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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Hatte eine schlechte Haltung. Und er sagte, dass er nichts über diese Wohnung wusste. Dennoch: Sie hatte Vertrauen zu diesem Mann. Goran sandte immer dasselbe Signal aus: Ich nehme dich ernst.
    In diesem Moment vermittelte es ihr ein unerhört gutes Gefühl.
    Natalie fragte: »Und die Frau?«
    Er antwortete: »Auch nicht. Aber das ist kein Problem. Ich werde alles über sie herausfinden.«
     
    Goran hatte Thomas auf die Sache angesetzt.
    Sie installierten Skype auf ihren Handys. Weder Goran noch Thomas waren Computerfreaks, aber sie kannten sich im Hinblick auf Sicherheit aus. Das Besondere an Skype – die Polizei konnte nicht mithören, selbst wenn sie eines ihrer Handys abhören sollte.
    Der ehemalige Polizist hatte sie zwei Wochen später angerufen. »Hallo, ich bin’s, Thomas Andrén.«
    Natalie sah sogar ein kleines Videostandbild von Thomas auf dem Bildschirm.
    »Ich sehe dich. Hast du etwas erreicht?«
    »Ein wenig. Sie heißt Melissa Cherkasova und kommt ursprünglich aus Weißrussland, lebt allerdings seit fünf Jahren hier. Sie spricht Schwedisch und wohnt allein in Solna. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt und scheint keiner geregelten Arbeit nachzugehen.«
    »Wer ist sie also? Und was macht sie?«
    »Ich sag es mal so: Sie trifft sich mit Männern in Hotels.«
    »Bisher habe ich zwei verschiedene Männer gesehen. Sie hat sich jeweils zweimal mit ihnen getroffen. Im Hotel Sheraton.«
    »Und was für Männer waren das?«
    »Der eine ist Brite und scheint geschäftlich hier zu sein. Der andere ist ein Schwede mittleren Alters. Viel mehr weiß ich über ihn nicht. Sie kommen nicht herunter, um sie abzuholen, sondern sie geht zu ihnen aufs Zimmer. Ich hab ein paar Fotos von den Männern.«
    Natalie atmete mehrmals tief durch.
    »Thomas, finde alles über sie heraus, was du nur auftun kannst.«
    ***
    K0202–2011–34445
     
    Vernehmung
     
    Zeit: 5. Juni, 09.05 Uhr – 09.16 Uhr
    Ort: Söder-Krankenhaus, Stockholm
     
    Anwesende: Stefan Rudjman »Stefanovic« ( SR ), Vernehmungsleiter Inger Dalén ( VL )
     
    Abschrift in Dialogform
    VL : Zuerst möchte ich Ihnen erklären, dass Sie nicht irgendeines Delikts verdächtigt werden. Diese Vernehmung wird zu informellen Zwecken geführt, und Sie sind über den Grund informiert worden. Es geht um die damaligen Ereignisse in der Skeppargata.
    SR : Mmm, ich weiß, worum es geht.
    VL : Dann möchte ich Sie fragen, ob Sie mir erzählen können, inwiefern Sie Radovan Kranjic kennen.
    SR : Wir sind entfernte Bekannte.
    VL : Aber Sie befanden sich ebenfalls im Wagen, nicht wahr?
    SR : Ja, das ist ja wohl offensichtlich, denn deswegen liege ich ja hier im Bett.
    VL : Genau. Übrigens, wie geht es Ihnen?
    SR : Es könnte besser sein.
    VL : Wenn ich es mal so ausdrücke: Warum haben Sie gemeinsam mit Radovan im Wagen gesessen?
    SR : Wir hatten vor, seine Tochter abzuholen.
    VL : Und wie gut kennen Sie Radovan?
    SR : Das habe ich doch schon gesagt, wir sind Bekannte. Sagen hej, hej, nichts weiter. Und ich kann Ihnen schon jetzt versichern, dass ich nicht gerade viele Antworten auf Ihre Fragen haben werde, denn ich weiß absolut nichts über das hier. Ich kenne Radovan kaum, kenne kein Familienmitglied, ich hab keine Ahnung.
    VL : Okay, aber wie haben Sie Radovan überhaupt kennengelernt?
    SR : Das erinnere ich nicht mehr.
    VL : Kennen Sie ihn seit mehreren Jahren oder nur seit ein paar Monaten?
    SR : Das weiß ich nicht mehr so genau.
    VL : Hatten Sie geschäftliche Verbindungen?
    SR : Eher nicht.
    VL : Waren Sie schon einmal bei ihm zu Hause?
    SR : Nur einmal.
    VL : Aber Sie kennen seine Tochter?
    SR : Ich habe doch bereits gesagt, dass ich sie nicht kenne. Werde ich jetzt wegen irgendwas verdächtigt oder nicht? Sie nehmen mich ja ins Kreuzverhör wie ’nen verfluchten Mörder. Ich habe verdammt nochmal im Wagen gesessen und liege jetzt seit mehr als einer Woche hier. Ich bin doch eher ein Opfer, oder nicht?
    VL : Da haben Sie recht, formell betrachtet sind Sie in diesen Ermittlungen der Nebenkläger. Aber ich bitte Sie zu akzeptieren, dass ich Ihnen dennoch ein paar Fragen stellen muss. Denn wir sind daran interessiert, so viel wie möglich über Radovan in Erfahrung zu bringen, um das Attentat aufklären zu können.
    SR : Okay, aber ich kann mich an nichts weiter erinnern. Ich habe alles gesagt, was ich weiß.
    VL : Dann möchte ich Sie etwas anderes fragen. Wann sind Sie in den Wagen gestiegen?
    SR : Das weiß ich nicht mehr.
    VL : Aha. Aber Radovan saß bereits

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