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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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viele Jahre in den Knast stecken, aber wenn die Knete sicher ist, habt ihr immerhin etwas gewonnen.
    Der Kompagnon des Finnen hielt die Axt in der Hand. An jedem der Koffer blinkte eine Diode mit rotem Licht. Zwei Löcher an jeder Seite der Diode: Man benötigte zwei unterschiedliche Schlüssel, um die Koffer zu öffnen.
    Oder man tat es, wie der Kompagnon des Finnen es vorhatte. Jorge stand neben ihm. Inzwischen wusste er weitaus mehr als die meisten über GTÜ s. Aber eins wusste er nicht: Er hatte keine Ahnung, wie die Sache mit der smarten DNA funktionierte. Der Finne hatte auch nicht gerade den absoluten Überblick. Sie wussten lediglich, dass sich in den Geldkoffern Ampullen befinden konnten, deren Inhalt sich beim Öffnen über ihre Kleidung verteilen würde. Für die Bullen leicht zu identifizieren, unmöglich herauszuwaschen und absolut individuell verlinkt mit genau diesen Geldkoffern. Deshalb sahen sie im Augenblick aus wie HIV -Forscher.
    Der Kompagnon holte mit der Axt aus.
    Alle Blicke richteten sich auf hin.
    Jorge hatte das Gefühl, dass sein Rausch schon wieder nachließ, obwohl er die Rohypnol-Pillen erst vor einer Stunde genommen hatte.
    Der Kompagnon hieb zu.
    Ein klickendes Geräusch. Jorge beugte sich hinunter. Schaute genau hin. Der Koffer war neben der Öffnung an der Schmalseite aufgespalten. Genau wie berechnet. Sie mussten lediglich noch den Deckel abheben.
    Die anderen Jungs beugten sich ebenfalls vor. Jorge öffnete den Koffer.
    Richtete seine Kunststoffbrille. Sah hinein. Vier Plastiktüten. Kein Stoff, der sich irgendwo verteilte. Kein Geräusch. Soweit er es beurteilen konnte, kein Pulver. Vielleicht war all das Geschwätz über die smarte DNA nur erfunden.
    Er öffnete eine Plastiktüte nach der anderen. Legte die Beute auf den Boden.
    Mahmud beugte sich hinunter. Zählte jedes Bündel ab, so dass alle es sahen.
    Der vom Finnen geschickte Mann tat dasselbe, zählte Schein für Schein.
    Mahmud rechnete mit lauter Stimme. Einundachtzigtausend schwedische Kronen in Bar. Dreitausend Euro. Zehntausend in schwedischen Reichscoupons. Siebzehntausend in Triss-Losen.
    Mau.
    Es war ein schlechter Scherz. Eine beschissene Fotzenparodie.
    Aber vielleicht war ja in den anderen Koffern und Säcken mehr drin.
    Sie wiederholten die Prozedur Koffer für Koffer. Der Kompagnon des Finnen spaltete sie. Jorge suchte sie nach smarter DNA ab. Jorge und Mahmud zählten das Geld. Der Kompagnon des Finnen zählte es noch einmal.
    Drei Stunden später waren sie alle Koffer plus die Säcke durchgegangen. Sie kamen insgesamt noch nicht einmal auf eine halbe Million Kronen.
    Sie kamen sich total verarscht vor.
    Sie: von der Post reingelegt. Vielleicht auch vom Insider.
    Sie: Verlierer ohne Ende.
    Sie: betrogen wie Anfänger.
    Die einzige Hoffnung für J-Boy im Augenblick. Lottoglück: dass sich unerwartet viel Cash in genau den drei Koffern befand, die er ihnen vorenthalten hatte.
    Die Koffer, um die er, Mahmud und inzwischen auch Babak den Finnen und die anderen geprellt hatten.

32
    Hägerström erwachte am nächsten Morgen durch das Klingeln seines Handys.
    Geheime Nummer.
    Er meldete sich.
    »Schlafen Sie noch?«
    Es war Kommissar Torsfjäll. Seine Stimme klang rau und heiser. Als wäre er ebenfalls am Vorabend unterwegs gewesen, um zu feiern.
    Hägerström antwortete: »Ist schon okay.«
    Das war in mehrfacher Hinsicht eine Lüge. Er spürte, wie sein Körper schmerzte.
    »Ich rufe an, um zu erfahren, wie es läuft. Wir haben uns ja schon eine Weile nicht mehr gesprochen.«
    Eigentlich hatten sie eine Abmachung getroffen, die besagte, dass Torsfjäll niemals bei ihm anrief.
    Hägerström entgegnete: »Ich habe versucht, Sie zu erreichen. Wir müssen eine Entscheidung treffen. Formell sollte mein Auftrag ja enden, wenn JW entlassen wird. Und er ist vor einem Tag entlassen worden. Was mache ich jetzt?«
    Torsfjäll schwieg einige Sekunden lang, dann antwortete er mit einer Frage: »Was denken Sie selbst?« Hägerström dachte nach. Er hatte in den vergangenen Monaten einiges an Material gesammelt. Jedes Mal, wenn JW ihn bat, seinen Esel zu spielen, hatte er die Informationen kopiert. Sie hatten inzwischen Hunderte von Kontonummern, Firmennamen, Banken und Rechtsanwaltsstrohmännern in mindestens zehn verschiedenen Ländern. Ein riesiges Puzzle, dass Torsfjälls Finanzleute zusammenzusetzen hatten.
    Doch erst jetzt kam Hägerström dem Ganzen näher. Die Entlassungsparty gestern, Nippe, der Spaziergang gestern

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