Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
darum.«
    Natalie sah völlig kranke Bilder vor sich. Melissas weitaufgerissene Augen.
    Den Knebel, den sie ihr in den Mund gesteckt hatten. Ihr völlig lädierter Unterleib.
    Markos Jeans waren blutig. Sein T-Shirt zerfetzt. Er trug einen fetten Goldring am kleinen Finger.
    Natalie ging auf ihn zu. Goran hatte ihm gerade ’ne Ladung Prügel verpasst.
    Er wimmerte: »Lasst mich jetzt gehen.«
    Sie fragte: »Und warum?«
    Er spuckte einen Zahn aus. »Ich hab keine Ahnung von dem, was deinem Vater zugestoßen ist.«
    »Na klar, du hast keine Ahnung.«
    »Nein, verdammt. Ich schwör’s. Ich hab keinen blassen Schimmer. Er hatte schließlich viele Feinde. Man kann auch sagen, dass er selbst Schuld hatte.«
    Natalie spürte, wie es regelrecht in ihr zu brodeln begann.
    Sie trat ihm ins Gesicht. Er spuckte Blut.
    Sie bekam noch mehr Blutspritzer auf ihre Hosen.
    Sie fragte: »Und Cherkasova?«
    Marko spuckte einen weiteren Zahn aus. »Mann, ich hab sie nicht getötet.«
    »Das ist mir scheißegal. Jedenfalls warst du es, der den Fitness Club kurz und klein geschlagen und die Leute an der Rezeption fertig gemacht hat.«
    Sie trat erneut auf ihn ein.
    Ein weiterer Zahn fiel zu Boden.
    Goran schrie: »Du hast dich für die falsche Seite entschieden, du Idiot.«
    Natalie ergriff Gorans Baseballschläger. Zog Marko damit eins über die Beine und den Bauch. Schlug mit voller Kraft mit dem Ende in sein Gesicht.
    Seine Nase glich einer einzigen blutigen Masse. Er schrie auf.
    Aus seinem Mund drangen rote Schaumbläschen. Blut. Zähne. Schleim. Lippensubstanz.
    Natalie wurde lauter: »Halt die Klappe, du Schwein. Was war mit meinem Vater?«
    Der Sturm in ihrem Inneren hämmerte gegen ihr Stirnbein.
    »Ich habe keine Ahnung.« Markos Stimme klang verzweifelt.
    Sie trat ihm gegen die Stirn.
    Er weinte, schniefte, flehte um Gnade.
    Sie sah erneut Bilder von Melissa vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen. Sie schlug ihm mit dem Baseballschläger auf den Schwanz.
    Er schrie wie am Spieß.
    Sie schlug erneut auf dieselbe Stelle.
    Er schrie immer weiter. Weinte. Hustete.
    Sie holte mit beiden Händen aus, wie beim Golfschwung.
    Er brachte nur noch einen pfeifenden Ton heraus.
    Er verstummte.
    Natalie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Kam langsam wieder runter. Schaute Goran an. »Schneid ihm den kleinen Finger mit dem Ring ab und schick ihn an Stefanovic. Und dann machst du ihn fertig.«
    Sie verließ den Kühlraum. Mit Sascha im Schlepptau.
     
    Sie duschte sich nicht in der normalen Dusche neben ihrem Zimmer, sondern nahm die Dusche im Keller. Ihre Mutter schlief. Sascha war oben. Es war halb ein Uhr nachts.
    Sie machte ihre Haare nass und massierte Shampoo hinein: Redken All Soft. Neigte den Kopf nach hinten und spülte es wieder heraus. Dann wrang sie ihr Haar aus, drückte es wie einen Schwamm aus. Sie nahm Balsam: dieselbe Marke, Redken All Soft. Ließ es eine Weile lang einwirken. Duschte ihren Körper und die Arme ab. Feilte ihre Fersen mit einer Fußfeile, die sie immer noch hier unten liegen hatte. Dann schaltete sie auf die Regendusche um. Setzte sich auf den Wannenboden. Ließ das warme Wasser auf sich herunterrieseln. Die Glastür der Duschkabine beschlug. Sie cremte sich mit einer extra Portion Duschcreme ein: Dermalogica Conditioning Body Wash. Wusch sich, während das Wasser lief. Der Boden war voller Schaum. Sie stellte fest, dass sie ihre Beine schon seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert hatte. Sie schob die Duschkabinentür auf. Stieg hinaus. Das Wasser tropfte auf den Fußboden. Sie suchte im Badezimmerschrank nach einem Rasierhobel. Darin lag ein ungeöffnetes Päckchen. Sie stieg wieder in die Dusche. Ließ das Wasser weiterlaufen. Rasierte sich mit langsamen Bewegungen die Beine.
    Es war angenehm entspannend.
    Sie dachte nicht mehr an den Krieg mit Stefanovic. Sie dachte nicht an Melissa. Sie dachte nicht einmal an ihren Vater. Sie genoss lediglich die Wärme und das Gefühl, wie ihre Haut vom Wasser weich wurde.
    Sie sah JW ’s Gesicht vor sich.
    Sie wusste, was er von ihren Aktionen gegen Stefanovic hielt, auch wenn er es noch nicht erwähnt hatte.
    JW würde mit einem neuen Planungsentwurf auf sie zukommen – als sie sich zum zweiten Mal im Teatergrill trafen, hatte er versprochen, ihr zu helfen. Zum einen, indem Bladman ihr alle Unterlagen zu den Aktivposten ihres Vaters zugänglich machte und dafür sorgte, dass sie und ihr Anwalt eine Vollmacht erhielten, zum anderen, indem er sich für eine Seite

Weitere Kostenlose Bücher