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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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ignorieren. Zwei Reihen entfernt schnarchte ein Vater, dessen Kind endlich in seinen Armen eingepennt war. Alle Jungs trugen weiße T-Shirts mit Nike-Logo. Hägerström selbst trug ein weißes Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte. Er hörte die Stimme seines Vaters im Kopf: »Man fliegt immer mit Kragen.«
    Wenn Göran mit auf diesem Flight gewesen wäre, hätte er seinen Sohn dazu gezwungen, Business Class zu buchen, um den Horden von White-Trash-Schweden aus dem Weg zu gehen. Auch wenn sein Vater diesen Ausdruck niemals benutzt hätte, White Trash. Er hätte sie möglicherweise Wohnwagen-Svenssons genannt.
    Göran hatte schon immer seine Witze über Flugzeuge gemacht.
    »Man sagt doch, dass die Blackbox alles aushält. Sie ist so stabil, dass sie Flugzeugabstürze im Meer, über der Wüste oder einen Crash geradewegs in einen Berggipfel hinein unbeschadet übersteht. Warum fertigen sie denn dann nicht das gesamte Flugzeug aus demselben Material?«
    Das war der typische Humor seines Vaters.
    Hägerström vermisste ihn.
    Er sank etwas tiefer in seinen Sitz. In Schweden war es jetzt halb zehn Uhr abends.
    Er riss die Plastikfolie mit der Wolldecke darin auf. Sie war lila und hatte orangefarbene und gelbe Streifen – wie alles andere bei Thai Airways auch: die Sitze, die Kissen, die Auslegware auf dem Fußboden, die Kostüme der Flugbegleiterinnen, das Logo auf den Tragflächen ihrer Flugzeuge.
     
    JW hatte ihn angerufen. Er fragte, ob er zufällig in der Nähe sei und ihn ins Fitnessstudio fahren könne. Ihre Verbindung gründete sich darauf, dass sie sich auf halbem Wege trafen. Hägerström als Good Guy auf dem Weg nach unten, JW als Bad Guy auf dem Weg nach oben.
    Sie hielten eine Weile lang Smalltalk. Kurz bevor JW aussteigen musste, fragte er: »Du kannst doch Thai, nicht wahr?«
    »Ja, das hab ich dir doch schon erzählt. Ich habe eine Zeitlang dort gelebt.«
    »Ja, aber es gibt mindestens sieben Millionen Männer, die sogar thailändische Ehefrauen haben, aber noch nicht einmal Englisch können.«
    »Ich gehöre jedenfalls nicht dazu. Ich habe mehr als ein Jahr in Bangkok gelebt. Ich kann Thai. Ich weiß verdammt nochmal alles über Thailand. Wenn du wissen willst, wo man die besten Bräute findet, frag mich. Wenn du wissen willst, wo man am billigsten eine Neunmillimeter herbekommt, frag mich. Wenn du wissen willst, mit wem du in Khlong Toei sprechen musst, damit man dir nichts antut, frag Mister Martin Hägerström.«
    »Schon gut, Junge. Ich hab verstanden. Dann habe ich eine Frage an dich.«
    »Okay.«
    »Du fährst mich in der Stadt herum und sorgst dafür, dass es mir gutgeht.«
    »Das weißt du doch.«
    »Hast du in der nächsten Zeit irgendeinen anderen Job am Laufen?«
    »Nein, aber ich bin auf der Suche nach einem Job als Sicherheitsbeamter in Stockholm.«
    »Und wann bekommst du ihn?«
    »Ich weiß noch nicht einmal, ob ich ihn bekomme, aber wenn, dann erst in vier Wochen.«
    »Okay, dann würde ich dich bitten, für ein paar Wochen nach Thailand zu fliegen. Was hältst du davon?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe einen Kumpel da unten, der Unterstützung mit ’nem Business braucht. Er steckt in Schwierigkeiten und benötigt jemanden, der sich in Thailand auskennt. Ich komme auch für die Hälfte der Reisekosten auf. Verstehst du?«
    JW fragte ihn eigentlich nicht, das hier war eine Order.
    Vielleicht würde ihn das ja weiterbringen. Denn im Moment war die Operation Ariel Ultra ohnedies ins Stocken geraten.

39
    Zum ersten Mal zog sie Außenstehende hinzu.
    Goran und Thomas hatten es ihr geraten. Oder besser gesagt, es war Thomas, der den Namen ins Spiel gebracht hatte: Gabriel Hanna. Der Öffentlichkeit bekannt als Händler von schusssicheren Westen, Militärstiefeln und Paint-Ball-Pistolen. Er betrieb zwei Läden in Västerås, einen in Örebro und einen in Eskilstuna, außerdem Schwedens führende Website für Militärzubehör. Türsteher, Militärfetischisten und Bullenwannabes liebten ihn. Doch Thomas’ Aussage zufolge war Gabriel Hanna vor allem in der Unterwelt –, bekannt. Er war der Munitionskönig von Mälardalen, der Händler von heißen Eisen und anderer heißer Ware. Kurzum, Gabriel Hanna war der einflussreichste illegale Waffenhändler in Mittelschweden. Vielleicht sogar im ganzen Land.
    Natalie, Goran und ein junger Typ mit Kapuzenpulli gingen einen Korridor entlang. An den schwarz gestrichenen Wänden standen diverse Jack-Vegas-Automaten. Ein Getränkeautomat. Ein

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