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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Mit
Scarface
-Postern an den Wänden und einer Sammlung von Pistolen- und Revolverattrappen, die jeden waffengeilen Teenager in Ekstase versetzt hätten.
    Sie hatten Sex in dem schmalen Bett.
    In Bangkok hatten sie sich mehrfach am Tag geliebt. Den Rest der Zeit hatten sie geredet oder etwas unternommen. Natürlich enthielt Hägerström Javier vieles aus Sicherheitsgründen vor, aber dennoch – sie waren sich da unten nahe gewesen.
    Doch hier war es irgendwie stressiger. Hägerström hatte nichts dagegen, Javier zu ficken oder sich von ihm ficken zu lassen. Doch der Kontrast zu Thailand war frappierend. Aber vielleicht war es auch verständlich. Sie waren jetzt wieder zu Hause, und offen zusammen zu sein kam nicht in Frage, weder für Hägerström noch für Javier.
    Sie lagen im Bett. Javier rauchte eine Zigarette. Hägerström war deprimiert.
    Er fragte: »Weißt du, wo Jorge ist?«
    Javier blies durch den Mund Rauchringe aus. »Keine Ahnung. Er wird wahrscheinlich sein Ding machen und wieder zurückfahren. Ich hab auch vor, wieder runterzufliegen. Bin nur hier, um ’ne kleine Pause einzulegen. Und was machst du?«
    »Ich habe meine Sache in Thailand erledigt. Ich bleibe hier.«
    »Aber du könntest doch auch für eine Woche oder so mit zurückkommen, oder?«
    »Wir werden sehen. Der Flug ist ja nicht gerade umsonst. Übrigens, hast du Jorges Nummer?«
    »Nein. Der Kumpel ist absolut sicherheitsfixiert. Ich frag mich, ob er im Augenblick überhaupt ein Handy besitzt. Warum willst du ihn sprechen?«
    Hägerström hatte mit der Frage gerechnet. Er antwortete: »Ich will ihn nicht sprechen. Aber die Thailänder da unten, sie nerven herum wegen des Cafédeals. Sie haben sich schon einmal aus der Sache rausgewunden, aber ich hab sie wieder ins Boot geholt. Und jetzt sind sie wieder kurz davor abzuspringen. Kannst du dich nicht ein wenig umhören?«
     
    Am nächsten Tag fuhr Hägerström nach Lidingö. Das Erste, was er tat, nachdem er aus Thailand zurückkam, war, seinen Anwalt anzurufen und ihn darum zu bitten, ihm ein Besuchsrecht einzuräumen. Anna war erstaunlich nachgiebig. Vielleicht war es ihre Art, es ihm zu danken, dass er sich über vier Wochen zurückgehalten hatte. In den vergangenen Jahren waren böse Briefe ihres Rechtsanwalts, Schlichtungsverfahren und Zusammenkünfte vor Gericht an der Tagesordnung gewesen. Ganz zu schweigen von allen wütenden SMS und E-Mails, die jedes Mal zwischen Hägerström und Anna hin- und hergeschickt wurden, wenn es um das Holen und Bringen von Pravat ging.
    Er holte seinen Sohn von der Schule ab. Sie gingen in Pravats Lieblingspark. Draußen waren es nur zwei Plusgrade. Sie spielten Cowboy und Indianer. Hägerström wünschte, sie wären in Thailand gewesen und hätten dort gespielt.
    Pravat erzählte ihm von der Schule. Er konnte lesen. Malen. Er schrieb Buchstaben.
    Sie überlegten gemeinsam, wie lang Schlangen werden konnten und ob Spiderman tatsächlich fliegen oder ob er nur erstaunlich weit springen konnte.
    Nachdem sie im Park gewesen waren, fuhren sie nach Hause zu Hägerström. Sie bestellten Pizza und aßen sie vor dem Fernseher. Hägerström versuchte seinem Sohn beizubringen, nicht mit offenem Mund zu kauen, in die Armbeuge zu husten und sich mit den Ellenbogen nicht auf dem Tisch abzustützen. Er kam sich vor wie seine eigene Mutter.
     
    Am nächsten Tag erhielt er eine SMS von Javier. »Ich hab ihn.«
    Hägerström rief ihn an. »Ich bin’s.«
    »My friend, ich hab so viel rumgefragt, das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    »Wahnsinn.«
    »Bei seiner Mutter und seiner Schwester, die einfach nur sauer auf ihn waren. Ich hab mit Rolando geredet, einem Kumpel von früher, der inzwischen ’n totales Neun-bis-fünf-Leben führt. Ich hab sogar ’nen ehemaligen Knastbruder von J-Boy aufgetan, Peppe.«
    »Und?«
    »Ich hab ’ne Nummer.«
    »Du bist ein Engel, in mehr als nur einer Hinsicht. Kannst du ihn anrufen und ihm sagen, dass ich ihn so bald wie möglich treffen will? Die Thais wollen sich rauswinden. Wir müssen reden.«
    Hägerström erwog, das Gespräch mit einem Küsschen zu beenden. Doch er besann sich eines Besseren. Nicht, dass es Hinweise darauf gäbe, dass Javiers Handy abgehört wurde, aber wenn dem so war, würde es kompliziert werden.
     
    In der darauffolgenden Nacht. Das Taxicafé in der Roslagsgata. Jeden Tag geöffnet, rund um die Uhr. Die Erbsensuppe und die Pfannkuchen am Donnerstag sollten Gerüchten zufolge einzigartig sein. Es wurde

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