Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
umsetzten. Es handelte sich um bargeldintensive Branchen – das war perfekt. Die Banken fanden, dass alles normal aussah, während sie zehn Riesen pro Tag in die Nachttresore warfen. Aber das Beste war immer noch die Exportfirma. Alle Zahlungen gingen aus dem Ausland ein: aufgeblasene Rechnungen, die für null Lieferungen ausgestellt wurden.
    JW kontrollierte alles intensiv: Die Beträge durften nicht überdimensional anwachsen, sie mussten dem erwartungsgemäßen Tagesumsatz der erfundenen Unternehmen entsprechen, und sie mussten in alten zerknitterten Scheinen eingezahlt werden.
    Summa summarum: Sie hatten eine große Anzahl von Vorgehensweisen. Viele Möglichkeiten, das illegale Bargeld ins System einzuschleusen.
    Aber sie wickelten nicht alles über die Unternehmen ab. Einen Großteil ließen sie durch sogenannte Smurfs einzahlen – Obdachlose, Alkoholiker und Kleinkriminelle. Nicht durch Drogenabhängige oder Spielsüchtige, denn auf sie konnte man sich nicht verlassen. Einzahlungen mittels Cash direkt bei Western Union, Moneybooker, Forex und vor allem bei den Geldwechselinstituten, in denen JW ’s Partner saßen. Sie mieden das
Hawala
-System und Leute aus Afrika – dort war die Terrorhysterie zu groß. Die Smurfs zahlten jedes Mal kleine Beträge unter zehntausend Kronen auf die Konten der schwedischen Unternehmen oder ausländische Firmen ein. Es kam dennoch viel zusammen: Ein einziger Typ konnte in der Stadt herumwandern und pro Tag bis zu fünfzehn Einzahlungen vornehmen.
    Und last but not least: Oftmals benutzten sie Maultiere. Füllten Reisetaschen mit tausend fest verschnürten Fünfhundertern, versteckten Euroscheine in der Innenverkleidung von Autos, ließen irgendeinen armen Teufel mit einem Magen voller Diamanten losfahren. Es war natürlich gefährlich – das Maultier konnte gefilzt werden oder einen hereinlegen. Aus diesem Grund benötigte JW gefährliche Freunde. Er musste sich Unterstützung von den richtigen Organisationen holen. Die die Maultiere von dummen Versuchen abschreckten.
    Summa summarum: JW behauptete, dass er mehr als hundert Mille pro Jahr an sicheren Orten investierte.
    Der zweite Schritt war noch raffinierter. Das Anhäufen an sich.
    Sie besaßen Unternehmen in Liechtenstein, auf den Kaimaninseln, der Isle of Man, in Dubai und in Panama. Sie hatten sogar eine eigene Briefkastenfirma auf Antigua gekauft, von wo aus sie das Ganze kontrollierten. Northern White Bank Ltd. – JW liebte diesen Namen. Falls sie die Blicke auf sich ziehen sollte, konnte sie selbst entscheiden, ob sie die ganze Bank schließen und die Buchführung vernichten sollten. Ups, bei uns brennt es gerade – was für ein unglaubliches Pech.
    Sie eröffneten Bankkonten für Unternehmen in diesen Staaten oder in anderen Ländern mit noch ausgeprägterer Geheimhaltungspflicht. Sie hatten
walking accounts
in über zehn Ländern, durch die sie alle Einzahlungen hindurchschleusten. Die Idee dahinter: Die Bank hatte deutliche Anweisungen, alle eingegangenen Geldmittel automatisch zur nächsten Bank im nächsten Land weiterzutransferieren. Jedoch nicht zu schnell, denn wenn man eine Einzahlung sofort weiterleitete, schöpften die anständigen Banken Verdacht und aktivierten ihre Warnsysteme. Die Anweisungen lauteten, die Konten innerhalb eines Zeitraums von neunzig Tagen zu leeren. Stück für Stück. Es gab: noch striktere Anweisungen für den Fall, dass eine Behörde von sich hören ließ und Informationen über irgendwelche Transaktionen einholen wollte. Dann hatte die Bank die andere Bank im anderen Land zu informieren, die wiederum die Gelder unmittelbar weitertransferieren musste. Dadurch wurde es für den Großen Bruder etwas knifflig, dem Ganzen nachzugehen. Noch besser: Falls sich die Dinge zuspitzen sollten, hatte man eine Art
early warning system
.
    Der Plan und die Strukturierung variierten je nach Kunde und Höhe des Betrags.
    Viele Banken befanden sich in europäischen Ländern oder Staaten in der Karibik. Aber JW meinte, dass die Dinge aktuell im Fluss wären. Eigentlich eigneten sich Panama und gewisse Emirate am besten.
    Und JW hatte den perfekten Bankmann aufgetan. Er wollte seinen Namen nicht nennen, aber der Typ war zuvor offenbar Direktor und Chef einer Filiale der Danske Bank gewesen. Ein guter Mann. Ein Mann aus der realen Geschäftswelt. »Mein Mann an der Front«, wie JW es formulierte.
    Der Typ wohnte unten in Liechtenstein, reiste jedoch hauptsächlich in der Welt herum. Leitete

Weitere Kostenlose Bücher