lebt.«
»Aha. Und was für eine Art von Arbeit suchen Sie?«
»Als Sicherheitsbeamter, Aufseher oder dergleichen.«
»Und wie bestreiten Sie zur Zeit Ihren Lebensunterhalt?«
»Ich wohne günstig und habe etwas auf die Seite gelegt.«
»Wo wohnen Sie?«
»Auf Östermalm. In einer Eigentumswohnung mit drei Zimmern in der Banérgata.«
Hägerström sah Flemström direkt in die Augen. Sie reagierte unmittelbar, als er sagte, wo er wohnte. Dieselbe Reaktion hatte er schon viele Male bei Polizeikollegen erlebt. Die Wohnsituation signalisierte nicht gerade Mittelschicht. Und Flemström dachte mit Sicherheit: Wie kann sich ein ehemaliger Polizist und Beamter im Strafvollzug nur eine Eigentumswohnung auf Östermalm leisten?
Sie fuhr fort. Beugte ihren Oberkörper über den Tisch in Richtung Hägerström vor.
»Und Jorge Salinas Barrio, woher kennen Sie ihn?«
»Ich kenne ihn nicht.«
»Sind Sie ihm schon einmal zuvor begegnet?«
»Wenn Sie den Freund von Javier meinen, ja, einmal, das war ebenfalls in Thailand.«
»Kennt er Javier gut?«
»Ja, das glaube ich schon. Ich glaube, dass sie gut befreundet sind. Sie kannten sich jedenfalls schon vor der Zeit in Thailand.«
Kriminalinspektorin Flemström lehnte sich zurück. Zufrieden mit der Antwort. Erneut: Vernehmungstechnik der simplen Art. Man beugt sich vor, wenn man attackiert, und lehnt sich zurück, wenn man die Antwort erhalten hat, die man haben wollte. Sie fuhr fort.
»Was hat er im Café Koppen gemacht?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich wusste nicht, dass er kommen würde. Vielleicht hat Javier sich mit ihm verabredet.«
Im Vernehmungsraum war es kalt. Hägerström schaute zum Heizkörper rüber, der an der Wand hing. Er war bestimmt außer Funktion.
Flemström fuhr fort: »Babak Behrang – sagt Ihnen dieser Name etwas?«
»Nein.«
»Haben Sie schon einmal von ihm gehört?«
»Nein, keine Ahnung.«
»Mahmud al-Askori, sagt Ihnen dieser Name etwas?«
»Nein, nie gehört, nie gesehen.«
»Nein. Und wie sieht es mit Robert Progat aus?«
»Nein, dito.«
»Tom Lehtimäki?«
»Dito. Wer sind diese Leute?«
Flemströms Antwort kam rasch: »Hier stellen wir die Fragen.«
Hägerström wurde erneut bewusst, wie unprofessionell sie war. Die richtige Technik hätte darin bestanden zu versuchen, eine Verbindung zu ihm herzustellen, ihm ein gutes Gefühl zu vermitteln, zu signalisieren, dass er nichts zu befürchten hätte. Und ihn nicht auf diese Weise abzufertigen. Er sah zu Håkan Nilsson rüber und versuchte zu erkennen, ob er merkte, dass es Hägerström bewusst war.
Seine Reaktion fiel jedoch ungefähr ebenso nichtssagend aus wie die des Heizkörpers an der Wand. Nilssons Blick war eiskalt.
Er musste erneut an Javier denken. Er hoffte, dass die Männer vom Einsatzkommando ihn nicht ernsthaft verletzt hatten. Hägerström würde bald wieder gehen können. Doch Javier würden sie mit großer Sicherheit festhalten, denn das war ja die Absicht hinter dem Zugriff. Es war ein merkwürdiges Gefühl.
Er dachte darüber nach, was er getan hatte.
Wie würde das Ganze wohl enden? Wie würde er es schaffen, Javier wiederzusehen?
***
Von: Lennart Torsfjäll [
[email protected]]
Gesendet: 8. Oktober
An: Leif Hammarskiöld [
[email protected]]
Kopie:
Betreff: Operation Ariel Ultra; Schokoritter
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Leif,
ich maile Dir in dieser frühen Morgenstunde, damit Du angesichts der morgendlichen Schlagzeilen in den Zeitungen keinen Schock erleidest. In der vergangenen Nacht wurde ein Zugriff durchgeführt, in den der Operateur mit dem internen Codenamen Schokoritter involviert ist.
Wie Du weißt, bestand der Auftrag des Schokoritters hauptsächlich darin, im Hinblick auf schwere Wirtschaftskriminalität Informationen zu sammeln. Diesbezüglich ist es ihm gelungen, an JW , Johan Westlund, heranzukommen, der als Hauptverdächtiger hinter den umfangreichen Geldwäscheaktionen gilt, zu denen die Abteilung für Wirtschaftskriminalität im Rahmen des Projekts Tintenfisch im Augenblick ermittelt (s.a. mein beigefügtes Promemoria). Während der vergangenen Wochen hat der Schokoritter ebenfalls Zugang zu einer Gruppe berufskrimineller sogenannter Neuschweden erhalten, die verdächtigt werden, hinter dem Überfall auf den Geldtransporter in Tomteboda zu stehen. Ich habe ihn selbst in diese Richtung geleitet, da ich der Meinung bin, dass wir auf diese Weise zwei Fliegen mit einer