Lass mich in Dein Herz
verhungern.«
»Du schätzt Andrea völlig falsch ein, glaub mir«, verteidigte Gina Andrea.
»Dann klär mich auf«, verlangte Judith.
»Andrea . . . hat viel durchgemacht. Ihre langjährige Freundin starb vor einigen Jahren bei einem Autounfall. Sie hat das nicht gut verarbeitet«, sagte Gina.
Judith schüttelte unzufrieden den Kopf. »Das mag ja sein. Aber das gibt ihr nicht das Recht, dich auszunutzen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass mal jemand ein ernstes Wort mit dieser Andrea redet. Ich wäre keine gute Freundin, wenn ich es nicht täte.«
»Du bist eine tote Freundin, wenn du das tust«, warnte Gina. »Ich kann immer noch selbst auf mich aufpassen.«
»Gut, gut. Reg dich ab«, lenkte Judith ein. Sie umarmte Gina freundschaftlich. »Aber eines sage ich dir: Sollte mir die Dame einmal über den Weg laufen, werde ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten.«
»Judith . . .« Gina rollte die Augen. »Entschuldige, wenn ich das so offen sage, aber . . . das geht dich nichts an.«
Judith musterte sie mit einem ernsten Blick. »Leider nicht«, sagte sie. »Sonst würde ich ganz andere Saiten aufziehen.«
Gina blickte Judith hinterher, als die weiterging. Sie hatte ja recht. Kaum streckte Andrea den kleinen Finger aus, sah Gina schon die ganze Hand, wollte sie nehmen . . . und bekam nicht einmal den Finger zu fassen – denn selbst den hatte Andrea dann mittlerweile weggezogen.
Aber sie wollte sich ihre gute Laune nicht verderben lassen. Auf Andrea zu warten, sich auf Andrea zu freuen, das war einfach . . . wundervoll.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es je noch einmal anders sein würde.
Lächelnd ging sie zur Umkleide.
~*~*~*~
» B randt? Ich bin überrascht, Sie so schnell wiederzusehen.« Es waren gerade einmal vierundzwanzig Stunden seit ihrem ersten Gespräch vergangen. Andrea wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und bedeutete Brandt, sich zu setzen.
Er kam ihrer Aufforderung nach.
»Ich gehe davon aus, dass Sie die Informationen schnell brauchen. Es ist aber nichts Angenehmes, was ich Ihnen zu erzählen habe«, sagte er mit besorgtem Blick.
»Das ist mir schon klar«, erwiderte Andrea. Dennoch durchfuhr sie ein leiser Schreck.
Brandt räusperte sich. »Die Sache wirft nicht gerade ein gutes Licht auf meinen Halbbruder, aber das überrascht Sie sicher nicht«, begann er. »Valentin hat ihm eintausend Euro dafür geboten, dass er Ihnen Drogen übergibt und überwacht, dass Sie diese in seinem Beisein einnehmen.«
»Wie bitte?« Andrea war schockiert. Das hatte selbst sie nicht erwartet.
»Während Sie im Drogenrausch Gassenhauer schmettern, wird sich mein Bruder aus dem Staub machen, bevor die Polizei kommt und Sie wegen Drogenbesitzes festnimmt. So Valentins Plan.«
Andrea schwieg und ließ das Gehörte auf sich wirken. »Ich verstehe. Das wäre mein beruflicher Ruin. Egal, wie viele Fürsprecher ich hätte. Ich könnte an keinem Gericht des Landes mehr arbeiten.« Andrea machte eine Pause, bevor sie die entscheidende Frage stellte. »Wie will Valentin mich dazu bringen, zu diesem Treff überhaupt zu kommen? Und wo soll das Ganze stattfinden?«
»Das wusste mein Bruder nicht.«
»Hat Ihr Bruder Ihnen auf Ihre Frage hin einfach so erzählt, was Sie mir gerade erzählt haben?« Das konnte Andrea sich nicht vorstellen.
»Natürlich nicht«, bestätigte Brandt ihre Vermutung. »Ich musste ihn an einen Gefallen erinnern, den er mir schuldete. Er kennt Valentin erst seit kurzem. Deshalb fühlt er sich ihm nicht besonders verpflichtet. Zum Glück.«
Andrea nickte bedächtig. »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Herr Brandt. Und ich bitte Sie, noch einmal mit Ihrem Halbbruder zu sprechen. Sagen Sie ihm, er soll Valentins Auftrag ruhig ausführen.«
»Ich verstehe nicht. Er soll . . .?« Brandt starrte sie verblüfft an.
»Ja. Bis zum Auftauchen der Polizei soll es so aussehen, als liefe alles nach Valentins Plan. Und dann soll er sehen, wie die Kollegen wieder abfahren. Ohne mich. Denn ich werde nur so tun , als würde ich die Drogen nehmen, verstehen Sie.«
Brandt verstand nicht, das sah Andrea an seinem fragenden Blick.
Sie stand ruckartig auf und lief aufgeregt hin und her. »Valentin terrorisiert mich seit Wochen«, wiederholte sie das, was sie beide schon wussten. »Bisher war ich seinen Anschlägen völlig hilflos ausgeliefert. Ich wusste nicht, was er plante, und nicht, wann er seine Pläne ausführen würde. Jetzt bin ich zum ersten Mal im
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