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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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regeln.«
    Jorge entgegnete: »Es gibt da nur ein kleines Problem, aber das wird JW für mich lösen.«
    Sie quatschten einige Sekunden lang.
    In der Türöffnung ertönten Rufe.
    Hägerström wusste ungefähr, was jetzt geschehen würde.
    Vier schwarzgekleidete Einsatzpolizisten stürmten herein. Mit Sturmhauben und Helmen auf den Köpfen. Schusssichere Westen in schwerster Ausführung am Körper. Ihre Mp 5 mit Laservisier schussbereit in den Händen.
    Sie brüllten: »Sie sind festgenommen, legen Sie sich flach auf den Boden!«

48
    Natalies Hosen waren mit Blut bespritzt. Oberhalb der Knie bildeten sich kleine dunkle Flecken. Vielleicht würden sie beim Waschen rausgehen. Es war ihr egal, ansonsten würde sie sie wegschmeißen. Was getan werden musste, musste getan werden. In Zukunft würden es noch mehr Blutflecken werden.
    Sie setzte sich auf einen Plastikstuhl. Schloss die Augen. Sah vor ihrem inneren Auge Bilder aus den vergangenen Tagen vorbeiziehen.
    Melissa hatte am Sonntag immer noch nichts von sich hören lassen. Natalie wartete bis Montag. Sie rief abends von zwei verschiedenen Telefonnummern aus an. Cherkasovas Handy war ausgeschaltet, keine Mailbox. Sie versuchte es am Dienstag erneut. Schließlich bat sie Sascha, ihr eine SMS zu schicken. Dasselbe – keine Reaktion.
    Daraufhin beschloss sie, zu ihr nach Hause zu fahren.
    Dort draußen: Mehrfamilienhäuser auf der einen und eine große Schule auf der anderen Seite. Solna: kein Ghettovorort wie die südlichen Territorien oder die Orte entlang der blauen U-Bahnlinie. Kein Villenvorort wie der, in dem Natalie wohnte, oder die anderen nördlichen Villengebiete. Solna: irgendwo dazwischen. Wie Vanilleeis. Wie Milch mit mittlerem Fettgehalt. Wie Kungsholmen im Verhältnis zu Östermalm und Söder.
    Sie traf sich mit Adam und Sascha auf der Straße.
    Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Er sagte: »Ich sitze seit gestern Nachmittag um fünf Uhr im Wagen. Hab sie weder raus- noch reingehen sehen.«
    »Wir gehen rein«, entschied Natalie. Sie wurde von bösen Vorahnungen geplagt. Hatte einen kleinen Kloß im Magen.
    Adam kannte den Code für die Haustür. Er öffnete sie.
    Es gab keinen Aufzug. Sie gingen die Treppen hinauf.
    Natalie klingelte an der Wohnungstür. Sie warteten.
    In der Wohnung blieb es still.
    Sie klingelte erneut.
    Sie klopften.
    Adam hielt sein Ohr gegen die Tür.
    »Drinnen ist es absolut still. Vielleicht schläft sie.«
    Sie klopften erneut.
    Nichts geschah.
    Adam drückte den Türgriff herunter.
    Die Tür war offen.
    Irgendetwas war faul.
    Adam wie ein erfahrener Bulle aus dem Einsatzkommando: zog seine Pistole und hielt sie vor sich.
    Irgendetwas war verdammt faul.
    Sie gingen rein.
    Natalie stand im Flur und sah sich um. Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer. Sofakissen und DVD s lagen über den Fußboden verstreut. Ein Bücherregal war umgestoßen worden. Die Gardinen heruntergerissen. Taschenbücher, gerahmte Fotografien, kleine dekorative Puppen, Aschenbecher und Zigarettenschachteln über den ganzen Raum verteilt. Selbst Pizzakartons waren in kleine Stücke zerrissen.
    Verdammt.
    Sascha rief von der Küche aus: »Hier hat jemand ’n ziemliches Durcheinander veranstaltet. Ich denke mal, wir fassen lieber nichts an.«
    Natalie machte ein paar Schritte in Richtung Küche.
    Sie hörte Adams Stimme. Sie war ziemlich zittrig.
    »Natalie, komm her.«
    Er stand im Schlafzimmer. Sie ging zu ihm. Der Kloß in ihrem Magen wuchs sich jetzt zu der Größe einer Orange aus.
    Im Zimmer waren die Gardinen vorgezogen. Es war relativ dunkel. Alle Schubladen waren aus den Schränken gezogen. Topps, Röcke, Strümpfe und Slips über den Fußboden verteilt.
    Es roch merkwürdig. Auf dem Bett lag Melissa mit einer blutigen Bettdecke über sich. In ihrem Mund steckte eine Art Knebel.
    Der Tod hatte ihr ein völlig anderes Aussehen verliehen – ein keineswegs schmeichelhafter Anblick. Aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Der Glanz ihrer Haut war ebenfalls verschwunden. Kein charmanter Ausdruck mehr in ihren Augen. Melissa hatte ängstlich gewirkt, als Natalie sie zum ersten Mal verfolgt hatte. Aber die Angst, die jetzt in ihrem Blick zu lesen war, war völlig anderer Natur. Wie auch immer der Tod aussehen mochte, Melissa Cherkasova stand er schlecht zu Gesicht. Das war hundertprozentig sicher.
    Adam beugte sich hinunter und schob die Decke weg.
    Melissas Körper war übel zugerichtet. Auch das Bettlaken und die Matratze waren blutig.
    Ihre

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