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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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weiter nach. Grub und schaufelte lediglich. Das Einzige, was im Augenblick zählte: die Knete hochholen und zurück nach Thailand fliegen. Er hatte vor, auf den Iraner zu scheißen. Darauf zu pfeifen, wenn der Iraner ihn verpfiff. Darauf zu scheißen, dass die Reichskripo intensiver nach ihm fahnden würde als nach einem Selbstmordattentäter. Er hatte einen funktionierenden Pass. Und einen Kumpel da unten, der aus dem Krankenhaus entlassen worden war.
    Es kam ihm so einfach vor.
     
    Durchgeschwitzt. Scheißgefühl in den Fingern. Wie konnten sich im Laufe eines einzigen Sommers nur so viele Baumwurzeln bilden? Er konnte sich auch nicht an all die kleinen Steine erinnern. Woher kamen die nur? Wuchsen kleine Steine etwa in Erdlöchern, oder was?
    Er betrachtete sein Werk. Ein Haufen Erde neben dem Loch.
    Einen Meter tief.
    Sein Rücken schmerzte.
    Er grub weiter.
    Hackte mit der Brechstange, um den Boden aufzulockern. Die Wurzeln zu kappen. Die Steine wegzuschieben.
    Nach ungefähr einer Stunde: eine Plastiktüte.
    In den Geldkoffern lagen Achthundert, aber Zweihundert hatte er der iranischen Fotze gegeben. Und was war jetzt der Dank dafür? Was für ein Idiot er doch gewesen war. Er hätte Babak besser gleich eine reinhauen sollen.
    Er beugte sich hinunter.
    Sein Puls: BPM i
prestissimo
. Der Schweiß rann ihm in die Augen. Er spürte erneut seinen aufrührerischen Magen. Verdammt, wie ihm das auf den Sack ging.
    Er musste in die Grube steigen. Ergriff die Tüte am oberen Ende. Sie musste vorsichtig ausgegraben werden.
    Er nahm einen kleineren Spaten in die andere Hand. Versuchte mit Mini-Schaufelbewegungen weiter zu graben. Wollte die Tüte nicht kaputt machen.
    Er benötigte zehn Minuten.
    Dann lag die Tüte völlig frei. Er nahm sie hoch.
    Konnte sich nicht zurückhalten.
    Spürte das Gewicht von Sechshunderttausend in Fünfhundertern und Hundertern.
    Er begann sie aufzuknoten.

47
    Es war dunkel.
    Hägerström musste daran denken, wie dämlich er gewesen war. Er hatte das Handy eingeschaltet liegen gelassen und vergessen, es zuzuklappen. Normalerweise benötigte man eine vierziffrige PIN , um sein Handy einzuschalten. Doch wenn es aufgeklappt war, verriegelte es sich nicht von alleine.
    Javier hatte es in der Hand gehalten. Neugierig und unnötig interessiert an Hägerströms Leben, wie er war, hatte er nicht die Finger davon lassen können. Man konnte zwar nicht sehen, wer die Nachricht geschickt hatte, aber allein schon sie zu entdecken, war bedenklich genug.
    »So viele wie möglich nach Hause bringen«, hatte Torsfjäll geschrieben. Es war eine Order. Hägerström konnte seinen Entschluss nachvollziehen. Es war einfacher, Verdächtige in Schweden zu ergreifen, als sich durch tonnenweise Bürokratie hindurchzuarbeiten, um einen internationalen Haftbefehl zu erwirken, und dann noch einmal die doppelte Menge an Bürokratie, um die thailändische Polizei zum Handeln zu bewegen.
    Er lachte und nahm Javier das Handy aus der Hand. »Das ist meine Schwester. Sie will, dass ich so viele von diesen thailändischen Smaragden wie möglich mit nach Hause bringe. Du weißt ja, sie sind hier total günstig.«
    Javier sah ihn lange an.
    Dann stand er auf. Er war ebenfalls nackt. Athletisch und mit Tätowierungen über dem halben Körper, die deutlich seine Gangzugehörigkeit signalisierten.
Alby Forever
auf der einen Schulter. Ein Kruzifix und eine Mini-Uzi über dem Herzen. Und auf dem Rücken
Mamá trató
 – Mama hat es versucht. Darauf war Javier am meisten stolz. Er liebte seine Mutter über alles andere in ganz Alby. Er wollte sie nicht dafür verantwortlich machen, dass er so geworden war, wie er war. Ein Berufskrimineller, ein Ghettogangster. Bisexuell.
    Javier zog seine Unterhose an. Er sagte immer noch nichts. Hägerström blieb stehen und fingerte an seinem Handy herum. Löschte die SMS . Vergewisserte sich, dass er nicht vergessen hatte, die anderen ebenfalls zu löschen.
    Javier fragte: »Warum hast du denn nichts von den Smaragden gesagt?«
    »Ich hab nicht dran gedacht.«
    »Aber wir haben doch die ganze Zeit geredet und geredet. Du hast mir doch von deiner Schwester erzählt. Warum hast du es nicht erwähnt?«
    Hägerström entgegnete: »Ich kann dir doch nicht alles sagen, oder?«
    Javier schwieg erneut. Zog sein T-Shirt an.
    Schließlich sagte er: »Ich hab ’nen Kumpel, Tompa, der hat den absoluten Durchblick, was Smaragde angeht. Er ist oft hier in Bangkok gewesen, um zu zocken. Willst du, dass ich

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