Lass mich in Dein Herz
genommen war sie das auch. Nur die Tatsache, dass sie auf das Kommende vorbereitet war, ließ sie einigermaßen ruhig bleiben.
Sie drückte die Einschalttaste des Handys und gab die Pin ein. Sollte sie eine Personenüberwachung für sich anfordern? überlegte sie. Nur zur Sicherheit. Die Nachricht auf dem Zettel rechtfertigte den Aufwand durchaus. Das Klingeln des Handys brachte sie von dem Gedanken ab.
»Ja«, meldete sie sich. Ihr Blutdruck stieg um etliche Punkte.
»Schön, dass ich Sie erreiche.« Valentins hämische Stimme.
»Was soll das Ganze?« fragte Andrea und achtete darauf, sich ihren heimlichen Triumph nicht anmerken zu lassen. Sie durfte auf keinen Fall zeigen, dass sie wusste, was Valentin vorhatte. Das brächte einmal Löwens in Schwierigkeiten, und zum anderen würde Valentin dann seinen Plan aufgeben und den Unmut darüber an ihr auslassen.
Doch tat er das nicht auch, wenn er später sah, wie sein Plan scheiterte? Schon möglich. Sicher sogar. Aber dann hatte sie ihm einmal die Suppe so richtig versalzen. Ihm gezeigt, dass seine Macht über sie bei weitem nicht so uneingeschränkt war, wie er dachte. Das war die wirksamste Methode, ihm entgegenzutreten.
»Stellen Sie keine überflüssigen Fragen«, bellte Valentin barsch. »Tun Sie einfach, was ich sage! Gehen Sie zu Ihrem Auto und fahren Sie los. Ich gebe Ihnen die genaue Richtung dann an. Lassen Sie das Handy eingeschaltet. Sprechen Sie mit mir. Ich will Sie die ganze Zeit über hören. Ach, und noch was! Nehmen Sie das Päckchen und die Zettel mit! Ich möchte gern alles wiederhaben. Sie wissen ja, es ist nicht meine Art, Beweise zu hinterlassen.«
Das Handy verstummte, jedoch mit einem drohenden Hintergrundgeräusch, weil Valentin nicht aufgelegt hatte. Andrea schluckte. Sie durfte sich nicht verraten. Ihre innere Erregung stieg noch mehr an. Sie ging zum Auto, stieg ein und legte den Karton auf den Beifahrersitz.
»Sie wissen, dass ich während der Fahrt nicht per Handy telefonieren darf. Was, wenn ich von der Polizei angehalten werde?« fragte sie. Ein vager Versuch, der Dauerüberwachung zu entgehen und vielleicht doch noch einen Notruf zur 110 abzusetzen. Trotz des Wissens um Valentins Vorhaben war ihr mulmig zumute.
»Dann zahlen Sie den Strafzettel und fahren weiter«, kam die lakonische Antwort.
»Wo soll die Fahrt hingehen?«
»Fahren Sie auf die Stadtautobahn Richtung Norden.«
»Norden? Das ist etwas ungenau.« Andrea startete den Wagen.
»Sie erfahren früh genug, wie es weitergeht.«
»Fahren Sie hinter mir, oder erwarten Sie mich am Zielort?« versuchte Andrea Valentin ein paar Informationen zu entlocken.
»Das geht Sie gar nichts an! Fahren Sie einfach. Und denken Sie daran, ich will Ihre Stimme hören!«
Andrea legte das Handy neben den Karton auf den Beifahrersitz. Sie begann laut zu zählen. »Eins, zwei, drei . . .«
Es ärgerte sie, dass Valentin es so einzurichten wusste, dass sie keine Gelegenheit fand, jemanden zu benachrichtigen. Noch hatte sie nicht Löwens’ Zusage, dass er die Sache zu Protokoll geben würde. Also wäre ein zusätzlicher Zeuge nicht schlecht. Aber so, wie Valentin die Sache anging, hatte sie keine Chance, einen Anruf zu tätigen. Natürlich lag genau das in Valentins Absicht, denn sonst wäre sein Plan kaum noch etwas wert.
»Fahren Sie durch den Tegeltunnel in Richtung Hamburg«, hörte sie Valentins Stimme.
Wo lotste er sie hin? Wenn sie weiter in diese Richtung fuhr, erreichte sie bald die Stadtgrenze. Suchte Valentin die Abgeschiedenheit eines der umliegenden Dörfer für seinen Plan?
Zwanzig Minuten später stoppte Andrea auf Valentins Anweisung an einer am Waldrand liegenden kleinen Gaststätte kurz vor Oranienburg. Nur zwei weitere Autos standen auf dem Parkplatz. Andrea stieg aus. Das leere Päckchen, in dem nur noch die Zettel lagen, unter den Arm geklemmt sah sie sich um.
Der Vorplatz der Gaststätte lag menschenleer da. Kein Wunder, mitten in der Woche. Die Menschen saßen zu Hause beim Abendbrot oder vor dem Fernseher. Das hätte sie jetzt auch am liebsten getan.
»Sie erhalten jetzt meine letzte Anweisung«, meldete sich Valentin. »Ihnen wird sich ein Mann als Harry zu erkennen geben. Sie tun das, was er sagt. Schalten Sie das Handy jetzt ab.«
Andrea tat es, legte den kleinen Apparat in die Pappschachtel und wartete auf Löwens. Sie zweifelte nicht daran, dass er dieser ominöse Harry war. Und richtig. Sie sah, wie Löwens aus einem der Autos stieg. Langsam
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