Lass mich in Dein Herz
Gina, ihre Wut über Andreas ungerechten Vorwurf unterdrückend. Sie war mindestens ebenso in Rage wie Andrea. Um jedoch die Situation zu entspannen, lenkte sie ein: »Lass uns sachlich bleiben. Gehen wir zu meinem Wagen. Ich möchte dir etwas zeigen.« Gina ging einfach los.
Andrea sah ein, dass es nichts brachte, sich gegenseitig anzufauchen, und folgte ihr.
In ihrem Auto wedelte Gina mit dem Umschlag, den sie gerade aus Löwens’ Briefkasten geholt hatte, vor Andreas Nase.
»Dieser Brief hier ist nicht ganz uninteressant«, sagte sie.
Andrea nahm ihn. Auch ihr war nach einem kurzen Blick klar, was er bedeutete. Sie sah Gina an. »Das ist wirklich interessant.«
Gina nickte. »Jetzt kennen wir zumindest schon mal den Tag, an dem die beiden aktiv werden wollen, den 24. Juli. Alles andere ergibt keinen Sinn.«
»Das denke ich auch«, bestätigte Andrea. Sie wendete den Umschlag ein paarmal hin und her. »Ich scanne das Logo des Reisebüros ein und drucke einen neuen Umschlag. Morgen hat Löwens die Bestätigung wieder im Kasten. Damit er keinen Verdacht schöpft.« Andrea steckte den Brief ein.
»Was hat das Gespräch mit der Nachbarin gebracht?« fragte Gina.
Andrea verzog die Lippen. »Löwens hat Beziehungen.«
Gina verstand nicht. »Ja, und?«
»Zur Polizei«, sagte Andrea. »Die Nachbarin sah einen Mann in Uniform bei Löwens. Sie regte sich sehr darüber auf, dass die Polizei mit solchen Typen feiert, statt Lärmbelästigungen zu unterbinden. Weißt du, was das heißt?«
»Entweder war es ein Kostümfest oder es gibt Polizisten mit schlechtem Umgang. Beides es ist weder strafbar noch nützlich«, kommentierte Gina trocken.
»Das heißt, ich habe höchstwahrscheinlich einen korrupten Polizisten aufgespürt«, korrigierte Andrea. »In seinem Suff hat der Kerl sich der Frau sogar vorgestellt. Rund wie ein Buslenker zwar, aber Namen und Dienstrang spulte er herunter, sowie die Versicherung, er habe die Situation voll unter Kontrolle.« Andrea verzog die Lippen noch mehr. »Wachtmeister Brandt heißt das Kerlchen.«
»Ich schätze mal, davon gibt es mindestens fünfzig in der Stadt«, wandte Gina ein.
»Die Frau hat mir den Mann ganz gut beschrieben. Ich muss nur den Namen und einige Details der Beschreibung in den Computer geben. Ich werde Brandt zu meinem Maulwurf in der feinen Gesellschaft machen.«
»Du spinnst«, rief Gina spontan. »Und überhaupt. Warum sollte er sich darauf einlassen?«
»Er wird«, sagte Andrea überzeugt. »Löwens hat garantiert eine einschlägige Akte. Der Umgang mit ihm ist für einen Polizisten kein gutes Aushängeschild. Und könnte auch die Dienstaufsicht interessieren.«
»Erpressung?« fragte Gina. »Wie passt das zu einer Richterin?«
»Gar nicht«, gab Andrea zu. »Aber ich habe keine andere Wahl. Verstehst du? Das ist die Lösung. Löwens kungelt mit Valentin. Brandt wiederum hat Kontakt zu Löwens. Er wird für mich herausfinden, was die beiden vorhaben. Gleichzeitig habe ich einen Zeugen. Das ist doch ideal!«
»Klingt irgendwie zu einfach«, meinte Gina skeptisch.
»Weil es einfach ist«, betonte Andrea.
Eine Pause entstand. Ginas Gesicht spiegelte immer noch deutliche Skepsis wieder.
Andreas dagegen deutliche Entschlossenheit. »Hast du die Absicht, mich den Rest des Tages weiter zu verfolgen?« fragte sie.
»Nicht, wenn du mir sagst, dass du keine weiteren Amateurschnüffeleien planst«, entgegnete Gina ungerührt.
»Da kann ich dich beruhigen. Ich werde lediglich diesen Brandt auftreiben und ihn zu mir bestellen«, erwiderte Andrea.
~*~*~*~
D er Computer spuckte eine Liste mit fünfzehn Wachtmeistern namens Brandt oder Brand aus. Nach den Fotos sortierte Andrea zehn der Männer aus. Blieben fünf, die in Frage kamen. Wenn sie jetzt noch einmal die Nachbarin befragte und ihr die Bilder zeigte, konnte sie ihre Geschichte mit der Autoreparatur nicht länger aufrechterhalten. Doch was machte das schon? Die Nachbarin war auf Löwens nicht gut zu sprechen und würde ihr sicher weiterhelfen.
Andrea fuhr also erneut zu Löwens Wohnhaus. Diesmal klingelte sie gezielt bei der Nachbarin. Der Türsummer schnarrte. Sehr auf Vorsicht bedacht war die Frau nicht, wenn sie auf jedes Klingeln hin ohne Nachfrage die Tür öffnete, dachte Andrea. Sie stieg die Treppen hoch.
Die Nachbarin hatte bereits die Tür geöffnet und erwartete sie. »Ach, Sie sind es? Ich dachte, mein Sohn käme von der Schule.«
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie noch mal störe«, begann
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