meinst du?«
»Ich nehme an, daß es sich um eine Verkürzung des Namens Hawthorne handelt.«
»Manche Leute meinen es so, aber besonders unter Männern hat dieser Spitzname eine andere Bedeutung. Ein >Hawk<, ein Falke, ist ein Raubvogel mit unfehlbarem Auge, der seine Beute bereits reißt, bevor die überhaupt weiß, daß sie in Gefahr ist.«
Alexandra blickte ihn mit höflicher Aufmerksamkeit an und hatte keine Ahnung, worauf er eigentlich hinauswollte. Fast verzweifelt fuhr sich Anthony durch die Haare. »Jordan bekam diesen Spitznamen vor Jahren, nachdem er eine besonders zurückhaltende junge Schönheit erobert hatte, um die sich die Junggesellen von London monatelang vergeblich bemüht hatten. Hawk bat sie um einen Tanz und war noch am selben Abend erfolgreich.«
Anthony stützte die Hände auf ihren Sessel und sah sie durchdringend an. »Du bist davon überzeugt, einen Heiligen geheiratet zu haben, Alex«, sagte er nachdrücklich. »Aber in Wahrheit war Jordan eher ein Teufel als ein Heiliger, wenn es Frauen betraf. Und das weiß jeder. Verstehst du, was ich damit sagen will?« fragte er verbittert. »Jedermann hier in London, der dich über ihn reden hört, als wäre er ein Ritter in schimmernder Rüstung, weiß, daß du nur ein weiteres seiner Opfer bist... Nur eine weitere der zahllosen Frauen, die Hawks verhängnisvoller Anziehungskraft erlegen ist. Er hat sich im Grunde gar nicht bemüht, sie zu verführen — oft genug war er eher verärgert als erfreut, wenn sich Frauen in ihn verliebten, so wie auch du dich in ihn verliebt hast. Aber im Gegensatz zu den anderen Opfern, bist du viel zu arglos, um es zu verbergen.«
Alexandra errötete vor Verlegenheit, war aber der Ansicht, daß es Jordan nicht zum Vorwurf
Weitere Kostenlose Bücher