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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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im Wagen, als Sie einstiegen?
    SR : Das weiß ich nicht mehr.
    VL : Wie lange waren Sie denn im Wagen unterwegs?
    SR : Keine Ahnung.
    VL : Sind Sie zuvor schon einmal in diesem Wagen gefahren?
    SR : Kein Kommentar.
    VL : Was haben Sie zuvor an besagtem Abend gemacht?
    (Stille)
    VL : Wollen Sie nicht antworten?
    SR : Kein Kommentar.
    VL : Warum wollen Sie nicht antworten? Sie werden ja in keiner Weise verdächtigt.
    SR : Ich habe nichts weiter zu sagen. Wir können das Ganze jetzt abschließen.
    VL : Und aus welchem Grund? Wir sind schließlich bemüht, in dieser Sache so gründlich wie möglich zu ermitteln.
    SR : Kein Kommentar.
    VL : Wollen Sie nicht auch Ihren Beitrag dazu leisten, den Fall zu lösen?
    (Stille)
    VL : Nein?
    SR : Kein Kommentar.
    VL : Es könnte leicht falsch aufgefasst werden, wenn Sie keine Bereitschaft zur Kooperation zeigen.
    (Stille)
    VL : Tja, okay, ich interpretiere Ihr Schweigen so, dass Sie nichts weiter sagen wollen. Dann beenden wir diese Vernehmung. Es ist 9.16 Uhr.

31
    Thailand. Pattaya. Queen Hotel. Ein separater eigener Pool-Bungalow.
    Jorge lag im Bett. Starrte an die Decke. Sie war dekoriert mit gemalten Fotzen.
    Die Klimaanlage surrte – es klang, als liefe Wasser.
    Thailand. Pattaya. Queen Hotel – eine echte Nuttenabsteige: Als Jorge die Zimmer gebucht hatte, fragten sie vom Hotel, ob sie eine s
pecial reception
haben wollten. Er wusste, dass es die Jungs happy machen würde.
    Zwei Stunden bis nach Pattaya – sie flogen zwei Tage nach dem Coup los.
    Elf Stunden nach Bangkok – sie nahmen einen Minibus. Pattaya war der größte Touristenort in der Nähe von Bangkok – man konnte leicht in der Menge untertauchen. Der perfekte Ort für Gangster auf der Flucht.
    Sie waren bereits seit einigen Wochen im Queen Hotel – das Essen im Restaurant schloss den Preis für die Bräute mit ein. Thailand hatte sich nicht verändert – es war exakt dasselbe Feeling wie vor vier Jahren, als er zum letzten Mal hier gewesen war. Die Palmen, Sonnenschirme, Pädophile – alles war ihm etwas zu eng. Der einzige Unterschied: Beim letzten Mal spielten sie Police, Dire Straits, U2. Jetzt: überall amerikanischen R’n’B’.
    Aber das Wetter war gut, und sie lebten relativ zurückgezogen.
    Jorge drehte sich im Bett um. Griff nach seiner Armbanduhr, die auf dem Nachttisch lag: Sie war schwer. Eine Audemars Piguet Royal Oak Offshore, mit ’nem Zifferblatt von vierundvierzig Millimetern Durchmesser, neunzehn Millimeter dick. Trotz der
mandamientos
des Finnen hatte er der Versuchung nicht widerstehen können. Einen Tag nach dem Coup zog er los zu Nymans Ur in der Biblioteksgata. Holte sich das heißeste Supermodell. Er hätte es auch im Internet bestellen oder in Bangkok kaufen können. Aber das war nicht dasselbe – ein Teil des Coups: in den Laden gehen und mitten im edelsten Viertel im Schwedenland mit Cash bezahlen. Eine Quittung und Garantie bekommen, während sich ein lächelnder Schwede vor einem verbeugte, der so viel Scheiße fraß, dass sie ihm geradewegs aus den Ohren wieder herauskam.
     
    Mahmud, Jimmy und Javier saßen in ihrem gewöhnlichen Hang-Out. Pattaya Sun Club. Lag unten am Strand. Akon in hoher Lautstärke im Hintergrund.
    Babak war nicht dort – er schlief noch.
    Robert und Sergio waren nicht mit nach Thailand gekommen. Sie hatten sich in andere Länder abgesetzt.
    Tom war ebenfalls nicht da – der Typ war nach Bangkok gefahren, um zu spielen. Jorge hatte versucht, es ihm zu verbieten: »Du wirst dich nicht zurückhalten können, Mann. Du wirst immer höher wetten. Ich kenn dich doch.«
    Doch Tom grinste nur. Behauptete, dass er in den Kasinos von Bangkok seine Knete verzehnfachen könne. Lethimäki war vom Spielteufel besessen – eine Untertreibung. In den vergangenen Wochen hatte der Typ auf alles gewettet. Wer von ihnen am meisten Rauchwerk in einem Joint unterbringen konnte. Wer am schnellsten ’ne Pulle Wein austrank. Welche Kakerlake das Zuckerstück, das er unter den Tisch gelegt hatte, am schnellsten erreichte.
    Jorge setzte sich. Die Lichter, die abends angeschaltet wurden, waren in den Palmen aufgehängt. Die Rattanstühle knarrten.
    Er hatte keinen Hunger, bestellte lediglich einen frisch gepressten Ananassaft. Jimmy und Javier aßen Frühstück. Mahmud behauptete, Mittag zu essen. Jorge hatte den Verdacht, dass er nachts irgendwelchen Mist trieb – Drogen an Engländer, Deutsche und Schweden vertickerte, die in mehr als einer Hinsicht ihr

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