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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Heimatland verlassen mussten.
    Alle Jungs mit Sonnenbrille. Alle waren braungebrannt. Mahmuds Tattoos sah man kaum noch. Die Lettern von Alby Forever auf seinem Unterarm begannen zu verblassen. Er musste sie auffrischen lassen.
    Javier hatte sich sogar einen Sonnenbrand geholt. Beschwerte sich darüber, dass er nicht so knackige Bräute bekäme wie die anderen. Der Kumpel: maßlos. Der
Hermano
war geradezu sexsüchtig. Quatschte nonstop von den besten Stripklubs, Nuttenbars, Go-go-Tänzerinnen. Brüstete sich mit Erfahrungen im Hinblick auf Kamasutra, Doppeldecker, Zwei-Einser. Plapperte sogar von
the lady boys
 – die thailändische Version von Transvestiten, die überall herumliefen. Die anderen Jungs veräppelten Javier – nannten ihn Schwuchtel, einen Bananenphantasten, einen Thaitransfickenthusiasten.
    Javier schien auf seine Spitznamen zu pfeifen. »Ich fick alle und jeden, der über vierzehn ist. Ich scheiß drauf, ob sie richtige Bräute sind oder nicht. Sie müssen nur gut aussehen.«
    Jorge bekam seinen Saft.
    Jimmy sagte: »Jorge, hör dir das mal an.«
    Jorge setzte sich ebenfalls seine Sonnenbrille auf. Schloss die Augen. Tat so, als höre er zu.
    Mahmud führte die Story weiter aus, die er gerade erzählte: »Ich hab also wie ’n echter Schwede gesoffen. Eine Happy Hour nach der anderen. Und dann kam diese russische Braut an, mit der ich in den ersten Wochen hier rumgemacht hab. Erinnert ihr euch an sie?«
    Die anderen wussten offenbar, von wem die Rede war.
    Mahmud fuhr fort: »Ich hab mit ein paar Deutschtürken zusammengesessen, die echt in Ordnung waren, und sie kam einfach auf mich zu. Und sagte ›Da bist du ja‹. Und ich fragte nur ›Und wer bist du‹? Und sie so: ›Du kannst nicht einfach verkaufen, wie du willst. Das hier ist nicht dein Bezirk. Du musst bezahlen.‹ Ich hab nur gelacht. Für wen zum Teufel hielt sie sich eigentlich, hä?«
    Jimmy grinste. »Hattest du sie etwa nicht hart genug rangenommen?«
    Mahmud zischte: »Reiß dich zusammen. Was zum Teufel soll ich denn machen? Ich hab kaum was verkauft. Nur ’n bisschen Weed an ein paar Deutsche und Engländer. Und fünf Gramm Koks an einen Göteborger, den ich am Strand getroffen hab. Koks kommt hier auf den Markt wie Kreide, man bricht einfach ’n Stück ab und hackt es selbst. Darauf können sie hier ja wohl kein Monopol haben.«
    Jorge beugte sich vor. »Was habe ich dir gesagt?«
    Mahmud antwortete: »Ich weiß, ich weiß. Aber es war ja nur ganz wenig. Ich hab ehrlich nicht geahnt, dass sich irgendwer daran stören würde.«
    »Und was hat sie gesagt, wie viel sollst du bezahlen?«
    »Ich werd ’nen Teufel tun und was abdrücken.«
    Jorge unterbrach ihn. »Du wirst bezahlen. Wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen.«
    »Aber Babak hat gemeint, ich soll drauf scheißen.«
    Jorge erhob seine Stimme. »Okay, Babak hat also gemeint, du sollst drauf scheißen? Smart. Er ist wirklich verdammt smart. Ich hab so die Nase voll von Babak. Er hält sich für ’nen Bonanza, nur weil wir seinen Wagen benutzt haben. Aber er ist nicht derjenige, der entscheidet. Was zum Teufel hat er denn sonst beigetragen? Wenn ich dir sage, dass du zahlst, dann tust du’s. Wie viel wollten sie denn haben?«
    »Zehntausend Dollar.«
    »Was?« Jorge vergoss Ananassaft auf die Glasscheibe des Rattantisches. »Wollen sie zehntausend Dollar haben?«
    »Ja.« Mahmuds Stimme: unruhig.
    »Wie viel hast du eigentlich vertickert?«
    »Ganz ehrlich, nicht so viel.«
    Jimmy mischte sich ein. »Darum geht es auch nicht. Die Sache ist die, dass sie kapiert haben, dass wir keine gewöhnlichen Touristen sind. Sie glauben, dass wir uns hier niederlassen wollen, weil wir schon so lange hier wohnen.«
    Die Unruhe überfiel ihn in Wellen. Zehntausend Dollar, viel zu viel Knete. Alle Jungs dachten jetzt bestimmt an dasselbe – wie genial die Situation eigentlich hätte sein können.
    Jorge sah vor seinem inneren Auge hinter der Sonnenbrille Bilder vorbeiziehen. Alle Jungs im Wohnzimmer in der Wohnung in Hagalund versammelt. In Schutzkleidung, Stiefeln, mit Gummihandschuhen und Sturmhauben über dem Gesicht. Gekleidet, um die Virusattacke aus der Hölle zu überstehen.
    Mitten auf dem Fußboden ein Geldkoffer.
    Es war wichtig, das Geld schnell herauszuholen. Der Rat des Finnen: Entledigt euch der Knete möglichst umgehend. Versteckt sie an verschiedenen sicheren Orten: Denn was auch geschieht – sie können euch festnehmen, verurteilen, euch für

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