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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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mich ein Typ gefragt hat, ob ich ihm mit ’ner Sache helfen könnte, habe ich ja gesagt, im Austausch gegen einen gewissen Schutz. Er hatte ein paar Hunderttausend Kronen. Und ich frage nie, woher, denn ich finde, dass es jedem selbst überlassen ist, was er oder sie mit ihrem Geld macht.«
    Hägerström nickte.
    »Der Typ wollte, dass seine Freundin und ihr Kind sich eine Wohnung kaufen konnten. Das kann man doch verstehen; er wollte ihnen lediglich helfen. Aber eine Wohnung kauft man ja nicht gerade mit Bargeld, da werden die Leute misstrauisch. Also haben wir die Methode angewandt, die ich eben erklärt habe. Ich habe mit einem Kumpel geredet, der gerade entlassen worden war, und ihn gebeten, die Freundin zu begleiten und ihr zu helfen, bei vier unterschiedlichen Banken Konten zu eröffnen. Die Konten standen in Verbindung mit einem meiner Konten auf der Isle of Man. Den Rest musste sie selbst erledigen. Über ein paar Monate verteilt überwies sie Vierhunderttausend auf jedes Konto, aber niemals höhere Summen als Zwanzigtausend. Nach vier Monaten war der Betrag auf dem Konto auf der Isle of Man eingegangen, und sie konnte sich eine kleine Zweizimmerwohnung in Sundbyberg kaufen.«
    Hägerström klatschte im Geiste in die Hände.
    JW sagte: »Aber heutzutage würde so etwas noch einfacher gehen. Wie gesagt: Es geht um die richtigen Kontakte. Geldwechselinstitute sind das Beste, was Gott je erschaffen hat.«
    »Bravo.« Er hoffte, dass JW weiterreden würde.
    JW grinste. »Mehr Einzelheiten sind nicht nötig. Aber richte deinen Bekannten aus, dass keiner sich damit so gut auskennt wie ich. Und noch wichtiger, ich besitze alle Kontakte, die nötig sind.«

36
    Die Angriffe auf Natalies Finanzen – auf das Erbe. Sie musste in Erfahrung bringen, wie es dazu kam, dass die Konten in Serbien aufgelöst worden waren. Sie musste der Frage nach den Aktivposten in der Schweiz nachgehen. Die Lösung hieß Mischa Bladman oder sein Kompagnon JW . Sie waren diejenigen, die die Auslandsfinanzen ihres Vaters geregelt hatten.
    Hinzu kam, dass Thomas gesehen hatte, wie Stefanovic diesen JW direkt nach der Begegnung mit dem Freier Svelander getroffen hatte – JW war also doch stärker involviert. Sie wollte mehr darüber in Erfahrung bringen. Sie musste JW treffen.
    Natalie redete mit Bladman – doch er wollte nicht viel sagen. »Ich kenne JW , wir arbeiten oberflächlich zusammen. Aber mehr kann ich über ihn nicht sagen. Er hat nichts mit diesen Dingen zu tun.«
    Natalie wusste, dass er log, doch zugleich konnte sie Bladman nicht zu stark unter Druck setzen – denn er saß auf lebenswichtigen Informationen.
    Goran sagte: » JW ist die Antwort Schwedens auf Bernard Madoff [7] .«
    Natalie fragte: »Glaubst du, dass er mit Stefanovic unter einer Decke steckt?«
    »Ich weiß es nicht. Der Typ ist selbständig.«
    Sie bat ihn, Kontakt zu JW aufzunehmen. Goran versprach ihr, an den richtigen Fäden zu ziehen.
    Ein paar Tage später rief er zurück. »Ich habe jetzt mit dem Typen gesprochen. Oder besser gesagt, ich hab einen meiner Jungs losgeschickt. Hab ihn JW gegenüber erklären lassen, dass wir es nicht akzeptieren, wenn Pläne oder Geschäfte, die von
Kum
verwaltet wurden, nicht von uns zu Ende geführt werden. Aber er war nicht gerade empfänglich dafür. Ich glaube, du musst persönlich mit ihm reden.«
     
    Einige Tage darauf trafen sie sich im Teatergrill.
    Ihr gefiel die Wahl des Restaurants. Internationales Ambiente. Globale Klasse. In angenehmer Weise luxuriös verpackt.
    Überall Theaterrequisiten: abstrakte Gemälde, Harlekine, Masken mit langen Nasen, Stoffe und Vorhänge mit Bühnenfeeling. Abgerundete Sitzbänke im Halbkreis um die Tische herum. Hell getünchte Steinwände. Wandleuchten in Form von Theatermasken, roter Teppichboden, roter Deckenhintergrund, rote Sessel – alles in Rot. Die Tischdecken waren allerdings weiß. Angemessene Diskretion. Hinter den Sitzbänken befanden sich abschirmende Wände. Man sah die anderen Gäste im Lokal, aber man konnte nicht alles hören, was sie sagten.
    JW saß bereits an einem Tisch und wartete auf sie. Er stand auf.
    Schüttelte ihr die Hand. Sah ihr in die Augen. Sie lächelte. Er lächelte nicht.
    Er trug dunkelgraue Flanellhosen mit Bügelfalte, ein Jackett mit doppelter Knopfreihe und ein hellblaues Hemd mit blauen Manschettenknöpfen, auf denen eine goldene Königskrone prangte. Seine Haare waren nach hinten gegelt, als käme er geradewegs aus der Dusche.
    Sie

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