Lass mich in Dein Herz
Lebensretterin, ob du willst oder nicht.«
»Oje. Das willst du jetzt aber nicht zum Thema der Woche erheben, oder?« Gina grinste schief.
»Keine Panik. Ich bin schon fertig.« Carmen stand auf. »Kommst du? Abendbrot ist fertig.«
~*~*~*~
D iese Liege war die Hölle!
Gina warf sich frustriert auf den Rücken. Seit Stunden wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Schlaf konnte man das nicht nennen. Dabei hätte die anstrengende Nachtfahrt und die reichliche Aufregung vom Tage eigentlich genügen müssen, ihr einen tiefen Schlaf zu bescheren. Trotz Campingliege. Aber denkste!
Gina stand auf und trabte in die Küche, wo sie ein Glas Wasser nahm. Sie setzte sich an den Küchentisch und trank langsam. Ein Kognak wäre mir lieber, dachte sie dabei. Doch um schlafen zu können, hätte sie wohl eine ganze Flasche gebraucht.
Sie seufzte. Nichts zog sie zurück auf ihre Folterbank. Doch schließlich war das Glas leer. Die Alternative zur Folterbank, ein Wasserbauch, behagte Gina ebensowenig. Also ging sie zurück. Im Wohnzimmer stieß sie mit Andrea zusammen.
»Du kannst wohl auch nicht schlafen?« fragte Andrea.
»Wie gesagt: Campingliegen sind nicht mein Fall«, erwiderte Gina.
»Das tut mir leid. Ich würde dir gern mehr Komfort bieten.« Sie schaute sich im Wohnzimmer um. »Vielleicht solltest du es mal mit der Couch probieren?«
Gina schaute auf das Möbelstück. Darauf hätte sie auch selbst kommen können. Sie klopfte sich eines der Kissen zurecht.
»Ich hole dir deine Decke«, sagte Andrea.
Als sie wiederkam, schlief Gina bereits. Andrea deckte sie sorgfältig zu und hockte sich neben das Sofa. Behutsam strich sie über Ginas Wange. »Schlaf gut«, flüsterte sie zärtlich. Sie ertappte sich dabei, dass sie sich wünschte, Gina in den Arm zu nehmen. Sie nur zu halten. Wie es wohl wäre, diesem Wunsch nachzugeben? Ganz bewusst. Nicht nur für einen unkontrollierten Augenblick der Leidenschaft. Wie es wohl wäre, dieses Gefühl der Zärtlichkeit nicht nur zuzulassen, sondern sich daran zu stärken?
Nein! Andrea schreckte irritiert vor ihren eigenen Gedanken zurück. Das konnte sie niemals wieder. Aber wenn es so unmöglich war, warum stellte sie sich dann immer wieder solche Fragen? Warum empfand sie so für Gina? Warum ging es nicht einfach vorbei wie ein Schnupfen? Warum brachte Gina ihr Leben so durcheinander? So viele Warum .
Es war Ginas Zurückhaltung, die ihr so gefiel, deren Rücksicht. Selbst wenn es für Gina bedeutete, ihre eigenen Interessen in den Hintergrund zu stellen oder diese gar zu verleugnen. Was nicht hieß, dass sie keinen eigenen Willen besaß. Das konnte man nun wirklich nicht behaupten! Gina handelte oft sehr emotional. Doch gerade das machte sie so liebenswert.
Liebenswert? So, so. Andrea fiel auf, wie sie sich endlos in ihren Gedanken verhedderte. Judiths Worte kamen ihr in Erinnerung. Verhinderte ihr Festhalten an ein altes Versprechen, ihre Erinnerung an Maren, dass sie sich dem Leben wieder öffnen konnte? Das mochte durchaus richtig sein. Aber diese Erkenntnis nützte nichts, solange sie innerlich fühlte, was sie fühlte. Allerdings brachte Gina diese Gefühle sehr durcheinander. Mehr als einmal!
Was bedeutete das nun? – Andrea zögerte den nächsten Gedanken hinaus. Er zog das Unfassbare in Betracht: Verblasste die Erinnerung an Maren? Rückte die unmerklich in den Hintergrund, um Platz für etwas Neues zu machen? Wollte sie das nur nicht wahrhaben? Wehrte sie sich deshalb so vehement gegen jedes Anzeichen eines aufkommenden Gefühls für Gina? Fragen über Fragen.
18.
S ie frühstückten. Carmen aß mit gesundem Appetit. Gina trank nur Kaffee. Sie war noch zu müde, um zu essen. Andrea beobachtete Gina unauffällig. Glaubte sie. Aber Carmen entgingen Andreas Blicke nicht. Sie lächelte in sich hinein. Wann würde Andrea wohl endlich selbst merken, was so offensichtlich war?
Es klingelte an der Tür.
»Ich gehe«, sagte Andrea und stand auf.
Der Blick auf die Kamera neben der Tür zeigte Andrea einen uniformierten Beamten, der draußen stand. Andrea öffnete.
»Frau Jordan?« fragte der Mann.
»Ja.«
»Ich soll Sie zum Kommissar aufs Revier bringen.«
Andrea griff zur Jacke. Während sie sich anzog, fragte sie: »Hat Thiele etwas gegen Valentin gefunden?«
Der Beamte zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine genaueren Informationen. Erhielt über Funk nur den Auftrag.«
»Einen Moment«, bat Andrea und ging schnell in die Küche zu Carmen und
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