Lass mich in Dein Herz
willigte Carmen ein. »Und wo soll ich hin?«
»Mal sehen. Du kannst in keinem Fall zu mir in die Wohnung. Denn dort wird dich Valentin zuerst vermuten. Er könnte dir davor auflauern. Da nützt die neue Sicherheitsanlage auch nicht viel. Du kannst auch nicht zu irgendwelchen Freunden. Da sucht er dich als nächstes.«
»Wie wäre es mit einer Pension?« schlug Carmen vor.
»Na ja, möglich wäre es vielleicht. Aber wenn Valentin akribisch genug ist, und so schätze ich ihn ein, findet er dich da bald.« Andrea stöhnte kraftlos.
»Wie wäre es bei mir?« fragte Gina.
Zwei Augenpaare richteten sich auf sie. Gina hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Deshalb hatten Andrea und Carmen sie beinah vergessen.
»Es wäre die perfekte Lösung«, meinte Gina nur.
»Das würdest du tun?« Andrea sah Gina erstaunt an. Diese Möglichkeit hätte sie nicht im Traum in Erwägung gezogen. Und bei näherer Überlegung konnte sie das Angebot auch keinesfalls annehmen. Es war genug, dass Valentin Carmen und sie im Visier hatte. Sie würde nicht auch noch Gina in sein Spiel hineinziehen. Andrea schüttelte den Kopf. »Das ist nett, Gina, aber zu gefährlich für dich. Was, wenn Valentin dahinterkommt?«
»Wie sollte er?«
»Du bist meine Trainerin.« Andrea fiel ein, dass Gina ihre diesbezügliche Vereinbarung gestern unmissverständlich aufgekündigt hatte. »Äh, ich meine . . .«
Gina lächelte. »Natürlich bin ich das. Na und? Warum sollte er deshalb Carmen bei mir vermuten?«
Andrea schüttelte den Kopf. »Ich habe kein gutes Gefühl dabei.«
»Aber Gina hat recht«, mischte sich Carmen jetzt ein. »Und ehrlich gesagt wäre mir diese Lösung viel lieber als die andere. Da käme ich mir ja vor wie Doktor Kimble auf der Flucht.« Sie wandte sich an Gina. »Es würde Ihnen nichts ausmachen? Immerhin kennen Sie mich nicht«, gab sie zu bedenken.
Gina grinste. »Und Sie? Kennen Sie mich? Vielleicht gehen Sie ja die größeren Unannehmlichkeiten ein.«
Carmen lachte, zwinkerte Andrea zu. »Sie gefällt mir.«
»Dann lassen wir aber das Sie weg, ja?« schlug Gina vor.
»Genau das wollte ich auch gerade vorschlagen.« Carmen grinste.
Andrea musste hinnehmen, dass man sie überstimmte. Blieb noch, den Umzug zu organisieren, so dass Valentin nichts davon mitbekam. Dafür fand Andrea eine relativ einfache Lösung. »Carmen, du kommst morgen früh mit einer Reisetasche zu mir. Valentin wird denken, dass du vorübergehend bei mir einziehst und sich freuen, dass wir es ihm so leicht machen. Auf die Art hat er uns beide unter Kontrolle. Glaubt er. Du packst aber, bevor du kommst, noch eine weitere Tasche. Nämlich die, die du zu Gina mitnimmst. Gina holt sie aus deiner Wohnung ab, sobald du bei mir bist.«
»Und wie komme ich zu Gina, ohne dass Valentin es mitbekommt?«
»Ich werde ihn ablenken, indem ich mit dem Auto irgendwo hinfahre. Er wird mir folgen. Wenn ich sicher bin, dass er an mir dranklebt, rufe ich Gina per Handy an. Sie holt dich ab. Bevor du gehst, mach das Fenster auf und schalte den Fernseher oder das Radio laut an. Valentin soll denken, du bist immer noch in der Wohnung, wenn wir zurückkommen.«
»Könnte klappen«, meinte Carmen.
Andrea schaute Gina eindringlich warnend an. »Die Sache ist ziemlich heikel. Überleg es dir noch mal.«
»Da gibt es nichts zu überlegen.«
Carmen holte einen Ersatzschlüssel für ihre Wohnung und gab ihn Gina. »Danke«, sagte sie dabei.
Gina stand auf. »Es ist spät. Ich denke, wir können alle noch eine Mütze Schlaf gebrauchen. Besonders nach den ganzen Aufregungen. Ich warte dann, dass ihr mir Bescheid gebt.«
Andrea erhob sich ebenfalls. »Ich bringe dich zur Tür.«
Im Flur legte sie ihre Hand auf Ginas Arm. »Ich weiß nicht, wie ich mich bei dir bedanken soll.«
»Indem du nicht ständig davon anfängst«, wehrte Gina ab.
»Das fällt mir schwer, besonders, nachdem ich . . . mich dir gegenüber so unmöglich benommen habe.« Andrea wollte eigentlich etwas ganz anderes sagen. Eine Erklärung dafür geben. Doch wo sollte sie anfangen?
»Schon gut. Wie du sagtest: Vergessen wir es einfach.« Gina öffnete die Tür.
Andrea hielt sie zurück. »Gina, ich muss dir dazu etwas sagen. Und lass mich bitte ausreden. Es ist wichtig.« Andrea atmete tief durch. Dennoch brauchte sie einige Sekunden, bis sie soweit war. »Erstens: Ich stehe durchaus auf das weibliche Geschlecht. Und zwar ausschließlich. Ich bin keine von diesen Ich-möchte-es-nur-mal-ausprobieren-
Weitere Kostenlose Bücher