Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
haben«, entgegnete Alexandra leichthin, »woran ich allerdings selbst nicht ganz unschuldig bin. Dennoch sollten Sie vielleicht über Sühnemaßnahmen nachdenken, damit Sie die Ewigkeit in einem angenehmeren Klima verbringen können.« Mit gehobenen Brauen wartete sie auf seine Antwort, und wider Willen mußte Roddy lächeln.
Mit schweigendem Vergnügen sah Anthony zu, daß Carstairs auf diese bezaubernde Fechterin genauso reagierte, wie er gehofft hatte, als er Higgins bat, ihn gleich nach der Ankunft in den Ballsaal zu führen.
»Ich nehme an, Sie machen mich für Ihren Mangel an... äh, Popularität verantwortlich?« fragte Roddy Carstairs und gewann langsam seine Haltung wieder.
»Dafür mache ich mich selbst verantwortlich«, entgegnete die junge Schönheit lächelnd. »Sie bitte ich, mir dabei zu helfen, die Situation zu verändern.«
»Warum sollte ich?« erkundigte er sich schroff.
Wieder hob Alexandra die hinreißend geschwungenen Brauen. »Nun, natürlich um zu beweisen, daß Sie das können.«
Die Herausforderung wurde hingeworfen wie ein Handschuh, und Roddy zögerte kurz, bevor er ihn aufnahm. Aus purer Bosheit und extremer Übersättigung hatte er den Ruf zahlloser junger Frauen ruiniert, jedoch noch nie den Versuch unternommen, eine dieser zerstörten Reputationen wiederherzustellen. Ein solcher Versuch wäre die Nagelprobe für seinen Einfluß auf die Gesellschaft. Aber wenn er scheiterte...? Dennoch war die Herausforderung überaus reizvoll. Die Herzoginwitwe verfügte zwar über genügend Einfluß, um die grauen Häupter dazu zu bewegen, Alexandra zu akzeptieren, aber nur Roddy konnte sie bei den Jüngeren populär machen, die sich nach seinen Maßstäben richteten.
Er blickte auf sie hinab und sah, daß sie ihn aus dem Augenwinkel beobachtete, während ein winziges, aber unwiderstehliches Lächeln um ihre Lippen spielte. Fast verblüfft stellte er fest, daß ihre Wimpern so unglaublich lang und geschwungen waren, daß sie wie kleine Fächer dunkle Schatten auf ihre hohen Wangenknochen warfen. Nahezu widerwillig — und wider besseres Wissen - bot ihr Roddy Carstairs den Arm. »Wollen wir unsere Strategie nicht später besprechen? Sagen wir, wenn ich Sie heute abend abhole, um Sie zum Ball bei den Tisleys zu begleiten?«
»Sie werden mir also helfen?«
Sir Roderick zauberte ein Lächeln in sein Gesicht und antwortete mit einem Zitat: »>Dem Wagemut der Sterblichen ist nichts zu hoch. In unserer Torheit stürmen wir selbst den Himmel.< Von Homer, glaube ich«, fügte er erklärend hinzu.
Die neunzehnjährige Hexe an seiner Seite schüttelte den Kopf und schenkte ihm ein impertinentes, keckes Lächeln. »Horaz«, sagte sie.
Carstairs blickte sie einen Moment lang nachdenklich an. »Sie haben recht«, sagte er zögernd, und es hatte den Anschein, als läge so etwas wie Bewunderung in seinen Augen.
Wie einfach es doch gewesen ist, dachte Alexandra vier Wochen später, als sie sich von einem Kreis von Freunden und Bewunderern umgeben sah. Auf Melanies Rat hin hatte sie sich eine ganz neue Garderobe in hellen Pastelltönen und leuchtenden Farben zugelegt: Roben, die ihre Figur vorteilhaft betonten und ihre dunklen Haare ebenso betonten wie ihren frischen Teint.
Für den Rest hatte Roddy gesorgt, indem er ihr durch seine Begleitung in der Öffentlichkeit den »Stempel seines Wohlwollens« verlieh und ihr darüber hinaus einige Ratschläge gab, zu denen auch der Hinweis gehörte, sich mit Jordans ehemaligen Geliebten Lady Whitmore und Lady Grangerfield gutzustellen: »Angesichts Ihrer unvorstellbar naiven Bemerkungen über die angeblichen Tugenden Ihres Mannes«, hatte er betont, als er sie das erste Mal zu einem Ball begleitete, »und Ihrer absurden Komplimente über die Schönheit seiner früheren Affären, bleibt Ihnen keine andere Möglichkeit, als sich mit diesen Ladys auf guten Fuß zu stellen. Dann wird die Gesellschaft Sie nicht mehr für einen absoluten Schwachkopf - der Sie auch waren! - halten, sondern für eine junge Lady mit einem bisher nicht erkannten, aber hochentwickelten Sinn für Humor.«
Daran hatte sich Alexandra gehalten wie an alle seiner Ratschläge. Und innerhalb von vier Wochen war sie das geworden, was man in diesen Kreisen einen »Erfolg« nannte.
Verglichen mit den jungen Debütantinnen, die ihre erste Saison erlebten, wirkte Alexandra mit ihrem natürlichen Witz und ihrer angeborenen Intelligenz auf reizvolle Weise gelassener und sicherer. Verglichen mit den
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