Lass mich in Dein Herz
sein.
~*~*~*~
G ina parkte auf der Straßenseite gegenüber von Andreas Wohnung, schaltete die Zündung aus und lehnte sich erschöpft in den Sitz zurück.
Ihr Rücken schmerzte von der langen Fahrt. Ihr Hintern fühlte sich platt an wie eine Flunder.
Wie schon die ganze Fahrt über kämpfte sie auch jetzt mit ihren gemischten Gefühlen. Sie würde Andrea wiedersehen. Ja. Aber wie würde die wohl reagieren?
Um allen Missverständnissen vorzubeugen, musste sie Andrea als erstes sagen, dass sie nicht gekommen war, um deren Entscheidung zu diskutieren. Sie akzeptierte sie. Es ging einzig und allein um Valentin! Wie sie sich alle vor ihm schützen konnten.
Wie auf ›Stichgedanken‹ traten Andrea und Carmen aus dem Haus. Gina stieg aus ihrem Wagen. Sie sah den beiden entgegen.
Andrea schien in Gedanken versunken. Sie ging deutlich langsamer als Carmen, die bereits die Straße überquerte.
Gerade als Gina Carmen zurufen und sie zu sich heranwinken wollte, sah sie, wie der dunkle Wagen, der bis eben noch gemächlich die Dreißigerzone passiert hatte, plötzlich beschleunigte.
Er hielt direkt auf Carmen zu. Noch zwei oder drei Sekunden, und der Aufprall würde unausweichlich folgen. Jetzt sah Carmen den Wagen auf sich zukommen. Und auch Andrea erfasste die Gefahr. Sie schrie Carmen zu, sie solle laufen. Doch nichts geschah. Carmen stand wie angewurzelt.
Gina reagierte in Bruchteilen von Sekunden. Mit zwei langen Sätzen war sie bei Carmen, griff sie am Arm und riss sie mit sich.
Der Wagen brauste einen halben Meter neben ihnen vorbei.
Andrea lief hastig zu ihnen. »Ist alles in Ordnung? Habt ihr euch verletzt?«
»Mir geht es gut«, sagte Gina.
Carmen erwachte wieder zum Leben und begann zu zittern.
Andrea nahm sie in die Arme und hielt sie fest. »Ist gut, Carmen. Es ist vorbei. Ich rufe einen Krankenwagen.«
»Nein. Nein, bitte, bring mich nach oben. Ich will nach oben«, stammelte Carmen.
Andrea sah ratlos zu Gina. Die nickte. »Sie hat einen Schock. Sie braucht Ruhe. Konntest du die Autonummer erkennen?«
»Darauf habe ich überhaupt nicht geachtet«, sagte Andrea benommen.
»Ich leider auch nicht.« Gina biss sich auf die Lippe.
Carmen saß, in eine Decke eingewickelt und mit einem Glas Tee vor sich, auf der Couch. Andrea hielt ihre Hand.
Gina kam mit zwei Tassen Kaffee aus der Küche. Sie reichte eine davon Andrea. »Geht es besser?« fragte sie.
»Ja«, sagte Carmen. Ihre Stimme klang bereits wieder erstaunlich fest.
Andrea schwieg. Ihr Gesicht sah düster aus.
»Andrea?« fragte Gina besorgt.
Die sah auf. In ihren Augen funkelte es böse. »Was hast du dir dabei gedacht?« fuhr sie Gina wie aus heiterem Himmel an.
Gina war völlig perplex. »Wobei gedacht?«
»Warum bist du zurückgekommen? Du weißt doch, was hier los ist. Konntest du nicht bleiben, wo du warst?«
»Aber . . .« Sie hatte mit keiner sehr freundlichen Begrüßung gerechnet, aber dass Andrea gleich so auf sie losgehen würde . . .
Andreas Nerven lagen blank. »Hast du gedacht, es reicht nicht, wenn ich mir um Carmen und mich Sorgen mache? Dachtest du, aller guten Dinge sind drei?«
»Aber wenn ich vorhin nicht rechtzeitig . . .« Immerhin hatte sie Carmen das Leben – oder zumindest einige ihrer Knochen – gerettet. War das denn gar nichts wert?
»Ich wäre schon mit der Situation fertiggeworden!« rief Andrea heftig.
Was du nicht sagst. Gina bezweifelte, dass Andrea hätte schnell genug reagieren können – und hatte sie ja auch nicht.
Carmen sah erstaunt zu Andrea. »Andrea, spinnst du? Warum schnauzt du Gina so an?«
»Ich will, dass sie dahin zurückfährt, wo sie herkommt«, stellte Andrea klar. »Dort ist sie in Sicherheit. Alles andere kann ich nicht verantworten.«
»Du musst dich nicht verantwortlich fühlen für das, was ich tue«, hielt Gina ihr entgegen. »Ich treffe meine Entscheidungen selbst, und ich verantworte sie selbst. Ich werde nicht zurückfahren. Ich hätte keine ruhige Minute.«
»Gina!« Andrea seufzte. Ihre Stimme klang nur noch besorgt. »Sei doch vernünftig. Es nützt niemanden, wenn dir auch noch etwas passiert.«
Gina schüttelte den Kopf. »Andrea! Der Mann ist nun mal unberechenbar. Bleibe ich, kann es richtig oder falsch sein, fahre ich zurück, ebenso. Und da bin ich lieber bei euch.«
Andrea änderte ihre Argumentationsrichtung. »Judith wird mich lynchen, wenn ich das zulasse.«
»Lass Judith meine Sorge sein. Ich erkläre es ihr schon.«
»Ich glaube kaum,
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