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Lass mich in Dein Herz

Lass mich in Dein Herz

Titel: Lass mich in Dein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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gebieterisch an.
    Der Beamte nickte und gab seinem Kollegen einen Wink. »Wir befragen mal die Nachbarn, ob die jemand gesehen haben. Wenn er sich an der Tür zu schaffen gemacht hat . . .« Die beiden verschwanden im Hausflur.
    Nach zehn Minuten waren sie wieder da. »Nichts. Vielleicht haben Sie ja heute Morgen aus Versehen die Tür doch nicht richtig zugezogen?« Der Beamte sah sie an, als ob er meinte, sie hätte nun Zeit genug gehabt, darüber nachzudenken, und wäre zu genau diesem Schluss gekommen.
    »Ich habe abgeschlossen«, wiederholte Andrea ärgerlich. »Wie jeden Tag.«
    »Ich fürchte, wir können hier nichts weiter tun«, sagte der Polizist. »Keine Spuren, keine Hinweise, und von den Nachbarn hat auch niemand etwas gesehen. Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass überhaupt ein Fremder hier war.«
    »Ich möchte, dass Sie ein Protokoll aufnehmen«, sagte Andrea.
    »Ein Protokoll?« Der Beamte räusperte sich. »Eigentlich sind wir in solchen Fällen nicht dazu ermächtigt –«
    »Ich ermächtige Sie.« Andrea fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Ich werde von einem Mann verfolgt, der sich wegen eines Urteils, das ich gegen ihn gefällt habe, an mir rächen will. Ich bin mir sicher, dass er hier eingebrochen ist. Keine Ahnung, wie. Aber er war hier. Ich möchte, dass Sie die Spurensicherung herbeordern.«
    »Die Spurensicherung? Also ich weiß nicht . . .« Der Beamte warf einen Blick in Andreas Wohnung. Welche Spuren sollen die denn sichern? war ihm deutlich am Gesicht abzulesen. Hier ist doch gar nichts. Er blickte wieder auf Andrea. Richterin oder nicht, Frauen ab einem gewissen Alter wurden einfach leicht hysterisch.
    Andrea sah ihm die Ablehnung an und seufzte. »Ich habe vor wenigen Tagen bereits Anzeige gegen Unbekannt erstattet, weil die Reifen meines Autos zerstochen worden waren«, erklärte sie geduldig. »Das können Sie nachprüfen. Und so wenig wie die zerstochenen Reifen Einbildung waren, ist auch dieser Einbruch Einbildung. Er war hier. Ich weiß es.«
    Sie versuchte ihre innere Erregung zu überspielen und die ganze Sache professionell zu betrachten. Einbrüche waren nichts Ungewöhnliches, wenn man es mit Stalkern zu tun hatte. Der Verfolger wollte dem Opfer damit seine Macht demonstrieren. Es hätte noch schlimmer kommen können. Hätte sie ein Haustier gehabt, wäre es jetzt wahrscheinlich tot gewesen.
    Die Beamten ließen sich von ihren Argumenten überzeugen und benachrichtigten die Kollegen von der Spurensicherung. Diese traf einige Zeit später ein und stellte Andreas Wohnung mit Akribie auf den Kopf. Sie untersuchten Türen und Fenster, Bodenfasern wurden auf Klebestreifen gezogen und alles, was nur im entferntesten eine Spur enthalten konnte, in Plastiktüten verpackt.
    Andrea versuchte währenddessen, die Aktionen so zu betrachten, als ob sie nicht zu ihrem eigenen Leben, sondern zu dem eines Geschädigten gehörten würden, dessen Fall sie als Richterin bearbeiten musste. So hielt sie eine gewisse Distanz und konnte fast in berufsmäßiger Neugier mit der Sache umgehen.
    Als die Spurensicherung jedoch wieder abgezogen war, alle Koffer eingepackt und ihre Wohnung verlassen hatte, konnte sie diese professionelle Distanz nicht mehr so einfach aufrechterhalten. Sie lief unruhig in der Wohnung umher, getrieben von einer Mischung aus Frustration und Angst.
    Wie war Valentin in die Wohnung gekommen? Er konnte keinen Schlüssel haben.
    Sei doch nicht so naiv, Andrea. Valentin kommt direkt aus dem Gefängnis. Einbrecher gibt es dort wohl mehr als genug. Wo konnte er bessere Lehrmeister finden und lernen, leise und unbemerkt in eine Wohnung einzudringen?
    Sie blieb stehen und erstarrte. Ja, so war es wohl.
    Und zum ersten Mal spürte sie das, was ihr viele Opfer schon beschrieben hatten, sie bisher aber nicht nachvollziehen konnte: Wie es sich anfühlte, wenn jemand in die eigene privateste Sphäre eindrang, wenn das Gefühl der Sicherheit, das man mit der eigenen Wohnung, den eigenen vier Wänden verband, durchlöchert wurde. Hier, wo sie sich hatte zurückziehen können, wo sie sich immer sicher und geborgen gefühlt hatte, hatte ein Mensch seine Spuren hinterlassen, der sie bedrohte, der nichts von dem, was ihr wichtig war, respektierte.
    Und er konnte es wieder und wieder tun.

5.
    D er Redeschwall des Ingenieurs der Sicherheitsfirma nahm kein Ende. Er war voll in seinem Element. Der frühe Morgen tat dem keinen Abbruch.
    »Wir bauen unsere Sicherheitssysteme meistens

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