Lass mich in Dein Herz
harrte der Dinge, die da kamen. Frustrierender ging es nicht mehr.
Reiß dich zusammen! schimpfte Andrea mit sich selbst. Jammern nützt nichts. Dreh den Spieß einfach um! Genau. Was hinderte sie daran, nun ihrerseits in die Rolle des Beobachters zu schlüpfen? Sammle Beweise, die zeigen, dass Valentin Mittel und Wege sucht, dich zu terrorisieren.
Das reichte aus. Denn warum sollte Valentin sich die Mühe machen, wenn er diese Mittel nicht anwenden, die Wege nicht gehen wollte?
Das würde jeder Richter so bewerten. Besonders angesichts der nachweisbaren Vorfälle.
Ja! Das war es. Endlich einmal eine gute Idee, Andrea!
10.
G ina schaute unruhig auf die Uhr. Schon fast halb acht. Seit einer halben Stunde wartete sie auf Andrea. Normalerweise rief sie an, wenn es später wurde oder sie gar nicht zum verabredeten Termin kommen konnte. Was war passiert? Wollte Andrea nicht mehr weiter trainieren? Aber das hätte sie ihr doch gesagt.
Gina ging ins Büro zum Telefon. Sie wählte Andreas Handynummer. Es klingelte. Einmal, zweimal, dreimal.
»Ja?« meldete sich Andrea endlich.
»Andrea! Was ist denn los?« fragte Gina, erleichtert, ihre Stimme zu hören.
»Gina?« Andreas Stimme klang abgelenkt.
»Ich warte seit einer halben Stunde auf dich. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
»Oh, entschuldige, ich habe völlig die Zeit vergessen.« Andrea klang sehr in Eile. »Und ich kann jetzt auch nicht telefonieren. Ich rufe dich später an, ja?«
»Ist alles in Ordnung?« Gina fühlte sich verwirrt. Andrea klang nicht ängstlich, sondern eher beschäftigt. War ihr das Training nicht mehr wichtig? Was war mit Valentin? Fühlte sie sich nicht mehr bedroht?
»Ja, ja, alles in Ordnung«, kam da Andreas Stimme aus dem Hörer. »Ich bin an Valentin dran. Er geht gerade in eine Kneipe. Wahrscheinlich trifft er dort jemanden. Ich muss Schluss machen.«
Knack. Andrea hatte abgeschaltet. Gina sah verdutzt auf den Hörer in ihrer Hand. Sie musste sich verhört haben! Andrea schlich hinter Valentin her? Die Frau war offensichtlich total verrückt geworden. Man musste sie zur Vernunft bringen! Gina drückte die Wahlwiederholungstaste. Wartete. »Na los! Geh schon ran!« beschwor sie Andrea. Nach dreimaligem Klingeln meldete sich die Mailbox. Andrea hatte ihr Handy ausgeschaltet.
Gina rief aufgelöst Carmen an. Die war ebenso entsetzt, wusste aber auch keinen besseren Rat als abzuwarten. Gina ging nach Hause. Dort saßen sie dann zu zweit, bekämpften ihre Nervosität, indem sie sich gegenseitig zu beruhigen versuchten. Gegen neun klingelte endlich das Telefon. Gina sprang sofort auf und lief zum Apparat. »Hallo.«
»Ich bin es.«
Endlich! Gina atmete auf, als sie Andreas Stimme erkannte. »Andrea. Wo bist du jetzt?« fragte sie aufgeregt.
»Zu Hause.«
»Gott sei Dank!« Ginas Anspannung ließ etwas nach. Sie schluckte die Worte über Leichtsinn und Dummheit, die ihr auf der Zunge lagen, herunter. Erst einmal hören, was wirklich los war. Vielleicht hatte sie Andrea falsch verstanden.
»Entschuldige. Ich hätte dich anrufen und Bescheid geben sollen, dass ich heute nicht zum Training komme«, hörte Gina Andrea jetzt sagen. »Die nächsten Tage auch nicht. Ich habe mich entschlossen, Valentin zu beobachten.«
Gina versuchte ruhig zu bleiben. »Du tust was ?«
»Ich habe es satt, untätig zu warten«, erklärte Andrea. »Statt dessen werde ich Valentin bei den Vorbereitungen für seinen nächsten Übergriff genau auf die Finger sehen. Und ich glaube, es lässt sich ganz gut an.«
Also doch! Kein Irrtum. Während Gina überlegte, wie sie es am besten anstellen sollte, Andrea ihr Vorhaben auszureden, sprach die unbeirrt weiter.
»Valentin hat sich nachmittags mit einem Mann in einer Kneipe getroffen. Die beiden sahen aus wie zwei typische Verschwörer. Sicher haben sie etwas ausgeheckt. Ich bin dem anderen Mann bis zu seinem Haus gefolgt. Morgen finde ich heraus, wer der Kerl ist.«
»Bist du total übergeschnappt?« fragte Gina entgeistert.
»Ich weiß schon, was du sagen willst«, fiel Andrea ein, bevor Gina weiterreden konnte. »Aber keine Sorge. Ich passe schon auf.«
»Bist du –« Gina konnte es nicht fassen. »Was versprichst du dir davon?« fragte sie dann, weil Andrea nicht so klang, als ob Vorwürfe sie von irgendetwas abbringen könnten.
»Natürlich, dass ich Valentin beim nächsten Mal zuvorkomme.« Andreas Tonfall zeigte an, dass sie erwartete, dass Gina darauf auch selbst hätte kommen können.
Gina atmete
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