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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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hinuntergleiten, als ließe er sie unbewusst fallen.
    Sie stieß gegen die Hand des Typen.
    Ihre Fingerspitzen berührten sich. Sie verschränkten sich ineinander.
    Der Typ beugte sich vor und küsste Hägerström.
    Es war das erste Mal, dass seine Lippen die eines anderen Mannes berührten.
    Zwei Haltestellen später stiegen sie aus. Gingen zu Hägerström nach Hause.
    Als er am nächsten Tag erwachte, war der Typ weg. Hägerström hatte seinen Namen nie erfahren. Aber er würde diesen Kuss im Bus nie vergessen.
    Er erblickte JW im Seitenspiegel. Er strampelte beim Gehen irgendwie mit den Beinen. Der Typ liebte Hägerströms Jaguar. Hägerström sah hinter ihm noch zwei andere Männer aus dem Restaurant Riche herauskommen, wo JW zu Mittag gegessen hatte. Er prägte sich das Aussehen der Personen ein.
    JW setzte sich auf den Beifahrersitz.
    Er fragte: »Kannst du mich zu Bladmans Büro fahren?«
    Hägerström startete den Motor. »Selbstverständlich.«
    Er fuhr die Hamngata in Richtung Westen am Norrmalmstorg vorbei. Um sie herum lagen die großen Banken und Rechtsanwaltskanzleien. Er fand, dass es langsam Zeit wurde zuzuschlagen. Eine Hausdurchsuchung in den Büroräumen von Mischa Bladman sowie in JW ’s Wohnung durchzuführen. Doch Torsfjäll wollte noch warten. Er war sich sicher: »Es gibt noch irgendeinen anderen Ort, an dem sie ihre Unterlagen verwahren, ansonsten wären sie Idioten. Sie müssen herausfinden, wo. Wir benötigen noch mehr Beweise. Sie müssen herauskriegen, wo sie das Material versteckt haben.«
    Doch bis jetzt hatte er JW noch nicht an einem entsprechenden Ort abgesetzt.
    JW wirkte entspannt.
    Er öffnete den Mund. »Hägerström, du kennst doch viele Leute, die Geld haben. Weißt du, was die einfachste Art ist, Geld zu waschen?«
    Hägerström horchte auf. Das hier war interessant.
    »Nein.«
    »Geh zum Trabrennen oder ins Kasino. Dort fragst du nach jemandem, der gerade gewonnen hat. Alle, die gewonnen haben, bekommen ja einen Bon. Meistens bezahlt man hundertzehn bis hundertzwanzig Prozent des Wertes. Dann holt man sich den Gewinn und erhält eine Quittung. Es ist ziemlich nett vom Staat, dass er Quittungen auf Gewinne ausstellt. Wenn es Probleme mit der Polizei oder dem Finanzamt geben sollte, braucht man nur den Bon vorzuweisen. Auf ihm steht ja, wo man das Geld her hat.«
    »Smart. Kennst du jemanden, der das schon mal gemacht hat?«
    »Schon, aber das ist lange her. Ich bin der Meinung, dass man in einer anderen Liga spielen sollte. So viel, wie der Staat den Leuten abnimmt, ist es nicht mehr als recht, wenn die Bürger zurückschlagen. Oder?«
    »Ich bin ganz deiner Meinung.«
    »Beim Trabrennen und im Kasino kann man allerdings nur kleine Beträge einsetzen. Für jemanden, der gesteigertes Interesse daran haben sollte, gibt es natürlich andere einträglichere Vorgehensweisen.«
    »Die da wären?«
    »Du sorgst dafür, dein Geld in möglichst kleinen Beträgen auf diverse Konten einzuzahlen, so dass bei den Banken nicht die Alarmglocken zu läuten beginnen. Dann überweist du die Gelder an ein Unternehmen mit ausländischem Konto in einem Land mit Bankgeheimnis. Daraufhin lässt du dir von dem ausländischen Unternehmen ein Darlehen in Schweden bewilligen. Das ist perfekt, denn auf dem Papier hast du keine Einkünfte – es handelt sich ja lediglich um ein Darlehen. Und das Beste ist, dass die Zinsen, die du an dein eigenes ausländisches Unternehmen bezahlst, steuerlich absetzbar sind, cool oder?«
    »Smart, und kennst du jemanden, der
das
schon mal gemacht hat?«
    »Schon, aber ich würde den bürokratischen Aufwand mit diversen Konten und der Überweisung geringer Summen dennoch nicht empfehlen.«
    »Aber was macht man stattdessen?«
    »Man muss gewisse Kontakte in der Welt der Banken oder Geldwechselinstitute haben. Verstehst du? Kontakte.«
    Hägerström dachte: Jetzt ließ er es vielleicht raus. Jetzt redete er vielleicht endlich Tacheles.
    Hägerström entgegnete: »Ja, Kontakte sind alles. Wenn du Lust hast, stelle ich dich mal bei Gelegenheit ein paar Leuten vor.«
    »Das wäre klasse.«
    »Aber ich frage mich – woher weißt du das alles?«
    »Wissen und wissen. Du weißt ja, ich hatte ein wenig Erspartes, als ich eingesessen habe. Ich habe mein eigenes Geld arbeiten lassen. Habe im kleinen Rahmen angefangen. Ich wollte schließlich vermeiden, drinnen richtig Ärger zu bekommen wie dieser Neger in Salberga, der mich verprügelt hat. Du erinnerst dich bestimmt. Und als

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