Lass sie bluten
selbst ein Managementunternehmen, Northern White Asset Management, und Briefkastenbanken, die sich um alles kümmerten. Der Typ hatte Kontakt zu Offshore-Institutionen und Rechtsanwaltskanzleien, die ihm mit gefakten Rechnungen, Trusturkunden, Zertifikaten und anderen Unterlagen halfen, die sie benötigten, um den Schein legitimer Transaktionen zu wahren.
Er sorgte dafür, dass Rechnungen verschickt wurden und dass die Banken Kreditkarten ausstellten. Kurzum: Der Typ hielt die Fäden in der Hand. Und der Mann war vertrauenswürdig. Sowohl bei den Leuten dort unten als auch bei den Kunden hier zu Hause.
Last but not least: Die Einführung. Die Reintegration der Gelder in die legale Wirtschaft. Der letzte Schritt. Der wichtigste Schritt. Alle wollten frei über ihre Aktivposten verfügen, ohne verdächtigt zu werden.
JW hatte einen elementaren Plan erstellt. Viele Kunden fragten nach besonderen Verfahren. Manchmal liehen ausländische Unternehmen ihren Kunden Geld. Diese Darlehen erklärten, warum Kunden aus dem Nichts plötzlich über viel Geld verfügten. Manchmal kauften ausländische Unternehmen auch Gebäude von Kunden zu einem absolut überteuerten Preis. Der Gewinn war aber vollkommen legal und wurde auch versteuert. Manchmal wurden Trusts erstellt, die an der Börse reale Investitionen tätigten: Die Gewinne waren weiß wie Schnee, auch wenn das Grundkapital blutig war. Manchmal bezahlte auch das Unternehmen in Panama schlicht und einfach die Krankenversicherung, die Villa oder das siebzig Fuß lange Motorboot des Kunden. Wie sollten da die Behörden in Schweden jemals herausfinden, dass der Kunde eine Sunseeker Yacht in der Marina in Cannes liegen hat?
Doch JW ’s Lieblingsplan war ein anderer. Er war absolut sauber und zugleich unglaublich simpel.
Die Gelder wurden in das Unternehmen des Kunden in einem geeigneten Land transferiert. Das Unternehmen schloss einen Vertrag über JW ’s Northern White Asset Management und eröffnete Bankkonten in einer größeren, bekannten Bank. Diese Bank stellte der Northern White Asset Management Kreditkarten auf Rechnung des Unternehmens des Kunden aus. Die Kreditkarten wurden daraufhin an den Kunden in Schweden geschickt.
Also: Ganz plötzlich hatte der Kunde Zugang zu einer Karte, die ihm Zugriff auf all die Gelder ermöglichte, die er mittels Bankraub, Erpressung, Drogengeschäften, Zuhälterei oder ganz gewöhnlicher Steuerhinterziehung eingesackt hatte. Und auf dieser Karte stand niemals irgendein privater Name. Keiner konnte den Kunden mit all dem Geld in Verbindung bringen, das ausgegeben wurde. Stattdessen lief alles über das Northern-White-Unternehmen.
Es war so einfach. Es war so sauber.
JW grinste. »Ich besitze selbst eine MasterCard Gold. Ausgestellt von einer Bank auf den Bahamas, Arner Bank & Trust. Und Vater Staat wird nicht einmal erfahren, dass ich wie ein Oligarch konsumiere.«
Natalie hörte ihm zu.
JW sagte: »Wir haben über zweihundert Kunden in Schweden. Von den Leuten deines Vaters bis hin zur Finanzelite auf Djursholm. Alle wollen die Steuer irgendwie umgehen. Und alle schaffen es dank der Hilfe von Bladman, meinem Luxusmann da unten und mir.
Ehrlich gesagt, Natalie war beeindruckt. Von der Größe, der Anzahl der Kunden und der Komplexität. Aber am meisten beeindruckte sie, dass es ihm gelungen war, das Ganze aus dem Knast heraus zu betreiben.
»Wie hast du es eigentlich aus dem Gefängnis heraus gemanagt?«
Er lachte: »Ich hatte gewisse Unterstützung, wenn ich das so sagen darf.«
JW stand auf und zog sich an.
Natalie setzte sich auf die Bettkante. Zog ihren Slip an und hakte ihren BH wieder zu.
Sie sagte: »Du willst also, dass dieser Krieg aufhört, und du willst, dass ich mit dir zusammenarbeite. Aber du hattest noch einen weiteren Vorschlag. Du wolltest noch mehr von mir. Was soll das sein?«
»Wie ich schon sagte: Ich möchte zum einen, dass du in Zukunft nur noch mich beauftragst.«
Natalie zog sich die Hose an. »Das ist kein Problem.«
»Zum anderen will ich den uneingeschränkten Schutz deiner Organisation, wenn die Scheiße in die Klimaanlage gerät.«
Sie sah ihn fragend an. Überlegte, ob es mit Melissa Cherkasova zu tun hatte. Oder mit dem Politiker Bengt Svelander. Oder vielleicht mit dem russischen Bauprojekt in der Ostsee, Nordic Pipe.
Natalie meinte: »Das hast du bereits gesagt. Und was willst du noch?«
JW schaute ihr in die Augen. »Ich will, dass du Stefanovic tötest.«
Eine Sekunde lang
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