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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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setzten sich. JW bestellte einen Martini. Natalie nahm einen Bellini.
    Sie schauten sich die Weinkarte an.
    Unterhielten sich über gemeinsame Bekannte: Jetset-Carl und Hermine Creutz. Tauschten sich über neue Lokalitäten in Stockholm aus. Die neue Bar in der Sturecompagni, das neu gestaltete Obergeschoss im Clara’s. Redeten über die Stockholmer Ferienwochen in Saint-Tropez und Båstad.
    JW klang wie der absolute Snob – Natalie wusste schließlich, dass der Typ nach mehr als fünf Jahren gerade aus dem Knast gekommen war. Wie posh war das denn?
    JW bestellte eine Flasche Wein für siebentausend Mäuse.
    Die Gerichte kamen. Sie begannen zu essen.
    Natalie war erstaunt darüber, dass die Stimmung so entspannt war. Gorans Mann hatte sich JW gegenüber immerhin ziemlich tough gegeben. Sie checkte ihn erneut. Der Typ war ein Schauspieler. Der Typ spielte den Inbegriff eines Stureplansnobs. Die reinste Kopie eines Jetset-Carl. Ein Emporkömmling im Ultrakonzentrat. Und dennoch steckte mehr dahinter. JW ’s Augen waren intelligent, sie leuchteten.
    Natalie rutschte auf ihrem Sitz etwas näher an ihn heran. Ihre Körper berührten sich beinahe.
    Sie nahm ein Stück Fisch auf ihre Gabel, überlegte es sich jedoch anders und ließ ihn auf dem Teller liegen. »Ich würde mich gerne mit dir über geschäftliche Dinge unterhalten, JW .«
    Er nippte an seinem Wein.
    Natalie fuhr fort: »Ich weiß, dass du für meinen Vater gearbeitet hast, bevor du für ein paar Jahre verschwunden bist. Ich weiß auch, dass ihr euch nicht immer ganz einig wart. Du hast einen Fehler gemacht. Aber er ließ es auf sich beruhen, so dass du ihn weiterhin in bestimmten Finanzdingen unterstützen konntest. Ich kann nur sagen, dass mein Vater ein Gespür für Menschen hatte. Er war sich sicher, dass du uns kein zweites Mal hintergehst. Denn das macht ja wohl keiner.«
    Die Flammen der Kerzen flackerten leicht.
    Sie sah in seinem Blick, dass er wusste, wovon sie sprach. Goran hatte ihr erzählt, wie schnell JW im Stall ihres Vaters zu einem Dealerkönig geworden war. Doch am Ende hatte er versucht, ihn reinzulegen – hatte mit einigen anderen Männern sein eigenes Ding durchgezogen. Das Ganze flog auf, woraufhin die Polizei sowohl JW als auch die anderen festnahm. Alle bekamen lange Gefängnisstrafen.
    JW entgegnete: »Keine Angst. Das ist lange her. Aber wie du weißt, wird im Augenblick viel geredet. Über Stefanovic, Goran. Dich. Ich habe deinen Vater unterstützt. Aber jetzt möchte ich, dass du die Karten auf den Tisch legst. Was willst du genau von mir?«
    Natalie nahm die Gabel mit dem Fisch erneut hoch. Steckte sie in den Mund. Sie kaute zu Ende, bevor sie antwortete.
    »Es ist ganz einfach. Ich bin diejenige, die alle Geschäfte weiterführt, die mein Vater aufgebaut hat. Das betrifft ebenso alle Teilhaber.«
    JW ’s Hände lagen vollkommen reglos auf dem Tisch. Die Manschettenknöpfe glänzten. Natalie fielen seine Fingernägel auf. Typisch schwedische Nägel: unnötig kurz geschnitten, nicht gefeilt, nicht poliert. So hätten die Fingernägel ihres Vaters nie ausgesehen.
    JW beugte sich vor. »Ihr müsst wissen, dass ich nicht irgendein Kellerberater bin. Wenn die Leute eine Beratung brauchen, wenden sie sich normalerweise an einen mehr oder weniger hilfsbereiten Anwalt oder Vermögensberater. Im besten Fall tun sie dann so, als verstünden sie nicht, um was es eigentlich geht. Sie geben sich bewusst blauäugig und erstellen irgendein Konzept, das irgendwie funktionieren wird. Aber mit mir ist das anders. Mit mir kann man Tacheles reden, und meine Konzepte sind direkt darauf ausgerichtet, die Wünsche meiner Kunden zu erfüllen.«
    »Aber hast du verstanden, was ich gesagt habe? Alle Geschäfte, die mein Vater aufgebaut hat, werde ich weiterführen. Und kein anderer. Das gilt auch für Stefanovic.«
    Er begriff, das sah sie. Aber er erklärte ihr, dass er nicht genau wisse, womit Stefanovic sich befasste. Lediglich, dass er dafür sorgte, dass die Gelder in angemessener Weise verschoben wurden. Er weigerte sich, Namen von Personen oder Banken zu nennen. Doch Natalie wusste bereits von einer Schlüsselfigur: dem Politiker Bengt Svelander. Dennoch war JW offen genug, so dass Natalie dem Gespräch gewisse Informationen entnehmen konnte – er verneinte beispielsweise die Zusammenarbeit mit Stefanovic nicht. Der Typ war ein Profi.
    JW sagte: »Ihr müsst natürlich auch verstehen, dass ich keine Probleme bekommen möchte. Wenn ich dir

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