Lass mich in Dein Herz
Frauen. Zweitens: Ich hatte bis vor vier Jahren eine . . . Freundin, Maren. Wir haben acht Jahre zusammengelebt. Sie starb durch einen Autounfall.« Andrea schluckte. Die Erinnerung drohte sie einzuholen. Sie riss sich zusammen. »Drittens: Ich mag dich. Viertens: Ich kann mit keiner Frau zusammen sein, weil ich immer noch an Maren denke. Ich bin nicht frei für etwas Neues. Verstehst du das?«
Gina hatte still zugehört. Sie schwieg.
»Gina?«
»Ja?«
»Kannst du das verstehen?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Gina. »Ich meine, das liegt sehr lange zurück. Aber wenn es so ist, wie du sagst, muss es schwer für dich sein.«
Andrea senkte enttäuscht den Kopf. Ginas Zurückhaltung schmerzte. Andererseits – was hatte sie erwartet? »Ich wollte jedenfalls, dass du das weißt«, sagte sie.
»Denkst du, dass ich mich dadurch besser fühle?« fragte Gina leise. »Oder sagst du das nicht eher, weil du versuchst, dich vor dir selbst zu entschuldigen? Nun, ich wünsche dir jedenfalls, dass es dir hilft. Von mir kann ich das leider nicht behaupten.«
Andrea biss sich auf die Lippen. Was sollte sie darauf erwidern? Sie schaute Gina nach, wie sie die Treppe hinunterging.
Als Gina um die Ecke bog, blickte sie noch einmal hoch. »Wir sehen uns beim Training.«
8.
A m nächsten Morgen brauchte Gina eine Weile, um sich zu vergewissern, dass der vergangene Abend kein Traum gewesen war. War das wirklich alles passiert? Andrea überfallen, an einen Stuhl gefesselt, Carmen in Gefahr und praktisch auf dem Weg zu ihr?
Ja, so war es wohl. Dieser Valentin . . . Sie schüttelte sich. Das musste sie erst einmal verdauen. Und Andrea? Ja, die auch. Was sie ihr erzählt hatte, hatte ehrlich geklungen, und sie tat ihr leid, aber musste sie sich deshalb so verhalten, andere verletzen? Hätte sie nicht gleich sagen können, was Sache war? Dann hätte Gina entscheiden können, ob sie sich darauf einlassen wollte oder nicht. Aber sie einfach so zu überfahren, nichts zu sagen, lediglich zu verschwinden. Das war nicht die feine Art, Maren hin oder her.
Sie fuhr ins Studio, wo Judith sie schon sehnlichst erwartete. »Gina, da bist du ja endlich! Christiane ist krank. Du musst ihre Gruppe übernehmen.«
»Jetzt gleich?«
»Seit zehn Minuten!«
»Bin unterwegs«, sagte Gina und beeilte sich, in die Umkleidekabine zu kommen.
Im Anschluss an diese Stunde wartete ihre eigene Gruppe. Damit war der Vormittag um. Gina beschloss, in das gegenüberliegende Restaurant zu gehen, um etwas zu Mittag zu essen.
Sie war schon halb aus der Tür, da hörte sie Judith hinter sich rufen: »Ich komme mit!«
Beim Essen fragte Judith: »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, alles bestens«, erwiderte Gina so gutgelaunt wie möglich. Alles andere würde eine Flut von Fragen nach sich ziehen, das wusste sie.
»Du siehst aber irgendwie unzufrieden aus.« Judith war nicht so leicht zu täuschen.
»Danke für die Analyse, Frau Freud.« Gina grinste sie schief an.
»Wer ist diese Frau, mit der du das separate Training machst? Sie? « Beide wussten, wen Judith mit sie meinte.
Gina seufzte. »Ja.«
»Hältst du das für klug? Ich dachte, sie hätte dich abblitzen lassen. Was ist das für ein blödes Spiel, das sie mit dir spielt?« Judiths Stimme schwankte zwischen Empörung und Besorgnis.
»Es ist nicht so, wie du denkst. Sie spielt nicht, sie braucht dieses Training wirklich.«
»Ach ja?« Judith klang mehr als skeptisch.
»Ja. Sie . . . sie wird bedroht«, sagte Gina. »Jemand belästigt sie.«
»So schlimm das für sie ist . . . Aber da kommt sie ausgerechnet zu dir?« Judith zeigte sich unnachgiebig.
»Das war Zufall. Sie wusste gar nicht, dass ich hier arbeite. Als sie es erfuhr, wollte sie sofort wieder gehen.«
»Das wäre das einzig Richtige gewesen. Ich habe ein ungutes Gefühl, was sie betrifft«, meinte Judith.
»Ich habe sie selbst gebeten zu bleiben«, verteidigte Gina Andrea.
»Da haben wir es«, sagte Judith. Als wäre das eine Bestätigung ihres Gefühls.
»Judith. Die Sache ist wirklich ernst.« Gina erzählte, was geschehen war. »Im Übrigen ist zwischen Andrea und mir alles geklärt«, fügte sie zum Schluss hinzu.
Wirklich? fragte sofort eine aufrührerische Stimme mahnend in ihr. Na ja, fast alles. Aber das spielte im Moment keine Rolle. Sie konnte Andrea nicht im Stich lassen. Sie musste ihre Gefühle eben unter Kontrolle halten. Das würde schon gehen. Solange Andrea ihre unter Kontrolle hielt! Und das tat
Weitere Kostenlose Bücher