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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Überraschung. Auch dass es sich um eine Person mit militärischem Hintergrund aus Radovans Heimat handeln konnte, hatten sie erwartet. Aber dass eine Verbindung zum Black & White Inn existierte, hatten sie nicht erwartet.
    Natalie fuhr fort, die aktuelle Situation zu erläutern. Nicht nur die Hintergründe des Mordes – sie wollte ein vollständiges Bild liefern. JW weigerte sich, ihr die vollständigen Informationen und die Kontrolle zu überlassen. Die Beogradska Banka machte Ärger. Irgendwer hatte offenbar etwas an die Behörden durchsickern lassen, es konnte kein Zufall sein. Das Amt für Beitreibung jagte dem Nachlass mit Steuerforderungen, Rückzahlungsforderungen und Pfändungsdrohungen hinterher. Sie erhielt keine Auszahlungen von den Geschäften, die unter Radovans Namen liefen, sondern nur von denen, die Goran und Bogdan betrieben.
    Die Männer kommentierten ihre Analysen. Fügten weitere Informationen hinzu. Wollten wissen, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen sollten.
    Natalie instruierte Bogdan, nach Zürich zu fahren und mit der dortigen Bank zu sprechen sowie an die letzten Reserven heranzukommen – das Bankfach der Unternehmen ihres Vaters. Sie erteilte ihm eine Vollmacht und hoffte, dass es funktionieren würde. Sie erwähnte nicht, dass das Geld hier in Schweden in einem Monat verbraucht sein würde.
    Sie erinnerte sich daran, dass sie einmal mit hinunterfahren durfte. Vor ungefähr acht Jahren. Damals war sie noch ein Mädchen. Diverse Schlüssel, Codes, Rezeptionisten, die sie anlächelten und schlechtes Englisch sprachen. Und
massenweise
Bankfächer. Ihr Vater hatte seines geöffnet, herausgezogen und es mit sich in eine Kabine genommen. Natalie musste draußen warten.
    Sie forderte Bogdan ebenfalls dazu auf, die Garderoben zu kontaktieren, mit denen er zusammenarbeitete, und den Verantwortlichen mitzuteilen, dass sie das Geld nur an ihn oder einen seiner Jungs abführen dürften. Sie beauftragte Goran, den Lastwagenfahrern, die den geschmuggelten Alkohol und die Zigaretten ins Land brachten, das Gleiche zu sagen. Von jetzt an liefert ihr nur noch an Goran und an diejenigen, die Goran beauftragt. Sie bat Milad, die Kontrolle über die Amphetaminzugänge und Hehlerkontakte wiederzuerlangen.
    Sie würde zurückerobern, was ihr gehörte. Kalkül: Stefanovic würde es als offene Konfrontation auffassen. Schlussfolgerung: Es würde ein echter Krieg ausbrechen.
    Sie mussten sich vorbereiten.
    Sie diskutierten eine Weile über die Frage. Sie mussten dafür sorgen, dass alle Unterhändler alarmiert waren. Sich schusssichere Westen besorgten, Waffen bei sich trugen und nie alleine unterwegs waren. Alle Jobs würden in Gruppen abgewickelt werden, auch wenn es nur darum ging, einige Gramm billige Drogen zu vertickern. Vor allem: Natalie würde nie allein unterwegs sein dürfen.
    Schließlich: Sie griff das Thema Cherkasova auf. Die anderen rutschten unruhig auf ihren Sesseln herum.
    Sie wurde deutlich. »Ich weiß, was mein Vater da trieb. Ihr braucht euch nicht zu schämen. Ich verurteile ihn nicht, auch wenn ich nicht gerade überglücklich darüber bin, so etwas zu hören. Aber er war mein Vater. Das reicht aus.«
    Goran übernahm. »Ich habe ein paar Nachforschungen diesbezüglich angestellt. Der Politiker Svelander sitzt in einem internationalen Ausschuss, der sich mit dem Ostseeraum befasst. Ich habe mich umgehört. Dein Vater war involviert, das habe ich herausgefunden.«
    Natalie: »Und inwiefern?«
    »Das weiß ich noch nicht genau. Aber Stefanovic hat ja diese, äh … wie sage ich es am besten, Prostituierte angewiesen, Svelander zu filmen. Der Kerl hat im Ausschuss einen gewissen Einfluss, Bauprojekte in der Ostsee durchzuziehen. Und die Russen bauen eine Gasleitung auf dem Meeresboden. Also hat Stefanovic vor, den verfluchten Kerl mit den Filmen zu erpressen, die diese Frau aufnimmt.«
    Die Männer gaben ihr Feedback: der Wille in ihren Blicken, die Nickbewegungen, ihre murmelnde Zustimmung. Sie kapierten es, sie erfassten es, sie begriffen – hier handelte es sich nicht um den gewöhnlichen unbedeutenden Kleinkram. Hier wurde in einer anderen Liga gespielt. Ganz offenbar. Und Stefanovic versuchte es allein durchzuziehen. Ohne dass
Kums
Tochter ihren Anteil erhielt. Was für ein Arschloch.
    Goran sagte: »Hier geht es um die Russen, darum, dass dein Vater ihnen geholfen hat, indem er Cherkasova benutzte. Vielleicht hat er ihnen auch noch in anderer Hinsicht geholfen. Und jetzt

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