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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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behauptet, dass die Einrichtung seit 1962 unverändert wäre. Und dass die Jack-Vegas-Automaten frustrierten Taxifahrern, die zu wenige Fahrten hatten, Glück brächten. Nach Mitternacht erlaubte das Personal das Rauchen.
    Es war halb eins. Das Café war halb leer. Zwei Männer in Taxilederjacken saßen auf den jeweiligen Hockern vor den einarmigen Banditen. Hinter dem Tresen stand ein beleibter Mann mit Haarnetz und halb offenem Mund. Sein Gesichtsausdruck strahlte nicht gerade Intelligenz aus.
    Vielleicht war der Caféinhaber Lateinamerikaner. Vielleicht wollte Jorge deshalb, dass sie sich ausgerechnet hier trafen.
    Hägerström bestellte einen gewöhnlichen Bullenkaffee und setzte sich an einen der Tische.
    Draußen hinter der Hausecke und in diversen Autos im Viertel sowie in einer Wohnung auf der anderen Straßenseite wimmelte es nur so vor Polizisten. Das Einsatzkommando war vor Ort und bereit, zwei der intensivst gesuchten Männer des Landes zu ergreifen. Hägerström hatte Torsfjäll informiert, sobald er den Treffpunkt erfuhr.
    Was auch immer aus der Operation Ariel Ultra wurde, sie würden zumindest etwas erreicht haben. Nämlich zwei Berufskriminelle festzunehmen, die den schwersten Raubüberfall des Jahres begangen und dabei einen Sicherheitsbeamten lebensgefährlich verletzt hatten. Das würde ein deutliches Signal an die kriminelle Szene und an alle Kids in den Vororten sein, die sich die Kriminellen zum Vorbild nahmen. Es lohnt sich nicht. Die Polizei behält am Ende immer die Oberhand.
    Zugleich verspürte Hägerström einen Kloß im Magen. Seine Verwirrung hatte sich nicht gelegt, seitdem er wieder zu Hause war. Im Gegenteil, sie war noch schlimmer geworden. Er würde dafür sorgen, dass Javier festgenommen und mit größter Wahrscheinlichkeit zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde. Hägerström würde also selbst dafür sorgen, ihn nie wieder zu sehen.
    Es war krank.
    Die Tür wurde geöffnet. Draußen regnete es. Javier betrat das Café. Seine Haare waren nass. Die Wassertropfen rannen nur so über sein Gesicht und den Ansatz seines Dreitagebarts. Er sah zu Hägerström rüber und zwinkerte ihm zu.
    Hägerström schloss für einige Sekunden die Augen – das hier war einfach zu viel für ihn.
    Als er wieder aufschaute, stand Javier am Tresen und bezahlte eine Flasche Coca-Cola Zero.
    Er drehte sich um. »H., bist du schon mal hier gewesen? Du musst Andrés unbedingt kennenlernen. Ein Landsmann von mir.«
    Hägerström hatte richtig gedacht. Der Mann, der im Café arbeitete, war Lateinamerikaner. Javier schien high zu sein – er würde sich leicht festnehmen lassen.
    Fünf Minuten später kam Jorge zur Tür herein. Er trug eine schwarze Windjacke und dunkle Jogginghosen. Er hatte einen Rucksack auf dem Rücken, und es tropfte von seinem ganzen Körper.
    Jorge ging geradewegs auf Hägerströms und Javiers Tisch zu, ohne am Tresen etwas zu bestellen.
    Hägerström brauchte keinem mitzuteilen, dass Jorge eingetroffen war. Das Einsatzkommando hatte mindestens fünf Männer mit versteckten Walkie-Talkies an der Straßenecke stehen, die bereits die Information weitergegeben hatten, dass der Adler gelandet war.
    Jorge und Hägerström gaben sich wie immer die Hand. Jorge schwang seinen Arm und schlug mit der Hand in echter Ghettomanier in Javiers ein.
    Javier grinste. »
Wazzup

    Jorge setzte sich. »Warum zum Teufel bist du denn nach Hause gekommen?«
    Javier schien die Frage nicht weiter zu kümmern. Er hatte wirklich etwas geraucht. »Du bist schließlich auch nach Hause gekommen. Warum sollte ich da nicht auch herkommen?«
    »Du weißt schon, warum.«
    »Aber Mahmud ist entlassen worden. Ich brauchte nicht länger seinen Babysitter zu spielen. Er kommt da unten allein zurecht. Weißt du, wie geil er auf alles war, was nicht nach Krankenschwestern aussah?«
    »Hör zu, du kannst tun und lassen, was du willst. Aber ich werde in ein paar Tagen wieder abhauen. Und dann übernehme ich keine Verantwortung mehr für dich. Wenn sie nach dir fahnden und du hierbleibst, werden sie dich früher oder später einbuchten. Kapiert?«
    Hägerström war erstaunt. So deutlich hatten sie ihre Probleme in seiner Gegenwart noch nie thematisiert.
    Jorge wandte sich Hägerström zu. »Aufseher, du wolltest mit mir übers Business reden?«
    »Die Verkäufer haben erneut von sich hören lassen und rumgenervt. Hast du das Geld inzwischen?«
    »Ja, ich hab’s klargemacht.«
    »Super, dann wird sich alles

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