Lass sie bluten
ihn anrufe?«
Hägerström atmete innerlich aus.
So nahe dran, entlarvt zu werden, war er noch nie. Er musste sich zusammenreißen.
Auf der Leinwand lief Werbung für das neue HTC Android-Smartphone. Hägerström saß bequem. Außer ihm befanden sich nur noch zwei weitere Personen im Kino.
Als Teenager hatte er Kinowerbung geliebt. Es war nahezu so, dass er und seine Freunde nur wegen der Werbung ins Kino gingen. Aber das war noch im alten Schweden, bevor der Staat das Werbefernsehen zuließ. Inzwischen war es nur noch nervig.
Danach lief ein Trailer für einen schwedischen Thriller.
Mach sie fertig
. Ausnahmsweise hinterließen die Schauspieler mal einen glaubwürdigen Eindruck – denn ansonsten schienen die schwedischen Thriller nicht gerade stark in der Realität verankert zu sein.
Hägerström war wieder zurück in Stockholm. Im Augenblick saß er im Kino und wartete auf Torsfjäll.
Er hatte sich entschieden zurückzufahren. Die ganze Sache mit Javier war völlig verrückt. Torsfjäll hatte ihn beauftragt, so viele wie möglich von den anderen mit nach Hause zu bringen. Babak war bereits festgenommen und nach Schweden überführt worden. Jorge war bereits zu Hause, wahrscheinlich um das Geld fürs Café aufzutreiben. Was Mahmud trieb, wusste Hägerström nicht, und es hätte auch einige Zeit gedauert, sein Vertrauen zu gewinnen, da sie sich noch nie zuvor begegnet waren. In Thailand hielten sich noch weitere Jungs auf, das wusste er inzwischen. Tom Lehtimäki und Jimmy, aber die beiden hatte er noch nie gesehen. Der Einzige, den er mit nach Hause bringen konnte, war also Javier.
Zehn Minuten später sank Torsfjäll in den Sessel neben ihm. Hägerström drehte seinen Kopf nicht zur Seite, aber er ahnte, dass das Lächeln des Kommissars dasselbe war wie immer. Breit, strahlend weiß und nicht ganz astrein.
Er beugte sich vor und flüsterte Hägerström ins Ohr: »Ist das hier wirklich notwendig? Hätten wir uns nicht wie sonst auch in einer der Wohnungen treffen können?«
Hägerström flüsterte zurück: »Irgendwo gibt es ein Leck. JW ist an massenweise Material herangekommen, das er zu Jorge hinuntergeschickt hat. Er kann es nur von einer Person innerhalb der Reichskriminalpolizei mit höchsten Befugnissen erhalten haben. Es war etwas vom AFR und noch eine Menge anderes.«
»Aber das ist nicht vergleichbar mit der Arbeitsweise meiner Leute. Sie können sich auf diejenigen verlassen, die mit mir zusammenarbeiten.«
Hägerström schüttelte sachte den Kopf. »Sie sind ja auch nicht derjenige, der das Risiko eingeht.«
Torsfjäll lächelte erneut. Er nahm es so hin.
»Haben Sie inzwischen JW getroffen?«
»Nein, ich bin vorgestern erst zurückgekommen. Aber wir haben uns per SMS verabredet. Wir treffen uns bald.«
»Und wie ist es Ihnen gelungen, Javier mit nach Hause zu bringen?«
»Das war kein Problem. Er hatte keine Lust mehr auf Thailand und war der Meinung, dass er wohl auch nach Hause fliegen könne, wenn Jorge es getan hat. Es war also nicht besonders schwer, ihn zu überreden, insbesondere weil ich ihm den Flug bezahlt habe.«
»Gut, sehr gut. Ich habe übrigens zwei weitere Verdächtige des Raubüberfalls in EU -Ländern identifizieren und festnehmen lassen. Das war bedeutend leichter als in diesem verdammtem Asia-Land. Einen Sergio Salinas Morena in Spanien, Jorges Cousin. Und einen Robert Progat in Serbien. Sie werden in einigen Tagen hierher überführt. Weiß Javier schon davon?«
»Ich glaube nicht. Er hat jedenfalls nichts gesagt.«
»Gut, wissen Sie, wo er sich im Augenblick befindet?«
Hägerström wartete mit seiner Antwort. Musste an die gemeinsamen Tage mit Javier in Bangkok zurückdenken. Er vermisste ihn jetzt schon. Es waren noch nicht mal zwei Tage vergangen, seit sie in Arlanda hej gesagt hatten.
Er antwortete ehrlich: »Ich weiß nicht, wo er jetzt ist. Aber ich werde ihn heute Abend treffen.«
Torsfjäll schlug ein Bein über das andere.
Sie schauten sich einige Sekunden lang den Film an. Der Hollywoodschauspieler in der Hauptrolle spielte Tennis.
Torsfjäll flüsterte: »Haben Sie eine Ahnung, wo Jorge sich befindet?«
»Nein. Aber er ist mit Sicherheit in Stockholm. Javier hat gesagt, dass Jorge wahrscheinlich irgendwo in der Nähe Geld versteckt hat.«
»Können Sie Javier dazu bringen, Sie zu Jorge zu führen? Vielleicht heute Abend, wenn Sie ihn sehen? Ich will Javier nicht ergreifen, ohne Jorge gleich mit zu ergreifen, denn sonst riskieren wir,
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